Neue Weltraumagentur Luxemburg will Rohstoffe im Weltall abbauen

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Geschäftsmodelle, die kurzfristig funktionieren werden

Auch Schneider meinte, dass es „noch eine Reihe von Jahren“ dauere, bis man Mineralien auf Asteroiden abbauen werde. „Aber es gibt auch Geschäftsmodelle, die jetzt schon, kurzfristig oder mittelfristig funktionieren werden.“ Erdbeobachtung beispielsweise kann Bauern oder Winzern dabei unterstützen, wo sie düngen oder welchen Weinstock sie ernten sollen. Umweltkatastrophen und Waldbrände, die aus dem All beobachtet werden könnten. Eine Raumstation werde unabhängiger von Nachschub von der Erde, wenn sie mit einem 3D-Drucker Ersatzteile herstellen könne.

Und die Lebenszeit eines teuren Satelliten sei auch durch den Treibstoff begrenzt, der irgendwann ausgehe. Wer Wasserstoff aus dem Eis von Asteroiden produzieren und dann zur Betankung von Satelliten verwenden könne, der könne mit guten Geschäften rechnen. Schneider: „Und das wird spätestens in drei bis vier Jahren im Weltraum funktionieren.“ Vorerst gehe es darum, im All gewonnene Rohstoffe wie Wasserstoff für Raumfahrzeuge und eine „neue Weltraumindustrie“ zu nutzen.

Der Abbau seltener Erden, beispielsweise für Mobiltelefone und andere Elektronik erforderlich, könne in einigen Jahren durchaus profitabel sein. Noch sei der Transport zur Erde um ein Vielfaches teurer als deren Wert. Aber: „In den 1970er Jahren hat ein Computer auch vier Millionen Dollar gekostet.“

„Es ist ein Geschäftsfeld, das Luxemburg von Anfang an beackern will“, sagt Schneider. „Wir sind klein, aber wir sind innovativ und wir sind sehr wendig.“ Ein großes Land wie Deutschland oder Frankreich tue sich „sehr schwer, um Bewegung in diese Sache zu bekommen“. Während die großen Nachbarn „Zeit verplempern“, nutze Luxemburg die Gelegenheit, „Fakten zu schaffen“: „Wenn diese Firmen einmal in Luxemburg sind und zufrieden sind, dann sehe ich nicht, warum sie nach Deutschland gehen sollten, wenn die dann auch endlich mal aufgewacht sind.“ In Luxemburg habe es nur ein paar Monate gedauert, um den Rechtsrahmen zu schaffen.

Motivation zieht Schneider auch aus der Vergangenheit. „Als wir in den 70er Jahren den Zusammenbruch der Stahlindustrie sahen, da haben wir entschieden, dass wir zu einem Finanzplatz werden. Damals gab es drei Banken in Luxemburg. Da hat auch jeder gelacht.“

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