Private Marsmission Schafft es Mars One zum Roten Planeten?

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Das Mars-Leben

Länger als 437 Tage war noch nie ein Mensch im Weltall und schon diese Zeit hat Auswirkungen auf den Körper: die Muskeln bauen ab und müssen deshalb regelmäßig und intensiv trainiert werden. Die Herzwände werden dünner, das Immunsystem fährt runter. Nach der Rückkehr zur Erde, gleicht der Körper den Abbau wieder aus - aber wenn man dort bleibt?

Aktuell überprüfen Wissenschaftler mit dem eineiigen Zwillingspaar Mark und Scott Kelly, was sich genau durch die Zeit im Weltall verändert: Während Mark Kelly auf der Erde bleibt, verbringt Scott Kelly ein Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS. Nach seiner Rückkehr soll geprüft werden, ob und inwiefern sich die Zwillinge unterschiedlich entwickelt haben.

„Zum ersten Mal kann so auch untersucht werden, ob sich durch den langen Aufenthalt im All auch die Gene eines Menschen ändern“, sagt Rupert Gerzer vom DLR. Das könnte dann auch ein Hinweis darauf sein, was den Reisenden bevorsteht, die schon sechs bis zehn Monate bis zum Mars bräuchten – und dann dort bleiben sollen.

Die fliegende Untertasse der Nasa
Mars, wir kommen: Die Nasa testet ein neues Forschungsgerät. Der "Low Density Supersonic Decelerator", kurz LDSD, erinnert stark an ein UFO aus einem Science-Fiction-Streifen. Quelle: AP
Bei dem Gerät handelt es sich um eine Art Riesen-Fallschirm, der eine Landung auf dem Mars ermöglichen soll. Quelle: AP
Die Fliegende Untertasse soll mit einer Rakete angetrieben werden und am 14. Juni zu einem ersten Test von Hawaii aus starten. Mit dem Gerät sollen größere Lasten auf den Roten Planeten transportiert werden können. Quelle: AP
Hier wird der LDSD verladen. Eigentlich sollte der Test schon am 11. Juni starten, er musste aber wegen schlechten Wetters verschoben werden. Quelle: AP
Die Fliegende Untertasse hängt an einem Kran. Das Testgebiet ist die Erdatmosphäre. Ein Ballon soll den Super-Fallschirm zunächst 37 Kilometer über den Pazifik befördern. Auf der Höhe angekommen wird er abgekoppelt, eingebaute Raketendüsen sollen ihn dann mit einer Geschwindigkeit von Mach 4 auf eine Höhe von 55 Kilometern über der Erde tragen. Dies entspricht etwa den Umständen in der dünnen Marsatmosphäre. Quelle: AP
Wenn das Gerät anschließend zur Erde herabfällt, soll der 33,5 Meter breite Fallschirm aufgehen, den Fall bremsen und eine weiche Landung im Pazifik ermöglichen. Bislang nutzt die Nasa kleinere Fallschirme für ihre Landemanöver von Fluggeräten auf dem Mars. Doch für eine sichere Landung von Menschen oder schweren Geräten ist ein deutlich größerer Schirm notwendig. Quelle: AP

Die nächste Hürde: Wo leben? Autarke Habitate will Mars One in der toten Marswüste absetzen. Quasi Container, die von der Rakete abgekoppelt werden. Zunächst sollen dafür sechs der sogenannten Dragon-Module, zu denen Lebenserhaltungssysteme, Wohnkapseln und eine Lagerkapsel gehören, von Mars-Rovern an eine geeignete Stelle transportiert werden. Auf kleinstem Raum soll dann das gesamte Leben stattfinden, denn außerhalb der Habitate ist Überleben unmöglich.

Dabei ist das Klima noch das geringste Problem: Forscher schätzen die Temperaturen auf dem Mars auf durchschnittlich -55 bis +27 Grad Celsius – der Erde also gar nicht so unähnlich.

Allerdings gibt es auf dem Mars keinen Sauerstoff. Hier soll eine innovative Technologie genutzt werden: ein künstliches Blatt. Die Idee: Aus echten Pflanzen werden sogenannte Chloroplasten – die Zellen zuständig für die Photosynthese – genommen und mit Seidenprotein kombiniert. Dadurch entstehe ein Prozess, der mit der Photosynthese vergleichbar ist. Mithilfe dieses „Blattes“, Wasser und Licht soll also auch auf dem Mars Sauerstoff produziert werden können.

Fakten zum Mars

Der Ansatz klingt gar nicht so schlecht. Aber: Doktoranden des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben die gesamten Versorgungspläne für die Marssiedlung durchgerechnet und auf ihre Machbarkeit überprüft. Im Herbst 2014 stellten sie ihr Ergebnis vor. Demnach würde der erste Marssiedler nach rund 68 Tagen sterben, weil die lebensnotwendige Versorgung nicht gewährleistet wäre beziehungsweise Probleme bereite.

Schwierigkeiten gibt es gleich mehrere: Durch die Pflanzen zur Sauerstoffproduktion steigt der Druck in den Habitaten. Das wäre gefährlich für die Missionsmitglieder. Zudem erhöhe sich durch den Pflanzenanbau (für Sauerstoff und Nahrung) die Feuergefahr, wenn nicht manuell Stickstoff ergänzt werde – der müsste dafür aber von der Erde angeliefert werden.

Liefert man Stickstoff und Nahrung, um die Probleme zu umgehen, müssten alleine 15 Raketen zum Mars starten, um die Kolonie zehn Jahre zu erhalten. Zudem müssten 62 Prozent der ursprünglich transportierten Masse aus Ersatzteilen bestehen. Bei den aktuellen Planungen Mars Ones vollkommen unmöglich.

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