Ein anderes Projekt von IBM findet sich in Bozen in Südtirol. Hier werden nach Angaben der Stadtverwaltung 76 Millionen Euro jährlich in das Sozialwesen gesteckt. 42 Prozent dieser Ausgaben werden für den älteren Teil der Bevölkerung über sechzig Jahre benötigt. Um die Kosten zu senken und gleichzeitig die Effizienz zu steigern, hat IBM in Bozen die Wohnungen und Häuser älterer Bürger mit kleinen Messeinheiten vernetzt: Ein Sensor von der Größe einer Zigarettenschachtel misst, wann die Person die Wohnung betritt oder verlässt, andere Kontrolleinheiten kontrollieren, wann die Person zu Bett geht oder wann sie sich in der Küche aufhält.
Dieses "Smart Home", wie es IBM nennt, soll zwei Zwecke erfüllen. "Dadurch können wir messen, wie der Lifestyle, das Verhalten der Menschen im Alltag, sich auf deren Gesundheit auswirkt", erklärt Karen Parrish. Die US-Amerikanerin ist bei IBM International zuständig für den Bereich Gesundheit. Außerdem hat die Vernetzung des Hauses noch einen direkteren Nutzen: "Wenn die Sensoren messen, dass sich etwas ungewöhnliches im Tagesablauf abspielt, die Person beispielsweise nicht wie sonst abends in der Küche kocht, kann das System Alarm auslösen." Erkennt das System, dass die Person die Wohnung nicht verlassen hat, sich aber auch nicht in der Wohnung bewegt, wird ein Alarm an Angehörige oder den Rettungsdienst gesendet werden.
Mensch 2.0 - Welche Techniken und Implantate uns besser leben lassen
Ein Mikrochip im Innenohr (38.000 Euro) lässt Taube wieder hören.
Hirnschrittmacher (ab 31.000 Euro) senden elektrische Impulse ins Gehirn, um epileptische Anfälle, das Zittern von Parkinson-Kranken und Depressionen zu heilen.
Ein Chip erfasst Nervenreize. Denkt ein Proband "Greifen", kann er eine Prothese fernsteuern.
Werden kleine Magnete unter die Haut der Fingerkuppen implantiert (200 Euro), können Menschen elektromagnetische Felder wahrnehmen.
Mit einer vollelektronischen Orthese (60.000 Euro) können Menschen gelähmte Gliedmaßen wieder benutzen.
Mikroelektronik in modernen Prothesen (30.000 bis 40.000 Euro) kontrolliert und steuert innerhalb von Millisekunden die Position des Kunstbeins beim Gehen, Rennen oder Treppensteigen.
Mit superleichten Karbonfedern (8.000 Euro) spurten Sportler besser als mit normalen Fußprothesen.
Implantate nahe dem Rückenmark (etwa 20.000 Euro) stoppen die elektrischen Nervensignale - und damit das Schmerzempfinden.
Elektronische Schrittmacher kontrollieren die Funktion von Magen, Blase und Darm (ab 14.400 Euro).
Der Brustmuskel wird in mehrere Segmente unterteilt, mit denen Arm und Kunsthand präzise gesteuert werden (60.000 Euro).
Schrittmacher (ab 5.100 Euro) und implantierbare Defibrillatoren (ab 15.500 Euro) halten geschädigte Herzen mit elektrischen Impulsen auf Trab.
Exakt geschliffene Kunststofflinsen (je 3.000 Euro) heilen den grauen Star. So erreichen viele Patienten anschließend 180 Prozent Sehschärfe.
Blinde können mit einem Computerchip (73.000 Euro ohne Operation), der in die Netzhaut implantiert wird, wieder sehen. Eine Kamerabrille überträgt Bilder zum Chip, der das Signal an den Sehnerv weiterleitet. Der Akku am Gürtel liefert den Strom.
Ist das damit nur eine Art umfangreicherer Hausnotruf, wie man ihn von dem Roten Kreuz oder den Maltesern schon seit vielen Jahren kennt?
"Nein", winkt Parrish ab. Bei Smarter Care, wie das Gesamtkonzept zum Gesundheitswesen bei IBM heißt, gehe vielmehr darum, die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen umfassender zu betrachten. Umfassender als es bisher der Fall ist, so IBM. Während heute der Arzt Patienten meist nur durch Krankenakte und ein kurzes Gespräch kennt, soll es mit Smarter Care möglich sein, das ganze Leben eines Patienten auf Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen, zu durchsuchen. Das System analysiert dabei drei Bereiche: Den klinischen, also sozusagen die Krankenakte der Person, den soziale und die Komponente des Lifestyles. Raucht die Person oder trinkt sie gerne Wein? Hat sie ein intaktes soziales Umfeld oder lebt sie alleine und zurückgezogen? Das sind Bereiche, die die Gesundheit beeinflussen können. Jedoch können sie nicht von jedem, der mit dem Patienten in Kontakt steht, beobachtet werden. Pfleger, Angehörige oder Ärzte wissen oftmals nur wenig von ihren Patienten. Rückschlüsse auf die Gründe für die Beschwerden zu ziehen fällt dementsprechend schwer.
"So werden Personen im Krankenhaus wegen körperlicher Beschwerden behandelt, der Grund für die Beschwerden liegt allerdings im sozialen Umfeld, weil die Personen einsam und deswegen depressiv sind", nennt Parrish ein Beispiel.