Das Verfahren, um den schwarzen Schatz zu bergen, ist nicht neu. Vor allem britische und sowjetische Ingenieure entwickelten die Technologie Anfang des 20. Jahrhunderts.
Zwar gibt es verschiedene Wege, unterirdisch Kohle zu verbrennen. Aber sie alle basieren auf demselben Prinzip (siehe Grafik): Auf der einen Seite pumpen die Techniker Luft oder Sauerstoff, vermischt mit Wasserdampf, in die Flöze; nur so kann die Kohle brennen. Über eine zweite Bohrung saugen sie den Gasmix aus Methan, Wasserstoff, Kohlendioxid und -monoxid an die Oberfläche. Er ähnelt in seiner Zusammensetzung dem Stadtgas, mit dem die Haushalte in deutschen Kommunen lange heizten und kochten.
Das Gas können Kraftwerke künftig zur Stromerzeugung nutzen, Raffinerien es in Diesel oder Benzin umwandeln, Chemiefabriken daraus Kunststoffe herstellen. Das klimaschädliche CO2, das bei der Kohlevergasung unter Tage entsteht, wollen die Betreiber in den Kohleflöz zurückpressen. Damit wäre das Verfahren klimafreundlicher als Kraftwerke, die Kohle oberirdisch verbrennen und bei denen das CO2 in die Atmosphäre entwischt.
Ähnliche Diskussion wie bei Fracking
Erste Hinweise, ob sich das Verfahren rechnet, gibt es auch schon: Wissenschaftler des Deutschen Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) kamen in einer detaillierten Untersuchung eines Kohlevorkommens in Bulgarien auf Kosten von rund sieben Cent pro Kilowattstunde Strom. Damit wäre der Gasmix konkurrenzfähig zu Erdgas.
Mehrere Pilotprojekte haben zudem bewiesen, dass das Verfahren funktioniert. In den Achtzigerjahren förderte ein deutsch-belgisches Projekt erfolgreich Synthesegas. In Australien investierten die zwei Unternehmen Linc Energy und Cougar Energy mehr als 550 Millionen Dollar in Pilotanlagen, die seit 1999 in Betrieb waren. Sogar Autos fuhren mit dem dort produzierten Sprit.
Dann allerdings beendeten sie Ende 2013 die Förderung. Der Hintergrund: Aus einem defekten Bohrloch waren geringe Mengen krebserregender Stoffe, darunter Benzol, in das Grundwasser ausgetreten. Die Behörden stoppten die Produktion.
Damit droht dem Verfahren eine ähnliche Diskussion über mögliche Risiken wie beim Fracking, bei dem Techniker Wasser und Chemikalien in den Boden pressen. Denn neben den nützlichen Gasen entstehen bei der Kohleverbrennung immer auch giftige Stoffe, von Benzol bis hin zu Schwefelwasserstoff. Damit sie nicht durch die Gesteinsschichten herauf in das Grundwasser steigen, müssen die Betreiber Druck und Temperatur im Flöz genau kontrollieren und dafür sorgen, dass die Bohrlöcher dicht bleiben.