Mensch gegen Maschine Ohne Mensch geht es nicht – ohne Roboter auch nicht

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Nicht ohne Menschen

Strategische Entscheidungen dagegen sind oftmals vage und komplex. „Richtig-oder-falsch“-Antworten sind dabei nicht immer möglich. Deshalb sind sie auch menschlicher Entscheidungskraft vorbehalten.

Niemand wird einen Roboter entscheiden lassen, welche neuen Märkte erschlossen werden oder welches Unternehmen akquiriert werden soll. Oder denken Sie an die Versuche, Krankheiten und Epidemien mithilfe künstlicher Intelligenz einzudämmen: Datenanalysen können zwar dabei helfen vorherzusagen, wo es zum nächsten Ebola-Ausbruch kommt. Die konkreten Folgen hingegen liegen in unserer Entscheidungsmacht und Verantwortung.

Sollten wir uns also Sorgen machen, dass operative Entscheidungen künftig nur noch von automatisierten Systemen getroffen werden?

Vergessen wir nicht: Wir sind diejenigen, die die Kontrolle innehaben. Wir können entscheiden, welche Entscheidungen von wem getroffen werden. Maschinen können nur das tun, was wir ihnen sagen.

Welche Assistenzsysteme es schon gibt und wann Roboter das Steuer komplett übernehmen

Künstliche Dummheit

Tatsächlich mache ich mir weniger Sorgen über künstliche Intelligenz als über künstliche Dummheit. Menschen überlassen Entscheidungen zu oft Maschinen, obwohl wir es eigentlich besser wissen sollten.

Wir alle haben von Autofahrern gehört, die blind auf ihr Navi vertrauen und mitten auf einen See zu steuern oder auf dem Gleisbett landen. Handeln und entscheiden Menschen, so berechnen wir deren Fehler mit ein. Sitzt eine Maschine am Hebel, erwarten wir Perfektion.

Das wird zum Beispiel an den Diskussionen sichtbar, die im Zuge schwerwiegender Unfälle im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz passieren. Wer trägt die Schuld? Roboter oder selbstfahrende Autos sind eben doch nur so intelligent wie der Mensch, der sie programmiert (oder der Mensch, mit dem sie interagieren).

Aber: Wenn menschliche und künstliche Intelligenz zusammenarbeiten, sind diese in Kombination erstaunlich mächtig. Wir Menschen müssen Maschinen als Werkzeug verstehen und nutzen. Wir sind die Herren unserer Technologie, nicht ihre Diener. 

Kreativität und Innovation

Außerdem gibt es noch einen Bereich, in dem Menschen künstlicher Intelligenz überlegen sind: Kreativität. Uns ist es möglich, außergewöhnliche Entscheidungen zu treffen, die andere überraschen.

Wir sind auch in der Lage, scheinbar falsche Entscheidungen zu treffen, weil sie uns in der Situation richtig erscheinen. Nebenbei bemerkt ist der „Mut zum Andersdenken“ auch genau das, was uns einzigartig macht. Oder wie bereits das Marketing-Genie Paul Arden sagte: “If you always make the right decision, the safe decision, the one most people make, you will be the same as everyone else.” Wenn du immer die richtige Entscheidung triffst, die sichere, die die meisten Menschen treffen, bist du wie alle anderen.

Kreativität verlangt von uns, Risiken einzugehen. Das bedeutet auch, sich auf Entscheidungen einzulassen, die zunächst falsch erscheinen. Und nun versuchen Sie mal, einen Computer mit dieser Fähigkeit zu programmieren!

Künstliche Intelligenz ist ein spannendes und vielversprechendes Thema. Aber sie ist im Vergleich zur menschlichen Fähigkeit nur begrenzt dazu befähigt, mit vagen, schwierigen und komplexen Entscheidungen umzugehen.

Werden unsere Jobs in der Zukunft durch Roboter und künstliche Entscheidungsfindung ersetzt? Wohl kaum. Vielmehr wird unsere Arbeit interessanter, effizienter und kreativer. Und das nicht, obwohl wir Seite an Seite mit künstlicher Intelligenz zusammenarbeiten – sondern gerade deswegen.

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