Doch der Thymus bildet sich beim Menschen nach der Pubertät schnell zurück und stellt mit etwa 50 Jahren die Arbeit ganz ein. Dann können auch keine T-Zellen mehr auf neue Feinde eingeschworen werden. Das hat zur Folge, dass Impfungen im Alter nur sehr schlecht oder gar nicht mehr anschlagen.
Grubeck-Loebenstein weiß aber: „Heute wollen 80-Jährige das erste Mal in die Tropen reisen und sind dann einer Vielzahl neuer Krankheitserreger ausgesetzt.“ Bis das Problem gelöst ist, empfiehlt sie deshalb, sich schon in jungen Jahren möglichst viele Impfungen geben zu lassen, die man später einmal brauchen könnte.
Weniger elastisch
Die Immunabwehr hat im Alter aber auch noch ein paar weitere Probleme. So kommen die Membranen der Abwehrzellen bildlich gesprochen in die Jahre. Nicht dass sie Falten zeigten, aber sie sind offensichtlich weniger elastisch und funktionieren nicht mehr richtig. Dann klappt zum Beispiel die sogenannte Phagozytose nicht mehr reibungslos, bei der die Fresszellen der Immunabwehr Krankheitserreger mit ihrem eigenen Zellkörper umschlingen, verdauen und damit unschädlich machen.
Normalerweise sorgt die Immunabwehr auch dafür, dass mit gezielten Entzündungsreaktionen Gewebeschäden repariert werden. Doch je älter wir werden, desto eher entgleisen diese Entzündungsreaktionen. Sie heilen nicht mehr den Defekt, sondern produzieren zum Beispiel zu viel Gewebe. Dann werden diese Entzündungen chronisch, etwa bei Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Morbus Crohn. Die Folge: Gelenke oder der Darm verdauen sich dann quasi selbst.
Gendefekte
Entzündungen lassen sich zwar schon heute mit Medikamenten verhindern – etwa mit Cortison. Doch sei eine dauerhafte Gabe von Cortison nicht das Mittel der Wahl, sagt CECAD-Wissenschaftler Christian Reinhardt: „Wenn die Entzündungsreaktion unterdrückt wird, können auch neue Erreger nicht mehr erkannt werden.“
Dabei wäre es aus seiner Sicht als Krebsforscher absolut hilfreich, die latenten Entzündungen aus dem Körper zu verbannen. Denn sie sind eine wichtige Ursache für Krebs, das wissen die Forscher heute.
Der andere wichtige Grund, warum Krebs sich vor allem im Alter entwickelt: Gendefekte, die täglich 1000-fach im Körper entstehen, werden nicht mehr repariert. Denn auch die Kontroll- und Reparaturmechanismen für das Erbgut werden alt und nachlässig. So übersehen sie Schreibfehler in den Genen. Häufen sich zu viele Fehler in einer Zelle, mutiert sie zur endlos wuchernden Krebszelle.