
Die Maschine kann so viel wie keine andere: In einem Tropfen Blut spürt sie kleinste Bruchstücke eines Tumors auf, schickt sie zur Analyse an eine Software und gleicht sie mit einem Referenzgenom ab. Am Ende wird sie einen Bericht für den Arzt ausgedruckt, der erläutert, welche Medikamente am ehesten anschlagen könnten.
Für Qiagen-Chef Peer Schatz ist das „der Durchbruch“, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Fast 20 Jahre lang hat sein Unternehmen an dieser Technologie gearbeitet. Zwar weiß man spätestens seit den Fünfzigerjahren, dass das Erbmaterial frei im Blutstrom schwimmt und sich Gen-Mutationen im Blut nachweisen lassen. Doch erst jetzt ist die Technologie soweit, dass man dank neuer Gensequenzier-Techniken (Next Generation Sequencing) und Fortschritten in der Bioinformatik aussagekräftige Ergebnisse bekommen kann.
Flüssigbiopsie heißt das Schlagwort, für das sich die Biotech-Industrie gerade begeistert. Qiagen ist längst nicht das einzige Unternehmen, das in dieses Gebiet vorstößt. Konkurrent Illumina etwa hat Anfang des Jahres einen eigenen Ableger gebildet, der sich allein mit der Flüssigbiopsie befassen soll.
Formen der Krebs-Therapie
Bei einer Operation wird der Tumor entfernt, häufig auch die umliegenden Lymphknoten um eine Streuung zu vermeiden. Eine Operation allein reicht meist nicht aus.
Quelle: Bayerische Krebsgesellschaft
Dabei kommen bestimmte Medikamente, sogenannte Zytostatika, zum Einsatz. Sie können bösartige Tumoren zerstören oder zumindest ein weiteres Wachstum verhindern. Die Medikamente greifen in den Zell-Stoffwechsel ein. Weil sie aber nicht zwischen gesunden Zellen und Tumorgewebe unterscheiden können, kommt es zu Nebenwirkungen, etwa Haarausfall, Erbrechen, Immunschwäche. Weil sich das Normalgewebe aber schneller regeneriert, wirkt die Chemotherapie auf Krebszellen stärker.
Der Tumor wird vor, nach oder anstelle einer Entfernung mit energiereicher Strahlung beschossen. Die Bestrahlung kommt nur lokal zum Einsatz und kann das Wachstum des Tumors bremsen, indem die Tumorzellen zerstört werden.
Es handelt sich um einen jungen Therapieansatz, auch "targeted therapy" (zielgerichtete Therapie) genannt. Hierunter fällt die in der US-Studie erforschte Blockierung des Ral-Proteins. Spezifische Wirkstoffe sollen zielgenau die Krebszellen angreifen.
Hierbei werden Antihormone gegeben. Sie können vor allem Tumoren der Geschlechtsorgane und Brustkrebs im Wachstum stoppen oder verlangsamen.
Hierunter versteht man die Überwärmung des Körpers oder einzelner Körperteile. Dies kommt beispielsweise ergänzend zu einer Strahlentherapie zum Einsatz, und kann ihre Wirkung verstärken.
Eine 100 Millionen Dollar schwere Finanzierungsrunde wurde von Microsoft-Gründer Bill Gates und Amazon-Chef Jeff Bezos angeführt. Die Investmentbank Jeffries schätzt, dass der Markt in den kommenden Jahren 28 Milliarden Dollar schwer werden könnte. Derzeit gebe es rund 40 Unternehmen, die sich mit der Technologie beschäftigen.
Doch im Gegensatz zu den anderen biete Qiagen den Kunden „ein integriertes System, von der Probe bis zum Erkenntnisgewinn“, sagt Schatz. „Das hat bis jetzt noch niemand gemacht.“
Bislang wurde die Flüssigbiopsie des Hildener Unternehmens vor allem in der Wissenschaft verwendet. Nun soll eine neue vollautomatisierte Version in Laboren und Krankenhäuser weltweit zum Einsatz kommen – auch in Deutschland. Qiagen präsentiert die zusätzliche Funktion, die auf die bisherige Gen-Reader-Maschine aufgesattelt werden kann, in diesen Tagen auf der weltgrößten Onkologie-Messe Asco in Chicago.