Länger als 437 Tage war noch nie ein Mensch im Weltall und schon diese Zeit hat Auswirkungen auf den Körper: die Muskeln bauen ab und müssen deshalb regelmäßig und intensiv trainiert werden. Die Herzwände werden dünner, das Immunsystem fährt runter. Nach der Rückkehr zur Erde, gleicht der Körper den Abbau wieder aus - aber wenn man dort bleibt?
Aktuell überprüfen Wissenschaftler mit dem eineiigen Zwillingspaar Mark und Scott Kelly, was sich genau durch die Zeit im Weltall verändert: Während Mark Kelly auf der Erde bleibt, verbringt Scott Kelly ein Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS. Nach seiner Rückkehr soll geprüft werden, ob und inwiefern sich die Zwillinge unterschiedlich entwickelt haben.
„Zum ersten Mal kann so auch untersucht werden, ob sich durch den langen Aufenthalt im All auch die Gene eines Menschen ändern“, sagt Rupert Gerzer vom DLR. Das könnte dann auch ein Hinweis darauf sein, was den Reisenden bevorsteht, die schon sechs bis zehn Monate bis zum Mars bräuchten – und dann dort bleiben sollen.
Die nächste Hürde: Wo leben? Autarke Habitate will Mars One in der toten Marswüste absetzen. Quasi Container, die von der Rakete abgekoppelt werden. Zunächst sollen dafür sechs der sogenannten Dragon-Module, zu denen Lebenserhaltungssysteme, Wohnkapseln und eine Lagerkapsel gehören, von Mars-Rovern an eine geeignete Stelle transportiert werden. Auf kleinstem Raum soll dann das gesamte Leben stattfinden, denn außerhalb der Habitate ist Überleben unmöglich.
Dabei ist das Klima noch das geringste Problem: Forscher schätzen die Temperaturen auf dem Mars auf durchschnittlich -55 bis +27 Grad Celsius – der Erde also gar nicht so unähnlich.
Allerdings gibt es auf dem Mars keinen Sauerstoff. Hier soll eine innovative Technologie genutzt werden: ein künstliches Blatt. Die Idee: Aus echten Pflanzen werden sogenannte Chloroplasten – die Zellen zuständig für die Photosynthese – genommen und mit Seidenprotein kombiniert. Dadurch entstehe ein Prozess, der mit der Photosynthese vergleichbar ist. Mithilfe dieses „Blattes“, Wasser und Licht soll also auch auf dem Mars Sauerstoff produziert werden können.
Fakten zum Mars
6794 Kilometer
0,0107 (Erde =1)
3,93 Gramm pro Kubikzentimeter
687 Tage
Bisher sind zwei Monde bekannt.
Der Ansatz klingt gar nicht so schlecht. Aber: Doktoranden des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben die gesamten Versorgungspläne für die Marssiedlung durchgerechnet und auf ihre Machbarkeit überprüft. Im Herbst 2014 stellten sie ihr Ergebnis vor. Demnach würde der erste Marssiedler nach rund 68 Tagen sterben, weil die lebensnotwendige Versorgung nicht gewährleistet wäre beziehungsweise Probleme bereite.
Schwierigkeiten gibt es gleich mehrere: Durch die Pflanzen zur Sauerstoffproduktion steigt der Druck in den Habitaten. Das wäre gefährlich für die Missionsmitglieder. Zudem erhöhe sich durch den Pflanzenanbau (für Sauerstoff und Nahrung) die Feuergefahr, wenn nicht manuell Stickstoff ergänzt werde – der müsste dafür aber von der Erde angeliefert werden.
Liefert man Stickstoff und Nahrung, um die Probleme zu umgehen, müssten alleine 15 Raketen zum Mars starten, um die Kolonie zehn Jahre zu erhalten. Zudem müssten 62 Prozent der ursprünglich transportierten Masse aus Ersatzteilen bestehen. Bei den aktuellen Planungen Mars Ones vollkommen unmöglich.