




Es ist ein Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte: Pluto – bis 2006 der fernste Planet in unserem Sonnensystem – bekommt Besuch von der Erde. Als die Nasa-Sonde New Horizons vor mehr als neun Jahren im Januar 2006 gen Pluto startete, war dieser noch der neunte Planet. Nach der Degradierung durch die Internationale Astronomische Union (IAU) trägt er „nur noch“ die Bezeichnung Zwergplanet. Auf den ersten Blick scheint die Ersterkundung des Himmelskörpers an Prestige verloren zu haben, aber dem ist nicht so.
Denn die 720 Millionen Dollar teure New-Horizons-Mission zu Pluto ist viel mehr als nur die Reise zu einem Zwergplaneten. Es ist für Forscher eine riesige Entdeckungsreise und für die Raumfahrt eine historische Unternehmung. Denn New Horizons hat gleich mehrere Rekorde gebrochen. Kein Raumschiff ist bislang so schnell und keines länger und weiter gereist als die Nasa-Sonde: mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50.400 Kilometern pro Stunde, mehr als neun Jahren und einer Distanz von 4,8 Milliarden Kilometern.
Wenn New Horizons an Pluto vorbeifliegt, wird sie nur noch 12.500 Kilometer vom Zwergplaneten entfernt sein – im Vergleich zu bisherigen Aufnahmen bietet das eine Lupenperspektive.
Der Weg der Raumsonde New Horizons zum Pluto
New Horizons startet vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida.
Die Sonde fliegt an der Umlaufbahn des Mars vorbei.
New Horizons entdeckt einen kleinen Asteroiden, der später „APL“ getauft wird.
Die Sonde fliegt am Jupiter vorbei und nähert sich ihm auf rund 2,3 Millionen Kilometer.
New Horizons fliegt durch die Umlaufbahn des Saturn.
Die Sonde durchquert die Umlaufbahn des Uranus.
New Horizons kreuzt die Umlaufbahn des Neptun.
Die Nasa weckt die Sonde aus ihrem „Winterschlaf“ und bereitet sie auf das Treffen mit Pluto vor.
Der große Tag: New Horizons soll in rund 12.000 Kilometer Entfernung an Pluto vorbeifliegen.
Falls die Nasa zustimmt, könnte die Sonde nach ihrem Vorbeiflug am Pluto auch noch den Kuipergürtel mit seinen zigtausend Objekten erkunden. Nächstes Ziel - wahrscheinlich im Januar 2019: das Kometen-ähnliche Objekt 2014 MU69.
Während der Vorbeiflugphase – dem Flyby – wurden von insgesamt sieben wissenschaftlichen Experimenten Fotos gemacht und Werte gemessen. Sie alle sollen etwa Oberflächentemperaturen, Atmosphäre oder die Masse von Pluto und seinem größten Mond Charon berechnen. „Das Grundwissen, das man über einen planetaren Körper haben möchte – angefangen mit Kennzahlen wie Masse, Radius, Dichte, Oberflächenbeschaffenheit, Temperatur, Atmosphäre oder Magnetfeld, das wollen wir erfahren“, erklärt Tilman Spohn, Leiter des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Was dabei herauskommt, kann entscheidend sein für die Vorstellung und weitere Erforschung unseres Sonnensystems, denn es ist die Ersterkundung des sogenannten Kuiper-Gürtels – einem Asteroidengürtel am äußersten Rand unseres Sonnensystems. Ein erster Blick in diese Ecke, die Forschern bislang nahezu unbekannt ist. „In diesem unerforschten Gebiet umkreisen eine Vielzahl von kleinen Eis- und Gesteinskörpern die Sonne“, so Spohn.
Pluto als der größte bekannte Körper des Kuiper-Gürtels errege schon deshalb wissenschaftliches Interesse. Ähnlich den Asteroiden und Kometen sind die sogenannten „Eiszwerge“, wie Pluto auch einer ist, seit ihrer Entstehung wahrscheinlich kaum durch geologische Prozesse verändert worden, sodass Pluto den Forschern also viel über die früheste Zeit des Sonnensystems verraten kann. „Es sind Bausteine, aus denen die Körper unseres Sonnensystems damals vor viereinhalb Milliarden Jahren gebaut worden sind“, erläutert Spohn.