Innovationspreis Wie Unternehmen auf bessere Ideen kommen

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"Lenses of Innovation"

Die besten Bilder der Preisverleihung 2013
Außenansicht Bayerischer Hof Quelle: Nicole Richter
Empfang zur Verleihung des Innovationspreises 2013 Quelle: Nicole Richter
Sabine Neumann und Christoph Großmann Quelle: Nicole Richter
Roland Tichy und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler Quelle: Nicole Richter
Jonglage-Künstler Till Pöhlmann Quelle: Nicole Richter
Tom Buhrow Quelle: Nicole Richter
Die Preisträger des Deutschen Innovationspreises 2013 Quelle: Nicole Richter

Um den Blick zu weiten, empfiehlt Gibson den Unternehmen daher, verschiedene Perspektiven – sogenannte "Lenses of Innovation" – zu nutzen, um Kundenbedürfnisse und Geschäftschancen systematisch neu zu betrachten:

"Der Nutzer ist die Quelle der Innovation", sagt Frank Piller, Professor für Innovationsmanagement an der RWTH Aachen, "vor allem der frustrierte." Das gilt für die Sekretärin und spätere Unternehmerin Bette Nesmith Graham, die Tipp-Ex erfand, ebenso wie für Promi-Koch Dawson.

Von kreativen Kunden und erfahrenen Fachleuten zu profitieren war für Unternehmen noch nie einfacher: Über virtuelle Wissensplattformen öffnen sie ihre Forschungslabore nach außen. Die Web-Site Ideaconnection.com sammelt solche Beispiele: vom Pharma-Konzern Boehringer Ingelheim, der über das Forum Kaggle mehr als 800 externe Wissenschaftler gewonnen hat, um nach einem Algorithmus für die Veränderlichkeit von Molekülen zu forschen. Oder dem Spielzeughersteller Lego, der Bastler auf der Plattform Cuusoo Produktideen veröffentlichen und von der Community bewerten lässt.

Auch die Deutsche Bank nutzt unterschiedliche Wissensquellen. "Man kann Innovation nicht verordnen", sagt Gerlinde Siebert, die den Bereich Product Innovation im Privatkundengeschäft leitet, "aber das Klima dafür schaffen.“" Regelmäßig veröffentlicht das Management auf einer Info-Plattform für Mitarbeiter aktuelle Fragen. Zum Beispiel wie sich Kreditvergabe und soziale Medien miteinander verknüpfen lassen. Und um herauszufinden, wie Finanzprodukte für junge Menschen aussehen sollen, befragen Mitarbeiter die potenziellen Kunden zum Beispiel direkt auf dem Uni-Campus oder in der U-Bahn.

Fachgrenzen sprengen

Lange prägte vor allem in den USA der erfolgreiche Einzelkämpfer das Bild vom Innovator. Doch dieser Champions-Gedanke ist heute überholt. Innovationsforscher Piller beschreibt den modernen Innovator als "Orchestrator", der für das beste Ergebnis verschiedene Experten zusammenbringt.

Fünf Jahre lang erforschte der schwedische Architekt Wilhelmson das Wachstum von Slumgebieten in Ländern der Südhalbkugel. Deren Bewohner leben in teils katastrophalen Hygiene-Verhältnissen. In den Armenvierteln der indischen Millionenmetropole Mumbai etwa kommt auf 500 Einwohner eine öffentliche Toilette. Moderne Abwassersysteme würden illusorische Investitionen erfordern.

Auf der Suche nach Alternativen sammelte Architekt Wilhelmson Forschungsergebnisse, sprach mit Agrarwissenschaftlern und Ingenieuren und entwickelte schließlich ein Produkt namens Peepoo. Es ist eine Art High-Tech-Tütentoilette, die unter anderem Harnstoffpulver enthält, das Krankheitserreger vernichtet. Außerdem ist die Tüte völlig kompostierbar. Löst sie sich auf, entsteht ein wirksamer Dünger.

Erste Feldversuche, um die Produktakzeptanz genauso bei Muslimen in Bangladesch wie bei Nomaden in Somalia zu testen, wurden durch Spenden finanziert. Das Geschäftsmodell für sein Unternehmen Peepeople fand Wilhelmson in der sozialen Wirklichkeit der Slums: Geschulte Verkäuferinnen vertreiben die Tütentoilette nach dem Prinzip der Tupper-Partys. Die Nutzer bekommen Pfand zurück, wenn sie die Tüten an einer der zahlreichen Sammelstellen abgeben. Der Dünger wiederum wird günstig an Bauern verkauft.

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