Kohlevergasung Umweltkatastrophe oder Lösung der Energieprobleme?

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Tests in der Mongolei und Alaska

Weltweit lagern riesige Mengen Erdgas in schwierig zu erreichenden Gesteinsschichten. Neue Fördertechniken ermöglichen es jetzt, sie wirtschaftlich zu erschließen.

Ob das Verfahren wirklich so klimafreundlich ist wie behauptet, hat der Geowissenschaftler Thomas Kempka vom GFZ in Potsdam zusammen mit anderen Forschern untersucht. Dafür hat er im Labor eine Kohlevergasung nachgestellt. Das Resultat: In den Flözen lassen sich rund 20 Prozent des entstehenden CO2 speichern – den Rest müssten die Ingenieure an anderer Stelle in die Erde pressen. Großtechnisch erprobt ist das Verfahren aber nicht.

Am Ende bleibt zudem die Frage, wie gut sich das Kohlefeuer kontrollieren lässt. In Indien und China sind ganze Landstriche von lodernden Kohlevorkommen unterhöhlt, die niemand löschen kann. Sie zerstören Dörfer, und es gelangen Unmengen CO2 in die Atmosphäre. Auch in Deutschland brennen noch einige Kohlehalden.

Doch diese Höllenfeuer lodern nur wenige Meter tief im Boden. „Verbindungen zur Oberfläche versorgen sie mit Sauerstoff, der den Brand am Laufen hält“, erklärt Kempka. Doch je tiefer ein Flöz ist, desto weniger solcher Verbindungen gibt es. Werde deshalb bei der Kohlevergasung in mehreren Hundert Meter Tiefe die Sauerstoffzufuhr im Bohrloch gekappt, erlische der Kohlebrand, versichert der Geologe. Allerdings müssen Fachleute über Erkundungen vorher sicherstellen, dass keine Risse aus der Tiefe an die Oberfläche reichen, durch die Gase oder Wasser dringen können.

Schrecken lassen sich die Kohlepioniere durch diese Risiken nicht. Das australische Unternehmen Linc Energy will in der Inneren Mongolei und Alaska schon im nächsten Jahr erste Flöze in Brand setzen. Unter anderem hat auch der russische Oligarch Roman Abramovitsch, Besitzer des englischen Fußballclubs FC Chelsea, in ein Kohleprojekt von Linc Energy in Sibirien investiert. Der Vorteil der Einöde: Halten die Pioniere ihr Versprechen einer sauberen und günstigen Energieversorgung nicht, wird es kaum jemand erfahren. Sind sie dagegen erfolgreich, könnten bald auch in Europa Flöze brennen.

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