
Spinner oder Genie? Hört man Enrico Dini über die Häuser der Zukunft sprechen, könnte man den italienischen Bauingenieur für übergeschnappt halten. Der 49-jährige Konstrukteur aus dem Toskanastädtchen Pontedera will Gebäude nicht mehr aus Stein und Zement mauern oder aus Beton gießen. Dini will seine Bauten drucken.
Das klingt wie die abgedrehte Vision eines italienischen Daniel Düsentrieb – und ist doch alles andere als ein Hirngespinst: Den dafür notwendigen Drucker hat Dini bereits entwickelt. Er steht in einer Halle in einem Gewerbegebiet bei Pisa. D-Shape nennt der Unternehmer seine Maschine, die an das Bühnengerüst eines Open-Air-Konzerts erinnert. Nur hängen an den Eisenträgern weder Lampen noch Lautsprecher – sondern ein Kasten, so groß wie ein Hartschalenkoffer.





Eine neue Welt aus Sand
Dieser Kasten ist das Pendant zu den Druckköpfen normaler Tintenstrahldrucker, deren Düsen Buchstaben und Bilder aufs Papier zeichnen. „Nur fließen hier Sand, Mineralstaub und Bindemittel auf die Druckfläche“, sagt Dini. Schicht für Schicht wächst der Bau nach oben. Ist eine Lage fertig, hebt die Maschine den Druckkopf an und druckt die nächste.
Umgeben vom Surren der Stellmotoren, vom Zischen der Druckluft und dem Rauschen des Sandes, steht Dini da und strahlt. Jahre hat er an der Technik gearbeitet – nun lässt er aus selbstgemischtem Sandstein Sitzbänke entstehen, Nachbildungen archäologischer Funde, Prototypen einer Skulptur. Oder eben Häuser: Ein Gartenhaus vom Format einer Pkw-Garage hat er bereits gedruckt. Aber das, glaubt der Erfinder, sei erst der Anfang.
Norman Foster druckt
Was Dini noch als Experiment betreibt, ist in den Laboren des Dentaltechnikexperten Bego bereits Alltag. Das Bremer Unternehmen produziert Zahnersatz mit einem ähnlichen Druckverfahren wie Dini seine Bauten: In einem Gewitter aus Laserblitzen verschmilzt Pulver aus Kobaltchrom in 700 mikrometergroßen Schichten zu Kronen, Brücken und Implantaten. Fachleute nennen das Verfahren Laser-Sintern. In dem Feuerwerk, das an eine brennende Wunderkerze erinnert, entstehen bis zu 400 Zahnersatzteile gleichzeitig. Jedes einzelne angepasst an das Gebiss des künftigen Trägers – und in einem Bruchteil der bislang benötigten Zeit gefertigt.
Auch der britische Stararchitekt Norman Foster nutzt 3-D-Drucker fast täglich: Statt seine Architekturmodelle mit Schere, Säge und Klebstoff in Form zu bringen, schichten die Druckerdüsen feinste Kunststofflagen aufeinander, jede kaum dicker als ein menschliches Haar. „Anfangs dachten wir, das ist eine Nischenanwendung“, sagt Xavier de Kestelier, Associate Partner bei Foster in London. „Heute nutzen wir 3-D-Druck in fast jedem Projekt.“