Direkt nach der Operation war Dubiels Zustand niederschmetternd. Zwar war er seinen Tremor und unkontrollierte Bewegungen los. Doch dafür hatte er schwere Depressionen und konnte sich kaum noch verständlich ausdrücken. Er konnte nur noch leise und undeutlich sprechen. Verheerend für einen Professor, der Vorlesungen vor Studenten halten soll. Auch seine Neurochirurgen, die das Implantat in seinen Kopf eingesetzt hatten, waren lange ratlos.
Erst durch langes Probieren fand Dubiel heraus, wie er die Stromstärke und die Frequenz am Steuergerät einstellen musste, damit er wieder klar und deutlich kommunizieren konnte – auch die Depressionen verschwanden. Dafür zeigten sich unerwünschte Nebenwirkungen, denn auch das Zittern und Zappeln fing wieder an.
Dass er per Knopfdruck von Sprechen auf Bewegen umschalten konnte und mit derselben Fernbedienung willentlich seinen Kopf von Schwermut auf Heiterkeit umpolen konnte, das machte dem Soziologen erst einmal Angst. Doch seit er sich vor vier Jahren aus der Lehre zurückzog, hat er Frieden mit seinem Schrittmacher geschlossen: „Ich schalte einfach nicht mehr hin und her“, sagt der heute 66-Jährige – und hat sich dabei für die Beweglichkeit entschieden.
Neue Lebensfreude
Seine kleine, zweijährige Tochter versteht ihn auch so. Tatsächlich hat Dubiel sich in der Apotheke, in der er seine Medikamente holt, in die Apothekerin Hella Becker verliebt. Und sie sich in ihn. Sie heirateten und leben heute zu dritt in einem Einfamilien-Reihenhäuschen in Frankfurt. „Das gibt mir unendlich viel Lebensfreude, die ich schon längst verloren glaubte“, sagt Dubiel.
Statt Trübsal zu blasen, flitzt er nun wieder mit einem vierrädrigen behindertentauglichen Elektromobil durch die Stadt, erledigt Einkäufe und Besorgungen. Und in einem Punkt ist Dubiel sich inzwischen ganz sicher : „Ohne den Schrittmacher wäre ich ein körperliches Wrack.“ Und so denkt er inzwischen auch darüber nach, sich ein neues, verbessertes Modell einsetzen zu lassen.
Dass eine solche Hirnprothese seine grauen Zellen eines Tages womöglich per Turbo-Schalter auf doppelte Leistungsfähigkeit pushen könnte, das würde er heute in Kauf nehmen. Nach Jahren der Skepsis steht Dubiel dem optimierten Homo roboticus heute positiv gegenüber: „Auch wenn vieles noch verrückt klingt, man sollte es unbedingt ausprobieren.“