Länger Leben Kommt bald die Wunderpille gegen das Altern?

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Gesund und alt

So krank sind die Deutschen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen2,5 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer zwischen 40 und 79 Jahren haben einen Herzinfarkt überlebt. Zudem hatten 2,9 Prozent schon einmal einen Schlaganfall. Insgesamt haben sich die Überlebenschancen verbessert. Quelle: gms
DiabetesBei 7,2 Prozent der Menschen zwischen 18 und 79 Jahren wurde Diabetes diagnostiziert. Das ist ein Anstieg um 38 Prozent binnen zehn Jahren. Ein Drittel des Anstiegs ist allerdings auf die wachsende Zahl älterer Menschen zurückzuführen, die generell ein erhöhtes Diabetesrisiko haben. Auch Übergewicht ist ein großer Risikofaktor. Quelle: obs
Übergewicht53 Prozent der Frauen und rund 67 Prozent der Männer gelten als übergewichtig. Die Zahl hat sich seit einer vergleichbaren Studie von 1998 „auf hohem Niveau eingependelt“. Allerdings gibt es immer mehr stark Übergewichtige. Unter Fettleibigkeit (Adipositas) leiden heute bereits 23,3 Prozent der Männer und 23,9 Prozent der Frauen, wobei der Anteil bei jungen Männern besonders hoch ist. Jeder fünfte 30- bis 39-jährige Mann ist mittlerweile stark übergewichtig. Quelle: dpa
StressMehr als jeder Zehnte leidet unter Dauerstress, Frauen (13,9 Prozent) noch mehr als Männer (8,2 Prozent). Gestresste Menschen sind zugleich anfälliger für Depressionen oder Burnout. Zudem hat etwa ein Drittel der Erwachsenen massive Schlafstörungen. Quelle: dpa
DepressionBei sechs Prozent wurde in den vergangenen zwölf Monaten eine Depression diagnostiziert und zwar vor allem im mittleren Lebensalter und bei mehr Frauen als Männern. Quelle: dpa
GewaltEtwa jeder 20. Befragte ist binnen eines Jahres Opfer körperlicher Gewalt geworden. Jeder Fünfte erlebte psychische Gewalt und wurde beleidigt, bedroht oder schikaniert. Frauen waren demnach tendenziell häufiger Opfer, wurden aber „signifikant häufiger“ gewalttätig gegen ihren Partner. Quelle: dpa
AllergienRund 30 Prozent der Erwachsenen leidet unter mindestens einer Allergie. 8,6 Prozent haben Asthma, fast 15 Prozent Heuschnupfen und 4,7 Prozent Nahrungsmittelallergien. Quelle: dpa

Bekommen Versuchstiere das Krebsmittel, erhöht sich ihr Lebensalter um zehn Prozent. Gleichzeitig bleiben sie gesund bis ins hohe Alter. Denn sie leiden weder an Krebs noch an Nervenkrankheiten wie Alzheimer oder Parkinson. Auch Diabetes, der Knochenschwund namens Osteoporose und eine Schädigung der Netzhaut des Auges, die Makuladegeneration, bleiben aus.

Dass ein einziges Medikament solch einen durchschlagenden Erfolg haben konnte, faszinierte die Forscher.

Zwar ist Rapamycin ganz sicher kein geeignetes Anti-Aging-Elixier für den Menschen. Dazu hat das Mittel zu viele Nebenwirkungen: Es erhöht den Cholesterinspiegel, stört die Wundheilung und kann Blutarmut hervorrufen. Aber die Forscher wissen jetzt, dass es solch eine zentrale Schaltstelle des Alterns im menschlichen Körper gibt – und dass sie sich mit Medikamenten ansteuern und regeln lässt.

Im Zuge dieser Forschung wird auch immer klarer, warum TOR solch eine bedeutende Rolle beim Altern spielt.

Sensor

Vereinfacht lässt sich das so darstellen: In erster Linie ist TOR ein Sensor für Nährstoffe. Ist genügend Nahrung da, regt TOR die Zellen dazu an, zu wachsen und sich zu vermehren. Dabei greift es in den Signalweg des Zuckerstoffwechsels ein und beeinflusst dessen Regulator, das Insulin.

Ist Futter Mangelware, bringt TOR die Zellen dagegen dazu, überflüssig gewordene Zellbestandteile abzubauen und zu verdauen, eine Art Großputz mit anschließendem Wertstoff-Recycling.

Im jugendlichen Alter, wenn der Körper noch wachsen muss, ist die Funktion von TOR ein Segen: Bei guter Futterlage Wachstum, in Notzeiten Aufräumen. Doch wenn im Alter Nahrung im Überangebot da ist, regt TOR die Zellen zu schädlichem Wachstum an. Gleichzeitig macht es die Zellen unsensibel gegen das Insulin, sodass der typische Altersdiabetes entsteht. Die Folgeschäden davon sind Nierenversagen und Herz-Kreislauf-Probleme.

Zudem bleibt der Großputz in den Zellen aus, sodass schädliche Ablagerungen zum Beispiel die Nervenzellen zerstören.

Wird das Wachstumssignal TOR dagegen mithilfe von Rapamycin blockiert, sieht das für den Körper so aus, als herrsche Futternotstand. Das wiederum erklärt, warum das Medikament genauso gut wirkt wie eine drastische Hungerkur.

In welchem Alter wir was erleben
Erste SprechversucheWährend sie sich anfangs noch aufs Schreien und Brabbeln verstehen, sind Kinder im Alter von zwölf bis 18 Monaten in der Lage, vertraute Menschen oder Gegenstände mit Namen oder besonderen Lauten zu benennen. Mit anderthalb bis zwei Jahren schließlich lernen sie, Zwei- und Drei-Wort-Sätze zu sprechen. Quelle: dpa
EinschulungDas Einschulalter in Deutschland liegt, je nach Bundesland, zwischen 5 und 7 Jahren. Die Kinder unterliegen dann in der Regel bis zum Abschluss des neunten Schuljahres der Schulpflicht. Quelle: obs
Noch vor dem ersten Alkoholkonsum greifen deutsche Jugendliche zur ersten Zigarette. Im Schnitt sind sie 14,4 Jahre alt. Quelle: dpa
AlkoholkonsumDas erste Glas Alkohol trinken Jugendliche in Deutschland mit 14,1 Jahren, ihren ersten Alkoholrausch erleben sie knapp zwei Jahre später mit 15,9 Jahren. Quelle: dpa
Erstes MalMit dem ersten Sex haben es die Jugendlichen nicht so eilig: Im Schnitt erleben sie ihr erstes Mal mit 17,6 Jahren. Quelle: dpa
SchulabschlussWenn sie die Schule verlassen, sind deutsche Abiturienten durchschnittlich 19,4 Jahre alt. Quelle: dpa
AusbildungsbeginnWer sich in Deutschland nach dem Schulabschluss für eine Berufsausbildung entscheidet, ist im Durchschnitt 19,5 Jahre alt. Mit durchschnittlich 22 Jahren schließen junge Erwachsene ihre Berufsausbildung ab. Quelle: dpa

Seit den Dreißigerjahren bekannt

Dass Hungern vor dem Altwerden schützt, ist schon seit den Dreißigerjahren bekannt. Neue, systematische Versuche von Forschern auf der ganzen Welt zeigten in den vergangen Jahren: Der sehr einfach organisierte Fadenwurm – Ceanorhabditis elegans – lebt mit Minimalernährung doppelt bis dreifach so lang. Die Taufliege – Drosophila melanogaster – verdoppelt mit einer Friss-die-Hälfte-Diät ihre Lebensspanne. Mäuse werden mit strikter Kalorienreduktion 30 bis 50 Prozent älter und bekommen deutlich weniger Tumore. Und eine jüngst abgeschlossene Studie am National Institute on Aging in den USA zeigte: Rhesusaffen – Macaca mulatta – macht die Hungerdiät gesünder bis ins hohe Alter, bringt aber keinen Gewinn an Lebenszeit.

Einige Menschen erproben die Strategie auch bei sich selbst. Doch die wenigsten halten so lange durch, dass die Effekte wissenschaftlich erfasst werden könnten. Der Grund: Die Extrem-Diät geht nur knapp an der Unterernährung vorbei. Als lebensverlängernde Standardernährung ist diese Rosskur deshalb kaum geeignet.

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