Von den acht Entwicklungen mit dem stärksten Einfluss auf unsere Wertschöpfung haben sechs unmittelbar mit diesem Megatrend zu tun: neben dem Internet der Dinge die Automatisierung von Wissensarbeit, das mobile Internet, die Analyse riesiger Datenmengen (Big Data), die Nutzung von Software, Rechen- und Speicherkapazität in der Datenwolke (Cloud Computing) und die Sicherheit der Datennetze. Zusammen haben sie das Potenzial, 2025 ein Sechstel der gesamten hiesigen Wirtschaftsleistung auszumachen – oder sie um diesen Wert abstürzen zu lassen (siehe Tabelle).
Große Gefahr
Momentan ist die Gefahr groß, dass das Pendel ins Negative schlägt. Auch das zeigt die Studie. Mit Ausnahme des Internets der Dinge stufen die McKinsey-Analysten die Wettbewerbsstärke Deutschlands in den anderen Feldern mäßig bis niedrig ein.
Den Grund für die Schwäche verrät der Blick auf die sechs entscheidenden Kriterien, von denen abhängt, ob wir das Potenzial der digitalen Umwälzung nutzen können. Fast durchweg fehlt es dort an global führenden Mittelständlern wie an einer dynamischen Gründerszene. Auch bei der Forschung hängt Deutschland zurück. Zudem engagiert sich der Staat zu wenig; und es mangelt an aktiven Technologie-Clustern aus starken Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die zur Aufholjagd blasen würden (siehe Tabelle).
Bei vielen marktrelevanten Zukunftstechnologien schwächelt Deutschland
Staatl. Unter- stützung | Weltklasse Forschungs- institute | Aktive Techn.- Cluster | Dynam. Gründer- szene | Mittel- ständische Welt- markt- führer | Technol. führende Konzerne | |
Klassenprimus | ||||||
Internet der Dinge | + | + | - | + | - | + |
Hoch- leistungs- werkstoffe | - | + | + | - | + | + |
Mitläufer | ||||||
Fort- geschrittene Robotik | - | + | + | - | + | - |
Alter- native Antriebe | + | + | - | - | - | + |
Saubere Energie | + | - | + | - | - | + |
Nachsitzer | ||||||
(Teil-) autonomes Fahren | - | + | - | - | - | + |
Genomik | - | + | - | - | - | + |
3-D-Druck | - | + | - | - | + | - |
Energie- speicher | + | - | - | - | - | + |
Wasser- aufbereitung | + | - | - | - | - | + |
Wissens- arbeit | - | - | - | - | - | + |
Mobiles Internet | - | - | - | + | - | - |
Big Data | - | - | - | - | - | + |
Cloud Computing | - | - | - | - | - | + |
Cyber- security | - | - | - | - | - | - |
Die Fahne hoch halten wenige Konzerne. Allen voran die Walldorfer Softwareschmiede SAP, groß geworden mit ihrer Standardsoftware für die Unternehmenssteuerung. Doch Nullachtfünfzehn-Lösungen für alle verlieren rapide an Bedeutung. Deshalb investieren die Walldorfer verstärkt in maßgeschneiderte Spezialprogramme – etwa für intelligente Bohrroboter – oder in solche, die branchenspezifisch Markt- und Kundenrisiken analysieren und Gegenstrategien vorschlagen.
Riesiger Fundus
Auch der Autozulieferer Bosch oder der Logistikkonzern DHL sind inzwischen gut darin, aus ihrem riesigen Fundus an Daten profitable digitale Dienstleistungen mit Kundennutzen zu generieren. Etwa ihren Kunden eine kostensparende Lieferkette vorzuschlagen. Aber in der Breite fehle es bei vielen Managern immer noch am Bewusstsein dafür, dass Daten der wichtigste Rohstoff der digitalen Ökonomie seien und derjenige gewinne, der sie am intelligentesten nutzt, sagt Tschiesner.
Selbst in der Robotik, wo deutsche Hersteller noch den Takt vorgeben und anscheinend alles auf überlegene Mechanik und Elektronik ankommt, geraten die Gesetze des bisherigen Wirtschaftsmodells ins Wanken, erwächst den etablierten Anbietern unerwartete Konkurrenz.