




Sehr interessant sind die Aussagen des OECD-Berichts bei der Qualität der medizinischen Versorgung. An dieser Stelle soll unterschieden werden zwischen Struktur- und Prozessqualität, Ergebnisqualität und Versorgungsqualität. Die Prozess- und Strukturqualität bezieht sich auf die Inputfaktoren des Behandlungsprozesses. Die Ergebnisqualität betrachtet vor allem den behandlungsbezogenen Output. Bei der Versorgungsqualität geht es nicht nur um optimale Behandlungsergebnisse, sondern um den Gesundheitszustand der Bevölkerung als Ganzes.
Struktur- und Prozessqualität
Der OECD Gesundheitsbericht 2013 veröffentlicht viele Indikatoren zur Struktur- und Prozessqualität. Darin ist deutlich zu erkennen, dass Deutschland in Bezug auf die personellen als auch technischen Ressourcen immer vordere oder mittlere Plätze einnimmt. Gleichzeitig zeigt sich, dass die großzügig vorhandenen Kapazitäten auch gut ausgelastet werden. Deutschland liegt sowohl bei der Anzahl der Arztkonsultationen, Krankenhausaufenthalte, durchgeführten Untersuchungen und Operationen als auch bei verschriebenen Medikamenten mit wenigen Ausnahmen auf Spitzenplätzen. Würde man aus den vergebenen Noten für die Struktur- und Prozessqualität eine Durchschnittsnote berechnen, läge diese bei 1,6. Das deutsche Gesundheitswesen ist also mit Ressourcen im internationalen Vergleich hervorragend ausgestattet.
Ergebnisqualität
Auch hinsichtlich der Ergebnisqualität gibt es verschiedene Indikatoren, die im OECD Gesundheitsbericht 2013 erfasst sind. Darunter sind die Todesfälle nach Herzinfarkten oder Schlaganfällen, postoperative Sepsen und Embolien sowie vieles mehr. Erstaunlicherweise führen diese Indikatoren zu einer deutlich anderen Aussage als bei der Struktur- und Prozessqualität. In vielen Bereichen belegt Deutschland im internationalen Vergleich hier nur mittlere bis schlechte Plätze. Die Durchschnittsnote würde mit 2,9 nur befriedigend betragen.
Versorgungsqualität
Schließlich sollen noch wichtige Indikatoren der Versorgungsqualität dargestellt werden. Auch hier ist deutlich zu sehen, dass Deutschland mit wenigen Ausnahmen nur mittlere Plätze belegt. Die Durchschnittsnote würde mit 2,5 ebenfalls befriedigend betragen.
Forschung
Bleibt also festzuhalten, dass das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich nur als mittelmäßig beurteilt werden kann. Gleichzeitig stellt auch der OECD-Bericht nochmals heraus, dass Deutschland im internationalen Vergleich mit die höchsten Ausgaben für sein Gesundheitswesen tätigt (4. Platz bei den Ausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt). Deutschland gibt also zumindest nicht zu wenig aus für die Gesundheit seiner Bürger.
Angesichts eines Gesundheitssystems mit mittelmäßiger Qualität, welches gleichzeitig eines der weltweit teuersten Gesundheitssysteme ist, kann man nicht wirklich zufrieden sein. Die Lösung der Probleme liegt nicht vordergründig in einer weiteren Erhöhung der Gesundheitsausgaben, sondern in einer klügeren Verwendung der Mittel.
Es bleibt abzuwarten, was die neue Legislaturperiode hier an greifbaren Ergebnissen bringen wird.