New Horizons zeigt Nebel Plutos große Überraschungs-Show

Erst waren es beeindruckende Fotos, die New Horizons von Pluto schickte. Jetzt gibt es immer mehr überraschende Daten, so gibt es auf Pluto wohl Nebel und eine Art Gletscher. Nasa-Forscher staunen.

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Die 720 Millionen Dollar teure New-Horizons-Mission zu Pluto ist viel mehr als nur die Reise zu einem Zwergplaneten. Es ist für Forscher eine riesige Entdeckungsreise und für die Raumfahrt eine historische Unternehmung. New Horizons hat gleich mehrere Rekorde gebrochen. Kein Raumschiff ist bislang so schnell und keines länger und weiter gereist als die Nasa-Sonde: mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50.400 Kilometern pro Stunde, mehr als neun Jahren und einer Distanz von 4,8 Milliarden Kilometern.

Doch damit nicht genug. Denn die Ergebnisse des Vorbeiflugs der Nasa-Sonde New Horizons, die nun nach und nach die Nasa erreichen und der Öffentlichkeit häppchenweise präsentiert werden, sind beeindruckend, faszinierend und haben schon in den ersten zwei Wochen nach dem Stichtag auch die Forscher mehrmals überrascht.

Fakten zu Pluto

Jetzt hat die Nasa-Sonde offenbar Nebel und gletscherartige Strukturen auf dem Zwergplaneten Pluto entdeckt. Ein neues Foto zeige sogar zwei dichte Nebelschichten, teilten Nasa-Wissenschaftler bei einer Pressekonferenz in Washington mit. „Mir stand der Mund offen, als ich dieses Foto gesehen habe“, sagte Missionsleiter Alan Stern. Die eine Nebelschicht liege rund 80 Kilometer über dem Zwergplaneten, die andere rund 50 Kilometer.

Eisteilchen bilden Nebel

In 130 Kilometern Höhe gebe es vereinzelt sogar auch noch Nebelfelder. Dabei hatten Wissenschaftler eigentlich gedacht, dass es in mehr als 30 Kilometern Höhe über dem Pluto schon zu warm für Nebel sein müsste. „Die entdeckten Nebel auf dem Bild sind ein Schlüsselelement für die Entstehung von komplexen Kohlenwasserstoffen, die Plutos Oberfläche ihren rötlichen Farbton geben“, sagte Michael Summers von der George Mason University in Fairfax. Kohlenwasserstoffe sind eine Grundlage für Leben.

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Das Magnetfeld der Sonne Quelle: NASA, SDO, AIA, LMSAL
Der Zwergplanet Ceres Quelle: dpa
Ceres ist ein gescheiterter Planet, der bei der Entstehung des Sonnensystems übriggeblieben ist. Quelle: dpa
EarthArt von Nasa-Astronaut Scott Kelly Quelle: Nasa
Der Mond von hinten Quelle: REUTERS
Nasa hat im Juli 2015 einen erdähnlichen Planeten entdeckt Quelle: AP
Die Erde voll im Blick Quelle: Nasa

Nach Modellrechnungen könnten sich die Nebel formen, wenn das relativ einfach aufgebaute Gas Methan durch Sonnenlicht aufgespalten werde und damit die Entstehung der größeren kohlenstoffhaltigen Moleküle Ethen und Acetylen fördere. Diese habe New Horizons ebenfalls in der Plutoatmosphäre nachgewiesen. Wenn sie in kältere Schichten der Atmosphäre fallen, können sie laut Nasa zu Eisteilchen frieren und so den Nebel bilden. „Wir brauchen ein paar neue Ideen, um herauszufinden, was da los ist“, sagte Nasa-Forscher Michael Summers.

Zudem entdeckten die Nasa-Forscher in der hellen herzartigen Struktur auf Pluto noch Hinweise auf ehemals fließende Eisschichten. Möglicherweise seien sie immer noch in Bewegung. Zugleich seien dort auch große Mengen an Stickstoff-, Kohlenmonoxid- und Methaneis entdeckt worden. Bei den tiefen Temperaturen von etwa minus 230 Grad Celsius könnten diese fließen, ähnlich wie Gletscher, sagte Bill McKinnon von der Washington University in St. Louis.

Nach mehr als neun Jahren und fünf Milliarden Kilometern war New Horizons Mitte Juli als erster irdischer Flugkörper am Pluto vorbeigeflogen. Während dieser Vorbeiflugphase – dem Flyby – wurden von insgesamt sieben wissenschaftlichen Experimenten Fotos gemacht und Werte gemessen. Sie alle sollten etwa Oberflächentemperaturen, Atmosphäre oder die Masse von Pluto und seinem größten Mond Charon berechnen. „Das Grundwissen, das man über einen planetaren Körper haben möchte – angefangen mit Kennzahlen wie Masse, Radius, Dichte, Oberflächenbeschaffenheit, Temperatur, Atmosphäre oder Magnetfeld, das wollen wir erfahren“, erklärte Tilman Spohn, Leiter des Instituts für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Einige der erwartbaren Daten sind nun auf der Erde angekommen und zudem weitere, die offenbar mehr Fragen als Antworten liefern. Bis alle beim Vorbeiflug aufgenommenen Daten und Fotos allerdings zur Erde geschickt sind, wird es noch 16 Monate dauern. Bis dahin können noch einige Überraschungen kommen.

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