Matthias Maurer „Wir verwenden den Mond als Tankstelle“

Matthias Maurer Quelle: ESA

Der deutsche Astronaut Matthias Maurer könnte in einigen Jahren bei einer Mondmission mitfliegen. Warum er glaubt, dass sich die riskante Reise dorthin lohnt - und was er in den Koffer packen würde.

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WirtschaftsWoche: Herr Maurer, wenn bald wieder bemannte Raumschiffe zum Mond fliegen, wie es in den USA gerade diskutiert wird, könnte es eines Tages auch ein Flugticket für einen deutschen Astronauten geben. Wären Sie dabei?
Matthias Maurer: Absolut. Würde man mir einen Platz in einem Mondraumschiff anbieten, müsste man mich zurückhalten, damit ich da nicht gleich hineinspringe.

Die USA wollen schon in fünf Jahren wieder Menschen auf die Mondoberfläche bringen. Ist das realistisch?
Ich halte es für machbar - wenn die Politik die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellt. Die Arbeiten an der Mondfähre Orion, für die Europa das Antriebs- und Versorgungsmodul fertigt, sind schon weit fortgeschritten.

Die erste bemannte Mondumrundung soll schon 2022 stattfinden, dabei ist das Raumschiff bisher noch nicht geflogen. Wie hoch ist das Risiko?
Bei den Apollo-Mondkapseln lag die Wahrscheinlichkeit für eine Bruchlandung bei 50 Prozent - das wären schreckliche Bilder, die möchte heute kein Mensch riskieren. Wir haben 50 Jahre mehr Erfahrung als die Apollo-Ingenieure und können heute vieles am Computer simulieren. Darum würde ich ohne größere Bedenken einsteigen.

Die amerikanischen Astronauten haben schon Teile des Mondes erkundet. Warum jetzt wieder dorthin?
Die zwölf Apollo-Astronauten waren damals dort, weil es ein Wettrennen gab zwischen den USA und der Sowjetunion. Das Ziel war, als erster dort zu sein und nicht, Wissenschaft zu betreiben. Erst die letzten drei Missionen hatten vor allem wissenschaftliche Ziele - aber dann wurde das Apollo-Programm eingestellt. Wir wollen dort weitermachen, wo Apollo aufgehört hat.

Was könnten Wissenschaftler auf dem Mond noch erkunden?
Wir könnten Hinweise finden, die uns helfen, die großen Fragen des Universums zu beantworten: Wie ist der Kosmos entstanden? Wie kam das Leben auf die Erde? Sind wir alleine? Und wo führt uns unsere Reise hin?

Warum können wir diese Fragen nicht allein von der Erde aus beantworten?
Beginnen wir beim Urknall: Wir möchten die ersten Momente des Universums erforschen, als sich der Raum in Sekundenbruchteilen in gigantische Dimensionen aufblähte. Aus der Zeit kurz danach, als noch keine Sterne leuchteten, gibt es noch Radiowellen, die wir auf der Erde allerdings nicht untersuchen können: Die Strahlung wird von der Atmosphäre abgefangen und außerdem verbreiten wir Menschen mit unseren Radiosendern und Fernsehkanälen jede Menge Störgeräusche.

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