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Neues Testverfahren Gefährliche Erreger schneller erkennen

Um gefährliche Infektionen erfolgreich bekämpfen zu können, müssen Mediziner erst einmal wissen, mit welchem Gegner sie es zu tun haben. Ein neuer Schnelltest soll die Suche nach Krankheitserregern vereinfachen.

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Das neue Testverfahren kann Krankheitserreger in Stunden aufspüren. Quelle: AP

Berlin Den Krankheitserreger möglichst frühzeitig zu bestimmen, ist ein wichtiger Schlüssel zur Behandlung von gefährlichen Infektionskrankheiten. „Wenn für Ärzte rasch klar wäre, welches Bakterium genau hinter der Erkrankung des Patienten steckt, könnten sie sofort mit einer gezielteren Behandlung beginnen“, erläutert Brett Etchebarne. Der Mediziner der Michigan State University hat eine Methode entwickelt, durch die sich die oft aufwendige Suche nach dem Erreger auf wenige Stunden reduzieren lässt.

In-Dx heißt das Verfahren, das Etchebarne seit über einem Jahr erfolgreich testet. Innerhalb von zwei Stunden lassen sich damit potenziell gefährliche Bakterien wie E. coli, aber auch viele sogenannte Superkeime in Stuhl- und Urinproben, Blut und anderen Körperflüssigkeiten nachweisen.

Das ist beinahe ein Wimpernschlag, verglichen mit den bislang üblichen Testverfahren. „Heute wissen Ärzte oft erst nach Tagen, welchen Erreger genau sie bekämpfen müssen“, so Etchebarne.

Beim In-Dx-Verfahren wird die Probe zunächst konzentriert und erhitzt, um danach für etwa 20 Minuten inkubiert zu werden. Anhand von Farbveränderungen lässt sich dann bestimmen, um welchen Krankheitserreger es sich handelt.

Seine Zuverlässigkeit hat der Schnelltest bereits unter Beweis gestellt: Mehr als 300 Proben, so berichtet Etchebarne, wurden im Rahmen eines klinischen Tests bislang ausgewertet. In rund 85 Prozent der Fälle konnte der Erreger identifiziert werden.


Sepsis-Patienten im Fokus

Vor allem für die Behandlung von Sepsis-Patienten erhofft sich der Mediziner Fortschritte durch sein Diagnoseverfahren. Denn bei dieser umgangssprachlich auch als Blutvergiftung bekannten Infektion, die häufig gerade bei Klinikpatienten mit ohnehin geschwächten Abwehrkräften auftritt, können wenige Stunden über Leben oder Tod des Patienten entscheiden.

„Bei einer Sepsis frühzeitig zu wissen, welches Ziel bekämpft werden muss, ist ein unschätzbarer Vorteil, um das Maximum für das Patientenwohl zu erreichen“, so Etchebarne. Ein Blick auf aktuelle Zahlen verdeutlicht die Dimensionen des Problems: Allein in Deutschland erkranken pro Jahr mehr als 150.000 Menschen an einer Sepsis. Rund ein Drittel der Patienten stirbt an den Folgen der Infektion.

Besonders tückisch: Immer wieder stoßen die behandelnden Ärzte dabei auf Superkeime, die gegen gängige Antibiotika Resistenzen entwickelt haben. Auch hier könnte eine genauere Bestimmung des Erregers im Frühstadium die Arbeit der Mediziner erleichtern. Denn gerade zu Anfang der Behandlung werden oft mehrere Wirkstoffe verabreicht in der Hoffnung, mit einem den noch unbekannten Erreger zu treffen. Doch solche blind gefeuerten Salven können die Ausbildung von Resistenzen weiter fördern.

„Indem sie das angreifende Bakterium frühzeitig erkennen, können Ärzte sofort das richtige Antibiotikum verschreiben“, so Etchebarne. „Dadurch retten sie Leben – und zugleich helfen sie, das Problem weiterer Antibiotika-Resistenzen zu verringern.“

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