Medizintechnik Wenn der Maschinen-Mensch die Natur übertrumpft

Seite 5/7

Anerkannter Cyborg

Die Stars unter den Maschinenwesen
Der Sensible Quelle: Massachusetts Institute of Technology (MIT)
Mondspinne Quelle: dpa
Helfer fürs Heim Quelle: AP
Eiserne Hand Quelle: DLR
Genossin Frida
Nächste Stufe Quelle: Honda
Flinker Putzer Quelle: dapd

Der technische Sehsinn sei eben kein Handy, das man weglegen könne, so Harbisson: „Es gehört zu mir und meinem Körper.“ Entsprechend konsequent betrachtet sich der junge Mann seither nicht nur als ersten staatlich anerkannten Cyborg. In diesem Jahr, noch vor Ostern, will er sich den Eyborg in Barcelona sogar in den Kopf implantieren lassen. Dazu musste er 14 Ärzten Rede und Antwort stehen. Es dauerte Monate, bis sie zustimmten.

Auch wenn Harbisson seine Sinneserweiterung ursprünglich wegen der Farbenblindheit erdachte, so motiviert er inzwischen offensiv auch gesunde Menschen dazu, sich technische Implantate einsetzen zu lassen. Tatsächlich gibt es bereits zahlreiche Enthusiasten, die sich mithilfe von technischen Implantaten optimieren wollen. Sie nennen sich Body-Hacker oder Gringer, was sich mit Körper-Knackern oder Schleifern übersetzen lässt.

Sie lassen sich beispielsweise Magnete unter die Haut einer Fingerkuppe implantieren. Damit können sie dann kleine Nägel oder Nadeln anziehen und vom Boden aufheben. Ein leichtes Vibrieren im Finger wiederum zeigt an, dass elektromagnetische Felder in der Nähe sind, sei es die Mikrowelle in der Küche oder die Hochspannungsleitung vor der Tür. Auch die Stromleitung in der Wand sollte so zu erspüren sein, was vor dem Bohren eines Lochs ein entsprechendes Prüfgerät ersetzen könnte.

Und eine Jugendfreundin von Harbisson, Moon Ribas, trägt spezielle Ohrringe mit Infrarot-Sensor. So kann sie orten, ob sich jemand von hinten nähert – dann vibrieren die Ringe. Seit 2010 versammeln Ribas und Harbisson Gleichgesinnte in ihrer Cyborg Foundation.

Ein weiterer Pionier des Body-Hackings ist Tim Cannon aus Pittsburgh: „Schon als Kind habe ich allen Leuten erzählt, dass ich ein Roboter sein will“, offenbarte er dem US-Online-Magazine „The Verge“. Für den Softwareentwickler teilt sich die Welt demnach so auf: „Computer sind Hardware, Apps Software und Menschen Wetware.“

Die Körper-Knacker

Das Ziel der Bewegung schildert er so: „Verbessere dich selbst. Mach es selbst. Teile deine Erfahrungen mit der Welt.“ Cannon und seine derzeit schon rund 1.000 aktiven Mit-Hacker sind völlig infiziert von der Idee, dem menschlichen Körper mithilfe von Elektronikbauteilen ein Upgrade zu verpassen.

Was er über die Magnete hinaus bald an Mikroelektronik in das Feuchtbiotop Mensch integrieren will, verrät Cannon auf der Online-Plattform Grindhousewetware, wo man die Dinge auch erwerben kann: So soll in Kürze ein feuerzeuggroßes Messgerät für Blutdruck, Herzschlag und Körpertemperatur fertig werden. Das Heledd genannte Bauteil wird unter die Haut implantiert und soll die Messdaten per LED-Anzeige durch die Haut hindurch sichtbar machen und laufend an das Smartphone des Besitzers senden.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%