Erschwerend kommt hinzu: Das Fasten bringt nur dann einen sichtbaren Effekt, wenn man es früh genug beginnt. Zumindest zeigen das die Mäusestudien. In Menschenjahre umgerechnet, müsste etwa ab dem 30. Geburtstag die Kalorienreduktion beginnen. Damit wäre dann nicht nur die Geburtstagstorte gestrichen, sondern auch sonst der Spaß am Leben dahin.
In Köln haben die Forscher sich deshalb eine Strategie ausgedacht, wie einmaliges einwöchiges Hungern das Leben verlängern kann. Dort bekommen ältere Patienten, denen eine Operation bevorsteht eine solche Diät vor dem Eingriff verordnet.
Im ersten Testlauf mit gut 20 Teilnehmern zeigte sich, dass dieser Trick den Körper in eine Art Alarmbereitschaft versetzt, der ihn vor sonst üblichen Schäden bewahrt. So bleiben typische Nierenschäden, wie alte Menschen sie oftmals von den Kontrast- oder Narkosemitteln bekommen, aus.
Mitochondrien mit Proteinen aufpäppeln
Und obwohl das nicht gemessen wurde, geht Studienleiter Bernhard Schermer davon aus, dass auch Schädigungen in anderen Organen wie dem Gehirn so vermieden werden können. Jetzt soll der Versuch mit mehr Patienten und Kooperationspartnern wiederholt werden. Und das ist für die Kölner erst der Anfang. Denn Hungern sei für ihn als Arzt nur die zweitbeste Möglichkeit, sagt Schermer: „Natürlich wollen wir in Zukunft ein Medikament entwickeln, das wir den Patienten geben können.“
In Köln wird derzeit aber noch ein ganz anderer Ansatz erprobt, um die Alterung aufzuhalten: Die Genetikerin Tina Wenz päppelt mithilfe einer gezielten Proteingabe die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, wieder auf. Diese Energiestationen der Zellen machen im Alter gerne schlapp, was vor allem Nerven und Gehirn schädigt. Es gibt aber auch Menschen, deren Mitochondrien wegen eines angeborenen Erbdefekts nicht richtig funktionieren.
An solchen, sehr seltenen Patienten wird Wenz die Therapie zuerst erproben, wofür sie vor Kurzem einen Forschungspreis gewann. „Wenn die Reparatur der Mitochondrien bei diesen Patienten gelingt, kann das für die Alternsforschung wichtige Anregungen geben“, sagt Wenz.
Immunsystem
Ein weiteres großes Problem des Alterns: Das körpereigene Abwehrsystem funktioniert nicht mehr richtig. Das ist fatal, denn diese Immunabwehr leistet Großartiges – sie schützt unseren Körper nicht nur vor Krankheitserregern, sondern auch vor all den schädlichen Effekten, die Gifte oder Sonnenlicht im Körper anrichten.
Warum das körpereigene Abwehrsystem im Alter nicht mehr richtig funktioniert, ergründet Beatrix Grubeck-Loebenstein im österreichischen Innsbruck. Die Direktorin des 1992 gegründeten Instituts für biomedizinische Alternsforschung weiß: Im Alter schwächeln die T-Zellen – eine Art Killertruppe der weißen Blutkörperchen. Sie werden im Knochenmark gebildet, reifen aber erst im Thymusgewebe kurz oberhalb des Herzens vollständig aus. Denn dort im Thymus werden die T-Zellen auf ihre Feinde – etwa bestimmte Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren – geprägt.