Mit welchen Innovationen würden Sie in den nächsten fünf Jahren rechnen?
Das ist recht kurz, aber wir erleben immer mehr, dass Smartphones zu Multifunktionsgeräten ausgebaut werden. Bei Star-Trek hätte man die „Tricorder“ genannt. Damit lassen sich Magnetfelder messen, Beschleunigungen oder mein Pulsschlag. Ich kann mir vorstellen, dass daraus Detektionsgeräte werden, die viel mehr können als telefonieren oder surfen. Im Bereich der Materialforschung werden wir noch viele Innovationen erleben. Vor 100 oder 150 Jahren waren die Materialien völlig andere als heute. Damals war noch nicht der erste Kunststoff erfunden worden. Silicium war etwas, mit dem Kinder in der Sandkiste gespielt haben, in Form von Sand. Heute ist das in jedem Computer drin. Das wird in den nächsten Jahrzehnten noch zu vielen Revolutionen führen.
Revolutionen, die für einen Durchbruch der Raumfahrt sorgen könnten?
Neue Materialen können sicher helfen, bessere Raketen zu bauen und für die Reise angenehmer zu machen, aber das Kernproblem der Raumfahrt sind die Antriebe. Wir sind auf sehr gut bekannte Gesetze der Physik beschränkt. Jede Form von Raketenantrieb wird uns hier nicht weit wegbringen. Das liegt nicht daran, dass Raketenantriebe zu schwach wären. Die Entfernungen sind zu gigantisch. Sie können eine Rakete bauen, die mit 50.000 Kilometern pro Stunde wegfliegt. Das hört sich verdammt schnell an. Unser nächster Fixstern Proxima Centauri ist aber 4,2 Lichtjahre entfernt. Das sind über 40 Billionen Kilometer. Unser Universum ist frustrierend groß.
Die sogenannte Raketengleichung beschreibt, dass sich mehr Treibstoff mitzunehmen nur bis zu einem gewissen Punkt lohnt. Die Saturn-5-Rakete war schon über 100 Meter groß, um so ein kleines bisschen Mondfähre in die Luft zu schießen. Die Treibstoffe sind auch an der Grenze des chemisch möglichen.
Das Grundproblem ist die Energieversorgung?
Mit der Kernfusion hätte man prinzipiell die Chance, nennenswerte Geschwindigkeiten zu erreichen. Damit meine ich Bruchteile der Lichtgeschwindigkeit. Dann würde man zu einem Stern wie Proxima Centauri „nur“ 40 Jahre brauchen. Das wäre in einem Menschenleben erreichbar. Heute sind das immer tausende Jahre, die man bräuchte. Wenn die Kernfusion irgendwann gebändigt ist, wird ein Verkleinerungsprozess einsetzen. Das war bei der Kernspaltung schon so. Wie immer hat man zuerst die Bombe gebaut, dann Kraftwerke und irgendwann konnte man Reaktoren in Schiffe und U-Boote einbauen.
So muss man sich den Weg auch für die Fusion vorstellen. Da sind wir dann tatsächlich in 200 Jahren, weil das im Moment technologisch noch nicht einmal am Horizont ist.
Welche Technologie aus Star-Trek ist völlig realitätsfern?
Obwohl das physikalisch-theoretisch alles möglich ist, sind natürlich Beamen und Warp die Technologien, die realitätsfern sind. Wegen der gigantischen Energiemengen, die man auch in 200 Jahren nicht beherrschen wird. Das ist schwer vorstellbar. Unsere Sonne hat uns in den 4,5 Milliarden Jahren ihrer Existenz von ihrer gesamten Energie gerademal 0,3 Prozent abgegeben. Wir bräuchten das 20–fache der gesamten Sonnenenergie um mit Warp zu fliegen. Theoretisch ist das Konzept gut gemacht aber praktisch fehlt uns da noch einiges.
Das sind die Dinge, die auch in 200 Jahren nicht realisiert sein werden, das kann man ziemlich genau sagen. Auch alles, was mit Zeitreisen in die Vergangenheit zu tun hat.