In erster Näherung brachte Beiersdorf schon vor Jahren ein Aktivpflaster heraus: Es ist mit einer Wundheilungscreme beschichtet. Die Kunst sei laut Wolber, die Creme so in das Pflaster einzuarbeiten, "dass sie nicht an allen Seiten heraus-quatscht". Der gewünschte Effekt: Die Wunde trocknet nicht aus, sie bleibt feucht.
Das war insofern eine Revolution, weil über Jahrzehnte ein Pflaster die Wunde vor allem trocken halten sollte. Doch Wolber erklärt: "Bei der klassischen trockenen Heilung liegt die Schorfkruste wie ein Betonklotz in der Wunde, und es ist unheimlich schwer für die Zellen, darunter ihre Reparaturarbeiten zu tun."
Diese Erkenntnis hatten Forscher in den vergangenen Jahren an Kliniken und in Wundzentren gewonnen. Dort ist die sogenannte feuchte Wundheilung heute das Nonplusultra.
Nur Käufer von normalen Pflastern hatten bisher nichts davon. Wolber ist deshalb stolz, dass er die Idee übertragen konnte: "Mit unserem Pflaster mit Wundheilungs-creme haben wir erstmals die Brücke zwischen der professionellen High-Tech-Wundversorgung und dem klassischen Alltagspflaster geschlagen." Tatsächlich heilen auch ganz normale Wunden unter solchen Feuchtpflastern deutlich schneller.
Dank dieser Innovation gibt es auch endlich funktionierende Blasenpflaster, etwa die SOS Blasen-Pflaster von Beiersdorf oder die Compeed-Pflaster von der US-Konkurrenz Johnson & Johnson. In beiden Häusern haben die Entwickler das Konzept der feuchten Wundheilung auf dünne, milchig-durchsichtige Kunststoffpflaster übertragen, die selbst an aufgescheuerten Hacken haften. Hier dient die Feuchtigkeit im Pflaster gleichzeitig als Puffer und Schutz gegen erneutes Wundlaufen im Schuh. Bei Beiersdorf war es wiederum Wolbers Aufgabe, ein High-Tech-Material zu kreieren, das die Feuchtigkeit im Pflaster hält, die Wunde aber auch nicht zu nass werden lässt, sodass sie "schwimmt".
Die Medizin-Nobelpreisträger der vergangenen zehn Jahre
Den Medizin-Nobelpreis bekamen 2017 drei US-Amerikaner für Arbeiten zur Funktion und Kontrolle der Inneren Uhr. „Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young waren in der Lage, einen Blick ins Innere unserer biologischen Uhr zu werfen und ihre Funktionsweise zu beleuchten“, hieß es von der Nobeljury. „Ihre Entdeckungen erklären, wie Pflanzen, Tiere und Menschen ihren biologischen Rhythmus so anpassen, dass er mit dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erde übereinstimmt.“
2016 erhielt der Japaner Yoshinori Ohsumi den Medizinnobelpreis. Er hatte die lebenswichtige Müllentsorgung in Körperzellen entschlüsselt.
Die Chinesin Youyou Tu für die Entdeckung des Malaria-Wirkstoffs Artemisinin. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.
Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe USA, Großbritannien - für die Entdeckung eines Navis im Hirn. Sie fanden grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns.
Thomas Südhof, gebürtig aus Deutschland, sowie James Rothman und Randy Schekman, USA - für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.
Sir John B. Gurdon, Großbritannien, und Shinya Yamanaka, Japan - für die künstliche Herstellung von Stammzellen. Ihnen ist es gelungen, erwachsene Körperzellen in ihren embryonalen Zustand zurückversetzt haben - eine Revolution in der Stammzellforschung, weil sich diese Zellen in alle Zellen des Menschen entwickeln können.
Bruce Beutler, USA, und Jules Hoffmann, Frankreich - für ihre Entdeckungen über die Aktivierung der angeborenen Immunität.
Ralph Steinman, Kanada - für seine Entdeckung der dendritischen Zellen und ihrer Rolle in der adaptiven Immunität.
Robert Edwards, Großbritannien - für seine Entwicklung der In-vitro-Fertilisation.
Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak, alle USA - für die Entdeckung, wie Chromosomen durch Telomere und das Enzym Telomerase geschützt werden.
Harald zur Hausen, Deutschland - für seine Entdeckung der Auslösung des Gebärmutterhalskrebs durch humane Papillomviren.
Francoise Barre-Sinoussi und Luc Montagnier, beide Frankreich - für die Entdeckung des HI-Virus.
Viel zu viel Flüssigkeit verliert eine ganz andere Art von Wunden: Wo nach einem Unfall der Körper schwere Schnittverletzungen und Platzwunden aufweist, Finger oder ganze Gliedmaßen abgetrennt wurden, ergießt sich geradezu schwallartig das Blut aus dem Körper.
Die meisten Laienhelfer und auch viele Mediziner sind völlig damit überfordert, an der richtigen Stelle einen Druckverband anzulegen, damit das Opfer nicht verblutet. Hier brachte das junge Unternehmen Hematris Ende vorigen Jahres das knapp 90 Euro teure Pflaster Hematrix auf den Markt, das auf biochemischem Wege in die Blutstillung eingreift.
Das Geniale daran: Mit dieser Auflage kann jeder Laie Leben retten. Der Trick am zehn mal zehn Zentimeter großen Pflaster: Die flexible und schwammartige Auflage ist mit drei Substanzen imprägniert, die die Blutgerinnung in Gang bringen – Thrombin, Kalziumchlorid und Epsilon-Aminocapronsäure. Der Helfer drückt sie drei bis fünf Minuten lang fest auf die blutende Wunde – und die frei werdenden Substanzen bringen das Blut zum Verklumpen. Es bildet sich eine Schorfschicht. Nach spätestens fünf Minuten tritt kein Blut mehr aus, wie eine Studie an über 100 Personen zeigte. Anschließend können Helfer die Auflage mit einer Binde fixieren, bis die Rettungskräfte eintreffen.