Länger Leben Kommt bald die Wunderpille gegen das Altern?

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Google ist dabei

In der Hoffnung, eines Tages wiederbelebt zu werden, lassen Menschen sich nach ihrem Tod auf Eis legen.
von Susanne Kutter

Dabei steigen auch ganz neue Spieler in den Markt ein, etwa der Suchmaschinenkonzern Google. Er gründete im Herbst eine Tochtergesellschaft namens Calico – die California Life Company. Sie soll neue, innovative Gesundheitstechnologien voranbringen, die das Leben der Menschen verbessern und verlängern können.

Als Chefentwickler im Hauptkonzern engagierte Google schon vor einem Jahr den Zukunftsforscher Ray Kurzweil. Der schluckt seit Jahren täglich mindestens 150 Vitaminpillen, um seine Lebenszeit auszudehnen. Dabei ist noch nicht einmal erwiesen, ob diese Anti-Aging-Strategie überhaupt etwas bringt.

Diese Anti-Aging-Mittel helfen nicht

Hochburgen der Alternsforschung

Auch Peter Thiel, Mitgründer und früherer Chef des Online-Zahl-Systems PayPal investiert ins ewige Leben. Er steckte 3,5 Millionen Dollar in die Methuselah Foundation, die vom britischen Biomathematiker und Gerontologen Aubrey de Grey mitgegründet wurde. Der behauptet seit Jahren, dass es keine genetisch festgelegte Obergrenze für die Lebenserwartung des Menschen gebe. Er glaubt, dass Altern eine Krankheit sei, „die wir besiegen können“.

Ob das stimmt, versucht eine weltweit wachsende Schar von Forschern herauszufinden. Dabei gehört – neben Forschungseinrichtungen in den USA und Großbritannien – auch Deutschland zu den Hochburgen der Alternsforschung. Ganz vorne mit dabei: Köln.

In dem vor fünf Jahren gegründeten Max-Planck-Institut von Linda Partridge arbeiten mit dem Fliegen-Forscher Grönke 75 Wissenschaftler. 280 weitere Mediziner, Genetiker und Biochemiker beschäftigen sich am direkt gegenüberliegenden Exzellenzcluster CECAD der Universität Köln ebenfalls mit Fragen des Alterns. Zum Beispiel damit, wie zellulärer Stress zu Altersleiden führt. Weitere 50 Wissenschaftler ergründen am wenige Hundert Meter entfernten Max-Planck-Institut für neurologische Forschung die Ursache des geistigen Verfalls, der Demenzerkrankungen.

Was wirklich hilft

TOR

Dabei kommt es zu völlig neuen Konstellationen: „Bisher haben die Neurologen sich um Demenzen gekümmert, die Kardiologen um Herzkrankheiten und die Onkologen um Tumore“, sagt Thomas Benzing, CECAD-Mitinitiator und Direktor der Klinik II für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln. „Wir suchen nun fachübergreifend nach den gemeinsamen Ursachen all dieser Altersleiden.“

Benzings große Hoffnung ist es, dabei „einen zentralen Schaltmechanismus der Altersprozesse zu finden, an dem wir angreifen können“. Diesem Ziel sind die Forscher so nah wie nie zuvor.

Dreh- und Angelpunkt ist ein körpereigener Eiweißstoff namens TOR. Die Abkürzung steht für Target of Rapamycin, also Angriffspunkt für Rapamycin. Das ist ein Krebsmedikament. Drei amerikanische Forschergruppen zeigten im Jahr 2009 unabhängig voneinander, dass Rapamycin das Leben von Labormäusen verlängert – und zwar drastisch.

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