McKinsey-Studie Diese Innovationen entscheiden über Deutschlands Wohlstand

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Verständnis für Kunden

Pro Jahr wird der Weltmarkt Prognosen zufolge um sechs Prozent wachsen. Und schon heute stammt mehr als jeder zehnte Roboter weltweit aus deutscher Herstellung. 20 000 Stück verkauften Mittelständler wie Kuka und Co., die hiesige Produktion wächst jährlich um 14 Prozent. Nur die Japaner sind ähnlich erfolgreich.

Die Vorzüge der Deutschen: hohe Qualität, zahlreiche Innovationen und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden, 24-Stunden-Service inklusive. Auch die sehr gute Ausbildung der Ingenieure hilft der Branche, sich weltweit an der Spitze zu behaupten. Zudem profitieren die Hersteller von der Stärke der hiesigen Industrie – sie setzt seit Jahren auf Automatisierung, um Personalkosten zu sparen. Einer der größten Abnehmer für deutsche Roboter ist die hiesige Autobranche.

Angriff von Google

Sich auf den Erfolgen auszuruhen könnte indes gefährlich werden. Denn mit Google drängt ein mächtiger Internet-Konzern in den Markt – acht Robotik-Unternehmen haben die Kalifornier kürzlich gekauft. Zudem werden die Maschinen für völlig neue Zwecke eingesetzt: Chirurgen nutzen sie für Operationen, Logistiker für den Warentransport, Verbraucher zum Staubsaugen.

Und so liegt die Zukunft nicht allein in schweren Industrierobotern – sondern in leichten, kleineren Maschinen, die mit Menschen in Fabriken, Werkstätten oder Laboren zusammenarbeiten. Dieser neue Typ Helfer lässt sich per Tablet oder Sprachsteuerung programmieren. Er erfasst mit Sensoren die Umwelt, findet von selbst Werkzeuge, erkennt Hindernisse und wird Menschen nicht gefährlich.

Auch Kuka setzt auf den Volksroboter: Kürzlich haben die Augsburger einen Robo-Arm namens LBR iiwa vorgestellt, den Arbeiter für verschiedenste Aufgaben nutzen können. Ob er auch für das Tischtennistraining eingesetzt wird – wer weiß?

Stoppen. Anfahren. Stoppen. Anfahren. Bis zu 200 Mal am Tag und bis zu 300 Tage im Jahr. Waren und Pakete in der Innenstadt auszuliefern ist für Lieferwagen ein Härtetest – und ihre lauten und stinkenden Dieselmotoren sind für die Anwohner ein Ärgernis. In Bonn ist das anders. Dort fahren rund 20 gelbe Transporter der Deutschen Post DHL dank Elektroantrieb Pakete und Briefe lautlos und abgasfrei aus. Bis Anfang 2016 sollen es innerhalb des Pilotprojektes sogar 141 Fahrzeuge werden, die dann pro Jahr voraussichtlich rund 500 Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) einsparen.

Entwickelt und gebaut hat die gelben Leisetreter aber nicht ein etablierter Autohersteller – von denen holte sich die Post 2009 etliche Absagen –, sondern die Streetscooter GmbH und Institute der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen.

Die sauberen Lieferfahrzeuge sind ein anschauliches Beispiel für die Leistungsstärke der deutschen Forscher und Entwickler bei alternativen Antrieben – und einer der großen Pluspunkte, wenn es um die Nutzung dieser Zukunftstechnologie geht. Auch an staatlicher Unterstützung mangelt es nicht, und die deutschen Autohersteller und -zulieferer gelten schon heute als führend. Gute Aussichten die 111 Milliarden Euro Umsatz, den die McKinsey-Berater 2025 für realistisch halten, auch tatsächlich zu erzielen.

Der Streetscooter ist ein erster Schritt in diese Richtung. Er ist mittlerweile solch ein Erfolg, dass auch die Städteregion Aachen noch in diesem Jahr ein Dutzend der Elektrowagen bestellen und im Lieferverkehr einsetzen will. Überzeugt haben sie die niedrigen Kosten des 4,60 Meter langen Fahrzeugs mit einer Reichweite von bis zu 120 Kilometern. So ist der Streetscooter besonders reparaturfreundlich. Im Lieferverkehr kommt es schnell zu kleinen Beulen und Kratzern. Deshalb ist die Karosserie im Bereich der Türen, Front und des Hecks modular aufgebaut. Bei Bagatellschäden lassen sich die Teile so kostengünstig und schnell reparieren.

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