Nickelallergie Wie die Technik uns krank macht

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Wenn das Smartband Ausschlag verursacht

Wozu das führt, hat der Fitnessbandhersteller Fitbit feststellen müssen. Ihr „Force“-Armband wurde im Februar dieses Jahres zurückgerufen millionenfach zurückgerufen, nachdem Beschwerden über Hautirritationen und Ausschläge am Handgelenk auftraten. Als Auslöser der Kontaktdermatitis stehen ein Kleber, aber auch nickelhaltige Metallteile in Verdacht. Während Fitbit mit dem Rückruf einer genaueren Untersuchung durch die Gesundheitsbehörden entgehen konnte, fordern betroffenen Nutzer genauere Details zu den gesundheitlichen Risiken – notfalls mit Hilfe rechtlicher Schritte. Eine Sammelklage gibt es bereits, bisher aber noch kein Ergebnis. Fitbit sieht sich keiner konkreten Schuld bewusst: „Jeder Schmuck und jedes tragbare Gerät kann bei langfristigem Kontakt zu Hautreizungen oder Allergien bei einem Teil der Träger führen.“ Verwiesen wird auf die hauseigenen Richtlinien für Produktsicherheit und Hygiene.

Internationale Hersteller halten sich üblicherweise an die Grenzwerte, die die EU vorgibt. So hält sich zum Beispiel Apple an die Richtwerte für Nickel in Schmuck, wie sie die EU vorgibt. In der Europäischen Nickelverordnung wird festgehalten, welche Produkte wie viel Nickel enthalten dürfen. Laut einer britischen Studie aus dem vergangenen Jahr sei die Zahl der Nickelallergien seit Einführung der Direktive  im Jahr 1994 deutlich zurückgegangen. Waren 1994 noch 36 Prozent aller Frauen von einer Nickelallergie betroffen, sank die Häufigkeit bis 2001 auf 26 Prozent. Heute liegt sie gerade noch bei 15 Prozent. Für die Studie wurden Daten von mehr als 180.000 Patienten aus Europa miteinander verglichen.

Das sind die größten Allergiker-Mythen
Die schlechte Nachricht vorweg: Es gibt keine Heilung für Allergien. Das liegt daran, dass bislang niemand die genauen Ursachen für Allergien kennt. Und solange die Ursache unbekannt ist, ist auch die Heilung unmöglich. Quelle: dpa
Genauso falsch ist der Glaube, mit einem Bluttest zu Hause feststellen zu können, ob man allergisch ist - und gegen welchen Stoff. Wer keine Lust auf falsche Interpretationen und damit eine falsche Behandlung hat, sollte zum Hautarzt oder Allergologen gehen. Quelle: dpa/dpaweb
Auch gibt es Allergien keineswegs nur in unserer modernen Welt - Stichwort Desinfektionsmittel: Schon im Mittelalter soll es Allergien gegeben haben. Was richtig ist, ist aber, dass wenig Bewegung, und viel Heizungsluft unsere Atemwege anfälliger machen. Und das ist in der Tat ein Merkmal unserer Gesellschaft. Quelle: dpa
Es schadet dem Immunsystem von Kindern also nicht, wenn man viel mit Desinfektionsmitteln hantiert. Genauso wenig wird das Kind zum Allergiker, wenn man ihm vor dem ersten Geburtstag sogenannte hochallergene Lebensmittel wie Tomaten und Erdbeeren gibt. Wissenschaftliche Beweise für den Nutzen dieser Art Schonkost gibt es keine. Quelle: dpa
Genauso wenig richtig ist, dass ältere Menschen keine Allergien mehr bekommen können. Allergien können sich zu jeder Zeit und in jedem Alter entwickeln. Das Alter spielt nur bei dem Allergieauslöser eine Rolle: Erwachsene reagieren in der Regel auf andere Stoffe allergisch als Kinder. Quelle: obs
Pollen, eines der häufigsten Allergene bei Erwachsenen, fliegen übrigens nicht nur im Frühjahr und im Sommer. Zwar ist die Pollen- und damit auch die Heuschnupfen-Hochsaison zwischen April und August, Pollen können aber das ganze Jahr über fliegen. Quelle: dpa
Ebenfalls sehr weit verbreitet ist die Allergie gegen Tiere - nicht aber gegen Tierhaare. Die allergischen Reaktionen werden nicht von den Haaren ausgelöst, sondern von Urin-, Kot- und Speichelresten, die an den Tierhaaren oder Federn haften. Quelle: dpa

Doch sind Smartphone und Co. eventuelle Auslöser von Allergien? Eine Studie von Forschern aus Dänemark und den USA ergab, dass es seit 2000 mindestens 37 Fälle von Kontaktallergien gab, bei denen Handys als Verursacher aufgeführt wurden. Von den Forschern wurden unzählige Geräte auf ihren Gehalt an Nickel, Chrom und Kobalt überprüft. Das Ergebnis: Vor allem die Geräte von BlackBery, Samsung und Motorola enthielten Nickel oder Kobalt auf Ziffernblock oder dem Ohrhöhrer. Laut der Forscher seien Kinder und Jugendliche besonders anfällig für Allergien, da sie stärker auf die Metalle reagieren. „Immer mehr Heranwachsende nutzen Mobiltelefone, und Nickel, das häufigste Allergen in den Geräten, ist auch der häufigste Allergieauslöser in der Studie“, sagt Clare Richardson, die Leiterin der Studie. Abhilfe schaffen laut der Forscher Folien, die über das Handy gezogen werden: Die Haut kommt dann nicht mit den Allergieauslösern in Kontakt.

Doch nicht jedes nickelhaltige Produkt ist automatisch gefährlich. So enthält sogar der als allergiesicher geltende Chirurgenstahl bis zu 13 Prozent Nickel. Wichtig ist die Verarbeitung: Nickel ist im Chirurgenstahl fest gebunden und kommt nicht direkt mit der Haut in Kontakt.

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