
Die Kaffeesatzleser lagen wie so oft daneben. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2013 geht an die Ökonomen Robert Shiller, Eugene Fama und Lars Peter Hansen, die im Vorfeld allesamt nicht als Favoriten gegolten hatten. Eine andere Prognose indes bewahrheitete sich: Die von der schwedischen Reichsbank gestiftete und mit rund 900 000 Euro dotierte Auszeichnung geht mal wieder in die USA. Shiller lehrt in Yale, Hansen und Fama in Chicago.





Den ersten Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielten ein Norweger (Ragnar Frisch) und ein Niederländer (Jan Tinbergen). Danach folgt eine beeindruckende Reihe von US-Amerikanern, nur sporadisch unterbrochen von Europäern und Asiaten. Von den 27 letzten Nobelpreisträgern lehrten 26 an einer US-Universität. Der Exot dazwischen war der zypriotische Wachstums-und Arbeitsmarktexperte Christopher Pissarides (2010) von der London School of Economics. Den einzigen Nobelpreis an einen deutschen Ökonomen gab es vor fast 20 Jahren: 1994 durfte sich der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten feiern lassen.
Woher kommt die wissenschaftliche Dominanz der amerikanischen Ökonomen? Es liegt wie so oft am Geld - aber auch am gesellschaftlichen Stellenwert der Volkswirtschaftslehre. Die Bedeutung von Sozialwissenschaften wie der Ökonomie ist in den USA weitaus größer als in Europa. Daher fließen auch mehr finanzielle Mittel in die Forschung. "Wenn die Europäer ihre VWL-Lehrstühle nicht endlich besser ausstatten, wird sich an der US-Dominanz auf Jahrzehnte nichts ändern", kritisierte der Aachener Ökonom Rüdiger Bachmann, der viele Jahre in den USA geforscht und gelehrt hat, bereits im vergangenen Jahr. Kurz darauf ging der Nobelpreis an die US-Amerikaner Alvin Roth und Lloyd Shapley.
An deutschen Hochschulen liegt der Fokus vor allem auf den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Volkswirtschaftslehre wird hingegen vielerorts eher stiefmütterlich behandelt.
Immerhin: Wer mit Ökonomen über Geheimtipps für die diesjährige Preisvergabe spricht, hört zumindest den Namen eines deutschsprachigen Wissenschaftlers - Ernst Fehr, seit 1994 Professor für Mikroökonomik und Experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich.
Der Österreicher ist der meistzitierte deutschsprachige Ökonom und Pionier der Verhaltensökonomie, die sich bei der Analyse wirtschaftlichen Verhaltens auch der Erkenntnisse benachbarter Wissenschaftsdisziplinen wie Psychologie und Biologie bedient. Mit Laborexperimenten und Feldstudien wies Fehr nach, dass die Annahme streng rationalen Verhaltens der Menschen, die den meisten ökonomischen Theorien zugrunde liegt, nicht zu halten ist. Statt dessen spielen laut Fehr auch Faktoren wie Fairness, Altruismus und Reziprozität eine wichtige Rolle bei ökonomischen Entscheidungsprozessen.
Ist das preiswürdig? Am Montag, 13 Uhr, wissen wir mehr.