Wenn all die Pläne jetzt auch umgesetzt werden, könnte es die Entfesselung einer Behörde bedeuten, die jahrelang vor allem dann wahrgenommen wurde, wenn sie ein Katastrophen-Kochbuch für die Ernährung bei Stromausfall veröffentlichte. Oder wenn etwas schiefging, wie etwa beim bundesweiten Warntag 2020, als schweigende Sirenen und steckengebliebene App-Alarme für Spott in sozialen Medien sorgten.
Damit soll nun Schluss sein. „Wir sind weder Chefentschieder, noch Chefeinkäufer, wir wollen Cockpit sein und Koordinator“, umreißt Schuster, wie er sein Amt in Zukunft sieht.
Katastrophenmanager und Hilfspfleger
Doch Schusters Anspruch geht weiter. Der Bund solle in Zukunft wieder in die Ausbildung von Pflegehilfskräften einsteigen, um in Schadenslagen beispielsweise das Personal in Kliniken unterstützen zu können. Während des Kalten Krieges gab es mehr als 100.000 qualifizierte Schwesternhelferinnen und Pflegehelfer, die auch in Coronazeiten das Personal hätten entlasten können.
Zusätzlich will Schuster die existierende Katastrophenschutzschule im rheinland-pfälzischen Ahrweiler zum bundesweites Bildungszentrum ausbauen. Dort und an einem neuen, zweiten Standort, voraussichtlich in der Nähe von Berlin, sollen Beschäftigte und Angehörige aus verschiedensten Behörden und Hilfsorganisationen in weit größerer Zahl als bisher als Katastrophenmanager geschult werden.
Und er will die vermittelten Kompetenzen künftig auch wieder regelmäßig praktisch abrufen. „Ich hoffe sehr, dass die gemeinsamen Katastrophenschutzübungen vor dem Hintergrund der Coronaerfahrungen nicht bloß eine Renaissance erleben, sondern dass auch die Erkenntnisse daraus anschließend in politisches Handeln umgesetzt werden.“
Ein mehr als begründeter Hinweis, wie der Blick auf die Lükex-Übung des Jahres 2007 belegt, die sich ebenfalls schon mit den Folgen einer flächendeckenden Pandemie befasst hatte. Eine der Erkenntnisse damals: Vor allem das Impfen könnte Probleme bereiten. Gelernt hat das Land daraus offensichtlich nicht. „Das“, sagen Schuster und sein Minister nun unisono, „darf uns nicht mehr passieren.“
Mehr zum Thema: 2012 hatten Forscher für die Bundesregierung die Folgen eines Virusausbruchs simuliert – und die Coronapandemie treffend vorhergesagt. Nun haben die Experten das nächste Szenario untersucht: ein großes Erdbeben nahe Köln. Und kommen erneut zu erschreckenden Erkenntnissen.