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Konkurrenz in der Luftfahrt Bombardier will mit Flüster-Flieger punkten

Mit den sparsamen und sehr leisen Mittelstreckenfliegern von Bombardier beginnt ein neues Kapitel in der Luftfahrt. Kann die neue Maschine das Duopol von Airbus und Boeing brechen?

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Angriff auf Marktführer. Mit der C-Series bringt Bombardier leisere und sparsamere Flieger auf den Markt Quelle: REUTERS

Kurzfristige Rückschläge können Guy Hachey, Chef des Flugzeuggeschäfts beim kanadischen Mischkonzern Bombardier, nicht bremsen:  Spätestens Ende Juli will er ein völlig neu entwickeltes Flugzeug abheben lassen. Auch wenn das neue C-Series genannte Modell wegen Problemen mit der Software den Erstflug damit einen Monat später hat als geplant: Es soll das nicht nur das Überleben des Unternehmens sichern, sondern zugleich das Duopol von Airbus und Boeing brechen und damit einen neuen Abschnitt der Luftfahrt beginnen lassen.

110 Passagiere haben in dem 35 Meter langen Flieger in der Basisversion Platz und erfreuen sich nicht nur an breiteren, in Hellbeige gestalteten Sitzen. Größere Kabinenfenster und neue Beleuchtungstechniken lassen den Innenraum zudem freundlicher erscheinen.

Der erste Vertreter der künftigen Flugzeugfamilie namens C-Series soll 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen, um die Hälfte leiser sein und die Betriebskosten um mindestens 15 Prozent senken. "Das ist ein Meilenstein für die Entwicklung von Düsenantrieben", sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. Anwohner von Flughäfen wie Passagiere werden den Flieger schätzen, weil er nach außen wie innen weniger Lärm verursacht.

Die letzte Chance für Bombardier

Für den nach Airbus und Boeing drittgrößten Flugzeughersteller ist ein Erfolg in diesem Segment lebenswichtig. Denn für Bombardier – weltweit Marktführer bei Businessjets – ist es die letzte Chance, im Markt für zivile Passagierflugzeuge weiter präsent zu sein. Seine bisherigen Modelle CRJ 200 bis 1000 stehen am Ende ihres Modellzyklus und sind technisch ausgereizt.

Bombardier-Chef Hachey stand deshalb vor der schwierigen Frage: Steigen wir aus diesem Markt aus und konzentrieren uns auf kleine Businessflieger? Oder nehmen wir Geld in die Hand und bauen eine völlig neue Generation von Mittelstreckenfliegern auf, die Distanzen bis 5000 Kilometer ohne Zwischenlandung schaffen. "Wir haben uns schließlich für die innovativen neuen Flieger entschieden", sagte Hachey. Dazu holten sich die Kanadier die amerikanischen Triebwerkshersteller Pratt & Whitney aus den USA und MTU aus München an Bord.

Deutlich leiser und sparsamer

Die beiden Spezialisten sorgen im neuen Flieger für die größte Revolution: die neueste Triebwerksgeneration PW 1000G. Sie reduziert den Lärm um die Hälfte und senkt den Verbrauch um bis zu 20 Prozent.

Den Effizienzsprung schaffen die MTU-Ingenieure, indem sie in das Triebwerk ein Getriebe einbauen. Es sitzt zwischen den Fan genannten Triebwerksschaufeln, die die Luft ansaugen und beschleunigen, und der Turbine. Dieses Räderwerk ermöglicht, dass Fan und Turbine in einem optimalen Drehzahlbereich arbeiten – der Fan langsam und die Turbine schnell.

MTU erhielt für die Entwicklung des Triebwerks bereits den Deutschen Innovationspreis 2013, den die WirtschaftsWoche zusammen mit der Unternehmensberatung Accenture, dem Chemiekonzern Evonik und dem Energieversorger EnBW verleiht.

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