Medizintechnik Wenn der Maschinen-Mensch die Natur übertrumpft

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Gute Laune per Knopfdruck

So geht es der Winterdepression an den Kragen
Licht ist wichtigDie Wintertage sind in Mitteleuropa kurz. Wer kann, sollte die wenigen hellen Stunden am Tag nutzen und so viel Licht wie möglich tanken. Zu wenig Helligkeit ist meist der Grund für Winterdepressionen, der Körper stellt sich schneller auf das Schlafen ein und produziert verstärkt das Schlafhormon Melatonin. Schon ein kleiner Spaziergang hilft, sogar an Schlecht-Wetter-Tagen. Sogar dann liegt die Lichtstärke draußen noch bei 2000 Lux. In beleuchteten Räumen ist es zwischen 500 und 600 Lux hell. Im Norden Europas, wo es bekanntlich noch dunkler ist, versuchten Stockholmer Gastronomen aus dem Lichtmangel eine Geschäftsidee zu schlagen und eröffneten das sogenannte Lichtcafé. Hier saß man in grellem UV-Licht und genoss seinen Cappuccino. Richtig rentiert hat sich die Idee nicht. Das Café musste inzwischen wegen zu hoher Mieten geschlossen werden. Quelle: dpa
LachenLachen ist mit die beste Medizin gegen den Winterblues. Studien haben gezeigt, dass beim Lachen Serotonin also Glückshormone ausgeschüttet werden. Das regt die Selbstheilungskräfte des Körpers an. Am besten trifft man sich mit Freunden auf einen Spieleabend, schaut sich eine Komödie im Kino an oder besucht mal wieder das Kabarett. Das hilft. Quelle: dpa
SportSport hält nicht nur fit, Sport macht gute Laune. Durch die Bewegung kommt der Stoffwechsel in Schwung. Der Körper schüttet Hormone wie Endorphin, Dopamin und Serotonin aus. Das macht gute Laune. Doch Vorsicht: Wer im Winter gerne Sport treibt, sollte ein paar Regeln beachten. Diese finden sie hier. Quelle: dpa
Ab ins WarmeWer einen tropischen Indoor-Garten in seiner Stadt hat (wie hier im Leipziger Zoo), sollte die Gelegenheit nutzen und ein bisschen Wärme tanken. Das tut den Knochen und der Seele gut. Quelle: dpa
Beauty-TagWenn es draußen schon grau und hässlich ist, kann man doch wenigstens etwas für die eigene Schönheit tun. Eine vitaminreiche Maske sorgt für Entspannung, reinigt die durch Heizungsluft geplagte Haut und versorgt sie mit Feuchtigkeit. Quelle: AP
Wellness purSich einmal richtig durchkneten lassen - der Winter ist genau die richtige Zeit für das Verwöhnprogramm. Dabei bietet sich sowohl die schnelle halbstündige Massage in der Mittagspause als auch der Besuch einer Saunalandschaft oder eines Dampfbades an. Quelle: dpa/dpaweb
ShoppingDem grauen Tag einen bunten Schal entgegen setzen, so macht Winter Spaß. Frei nach dem Motto "Gönn dir was" ist shoppen in der Winterzeit eine gute Alternative, um aus dem Haus zu kommen. Am besten lässt es sich in beheizten Malls einkaufen - und das, wenn möglich unter der Woche, wenn die Läden nicht ganz so überlaufen sind. Quelle: dpa

Direkt nach der Operation war Dubiels Zustand niederschmetternd. Zwar war er seinen Tremor und unkontrollierte Bewegungen los. Doch dafür hatte er schwere Depressionen und konnte sich kaum noch verständlich ausdrücken. Er konnte nur noch leise und undeutlich sprechen. Verheerend für einen Professor, der Vorlesungen vor Studenten halten soll. Auch seine Neurochirurgen, die das Implantat in seinen Kopf eingesetzt hatten, waren lange ratlos.

Erst durch langes Probieren fand Dubiel heraus, wie er die Stromstärke und die Frequenz am Steuergerät einstellen musste, damit er wieder klar und deutlich kommunizieren konnte – auch die Depressionen verschwanden. Dafür zeigten sich unerwünschte Nebenwirkungen, denn auch das Zittern und Zappeln fing wieder an.

Dass er per Knopfdruck von Sprechen auf Bewegen umschalten konnte und mit derselben Fernbedienung willentlich seinen Kopf von Schwermut auf Heiterkeit umpolen konnte, das machte dem Soziologen erst einmal Angst. Doch seit er sich vor vier Jahren aus der Lehre zurückzog, hat er Frieden mit seinem Schrittmacher geschlossen: „Ich schalte einfach nicht mehr hin und her“, sagt der heute 66-Jährige – und hat sich dabei für die Beweglichkeit entschieden.

Neue Lebensfreude

Seine kleine, zweijährige Tochter versteht ihn auch so. Tatsächlich hat Dubiel sich in der Apotheke, in der er seine Medikamente holt, in die Apothekerin Hella Becker verliebt. Und sie sich in ihn. Sie heirateten und leben heute zu dritt in einem Einfamilien-Reihenhäuschen in Frankfurt. „Das gibt mir unendlich viel Lebensfreude, die ich schon längst verloren glaubte“, sagt Dubiel.

Statt Trübsal zu blasen, flitzt er nun wieder mit einem vierrädrigen behindertentauglichen Elektromobil durch die Stadt, erledigt Einkäufe und Besorgungen. Und in einem Punkt ist Dubiel sich inzwischen ganz sicher : „Ohne den Schrittmacher wäre ich ein körperliches Wrack.“ Und so denkt er inzwischen auch darüber nach, sich ein neues, verbessertes Modell einsetzen zu lassen.

Dass eine solche Hirnprothese seine grauen Zellen eines Tages womöglich per Turbo-Schalter auf doppelte Leistungsfähigkeit pushen könnte, das würde er heute in Kauf nehmen. Nach Jahren der Skepsis steht Dubiel dem optimierten Homo roboticus heute positiv gegenüber: „Auch wenn vieles noch verrückt klingt, man sollte es unbedingt ausprobieren.“

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