Finanziell und medial wichtig: Mars One soll das Fernsehspektakel schlechthin werden - zum Beispiel mit einer Dokumentationsreihe über die Auswahl der ersten vier Astronauten. Erst im Herbst 2014 sprang jedoch die Produktionsfirma Darlow Smithson als Partner ab. Man sei sich bei finalen Vertragsdetails nicht einig geworden, heißt es von Seiten der Mars-One-Stiftung.
Zweifler munkeln in den Medien, Endemol sei die Geschichte zu heiß geworden – entweder weil die Kritik an der „Big-Brother-Raumfahrtmission“ zu groß war oder den Niederländern klar wurde, dass das Projekt niemals realisiert wird. Aktuell sollen Gespräche mit anderen potenziellen Interessenten laufen – auch im „Mars One Business Club“ finden sich mehrere Medienhäuser. Sie sind aber nicht einmal ansatzweise so groß und einflussreich wie Endemol.
Mars One macht derweil weiter kräftig Werbung für seine Idee und will die Negativpresse abschütteln: „Ich mag den Ausdruck ‚Reality-TV‘ nicht“, sagte Landsdorp im US-Fernsehen. „Er verbindet uns mit Serien wie Big Brother. Ich würde es eher mit den Olympischen Spielen vergleichen. Wir suchen die besten auf der Welt, die etwas machen sollen, was kaum jemand anderes könnte und wir teilen es mit der ganzen Welt.“
Mars One spricht von einem neuen Partner, mit dem man seit November zusammenarbeite. Ein Vertrag ist aber noch nicht unterschrieben. Wer das Fernsehspektakel medial aufbereiten würde, wenn die Mars-One-Mission startete, steht also noch in den Sternen.
Die Mars-Siedler
Jeder könnte im Grunde Astronaut werden – mit dieser Botschaft pries Mars One die Mission an. Die Bewerber meldeten sich über das Internet, füllten einen Fragebogen aus und drehten ein Bewerbungsvideo. Zudem mussten sie Englisch sprechen, intelligent, kreativ und psychologisch stabil sowie älter als 18 Jahre und „gesund“ sein.
Was das bedeutet, ist umstritten. Verschiedene Medien berichten in Berufung auf Teilnehmer, zum Nachweis der Gesundheit reiche ein Nachweis des Hausarztes. Mars One dagegen sagt, dass die Untersuchungen den Medizinchecks der NASA-Astronauten ähnelten. Dies würde bedeuten, dass die Kandidaten tatsächlich auf Herz und Nieren geprüft werden – um jedweden Hinweis auf ein Herzleiden, Krebsrisiko oder Asthma zu erkennen. Inwiefern Vorerkrankung einen Ausschluss-Grund ist, ist nicht bekannt.
202.586 Menschen weltweit folgten laut Mars One dem Aufruf. Davon wurden 100 Kandidaten im Februar 2015 vorgestellt – 50 Frauen und 50 Männer. Die Auserwählten kommen aus der ganzen Welt: 39 vom amerikanischen Kontinent, 31 aus Europa, 16 aus Asien, sieben aus Afrika und sieben aus Ozeanien. Aus Deutschland sind noch zwei Kandidaten im Rennen.
Warum so viele mit Mars One fliegen wollen, lässt sich erst einmal leicht beantworten: Sie träumen von einer Reise ins All und würden vieles dafür tun. Aber zuhause alles aufgeben? Und mit „zuhause“ ist in diesem Fall der Planet Erde gemeint. Denn das Ticket zum Mars gibt es nur One-Way – eine Rückreise ist nicht geplant. Wer also zum Mars fliegt, wird dort sterben.
Unter den letzten hundert sind Studenten genauso wie Familienväter mit kleinen Kindern und sie alle würden ihr Leben auf der Erde aufgeben, um es gegen eine ungewisse Zukunft auf dem Mars zu tauschen. Kritiker hinterfragen, ob diese Menschen auch wirklich fähig sind eine solche Mission auszuführen. Rein körperlich, intellektuell und psychisch. Schließlich gehört mehr dazu gehört als Glück und ein bisschen Verstand, um ins All fliegen zu können – von Weltraumtouristen mal abgesehen. Wer als „echter Astronaut“ etwa zur Internationalen Raumstation fliegt, ist speziell dafür ausgebildet, hat als Wissenschaftler eine gewisse Karriere gemacht, lange trainiert und wartet Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte darauf endlich die Starterlaubnis zu bekommen. Bei den Mars-One-Siedlern gehören berufliche Qualifikationen aber zunächst nicht zu den Auswahlkriterien.