Raumfahrt Big Brother auf dem Weg zum Mars

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Mut, Intelligenz, Gesundheit

Zehn Erfindungen, die James Bond zuerst hatte
Peilsender Quelle: AP
Infrarot Quelle: REUTERS
Der Gyrocopter Quelle: Auto-Gryo.com
Der fliegende Mann Quelle: .jetlev-flyer.com
Fliegendes AutoIm James-Bond-Film "Der Mann mit dem goldenen Colt" von 1974 war es nur eine kurze Szene - aber die sorgte für einen Rieseneffekt. In einem thailändischen Hangar verwandelt sich ein goldenes AMC Matador Coupé in ein Flugzeug. Kurz danach hebt das ein-Meter-Vehikel ab - ferngesteuert. Der Traum mit einem Auto zu fliegen hat Tüftler schon lange beschäftigt. Schon 1917 und in den 40er Jahren gab es Versuche, die sich jedoch bisher nicht durchsetzen konnten. Zwei Unternehmen sind aber immer noch dran. Sowohl der holländische Hersteller Pal-V, als auch die US-Firma Terrafugia wollen nach erfolgreichen Test im Jahr 2013 ein "fliegendes Auto" auf den Markt bringen. Für Filmkenner: Das Auto vom Typ AMC Hornet Hatchback Spezial, das kurz vor der Szene im Hangar über einen der Kanäle außerhalb Bangkoks "flog", machte sich lediglich die Gesetze der Physik zu Nutze. In knapp drei Sekunden übersprang das Fahrzeug exakt 15,86 Meter - Forscher an der New Yorker Cornell Universität hatten dies per Computer berechnet. Quelle: AP
TV-UhrenIm Sommer 1982 verkaufte der japanische Hersteller Seiko für rund 1000 Mark zum ersten Mal eine Armbanduhr, mit der man bis zu fünf Stunden am Stück fernsehen konnte. James Bond, in diesem Fall gespielt von Peter Sellers, war da etwas früher dran: Schon 1967 schaut er in der Parodie "Casino Royale" auf sein Zeitinstrument, das ihm die leicht bekleidete Ursula Andress "live" überträgt. 16 Jahre später ist Lüstling Roger Moore mit einer Kamera-Uhr in Aktion. In dem Film "Octopussy" nutzt er ein Teleobjektiv mit Zoom, um einer Mitarbeiterin genauer auf die Oberweite zu schauen. Der kleine 1,2 Zoll Bildschirm im Film ist sogar in Farbe. Das notwendige Equipment - TV-Empfänger, Kabel und Kopfhörer - kommt dagegen nicht vor. Quelle: Screenshot
Tauchendes AutoDer weiße Lotus Esprit beschleunigt, taucht elegant ins Wasser und wird zum U-Boot. Was Roger Moore und Beifahrerin Barbara Bach in "Der Spion, der mich liebte" 1977 vormachen, war trickreich, denn die beiden kämpften im Londoner Wasserbassin. Der Sportwagen wurde zu einem der größten Erfolge für den englischen Autobauer. Als Autovisionär Frank Rinderknecht im Jahr 2008 ein tauchfähigen umgebauten Lotus Elise auf dem Genfer Autosalon vorstellte, war ihm die Aufmerksamkeit sicher. Seinen "Rinspeed sQuba" hatte er abgedichtet, mit Styropor ausgelegt, und zwei Jetantriebe und zwei Propeller am Heck angebracht. Auf ein Dach verzichtete Rinderknecht, lieber zog er sich eine Taucherausrüstung über und blickte nach oben auf die Fischwelt. Quelle: dpa

Für viele ist die Vorstellung unerträglich. Für Entdecker wie Lansdorp ist sie ein Lebenstraum. Seit er im Juni eine Web-Seite gestartet hat, sind Hunderte Bewerbungen bei ihm eingegangen: handgeschriebene Briefe von zwölfjährigen Schülerinnen, aber auch zweiseitige Gesuche promovierter Ingenieure. „Wenn das Casting beginnt, erhalten wir Millionen Bewerbungen“, glaubt Lansdorp. „Aber wir nehmen nur die Besten.“

Die Kandidaten von Mars One sollen sich, anders als beim Vorbild Big Brother, weniger durch Sprachfehler und Fortpflanzungsdrang auszeichnen als durch Mut, Intelligenz und Gesundheit.

Mithilfe von Psychologen stellt Mars One mehrere Viererteams zusammen. Jahrelang trainieren sie vor laufender Kamera für ihr neues Leben. Auf dem Mars treffen derweil ein Rover ein, eine Wasser- und Treibstofffabrik, ein 50-Quadratmeter-Treibhaus für den Gemüseanbau sowie Solarzellen und Wohnkapseln. „Wenn die Astronauten 2023 mit der achten Rakete auf dem Mars landen“, sagt der Gründer, „steht alles für ein Leben dort bereit.“ Auch HD-Kameras, die die Besiedlung des Sonnensystems zur Prime Time ausstrahlen.

Welche Vierergruppe zuerst fliegt, entscheidet das Publikum. Alle zwei Jahre folgen weitere Teams und Habitate.

Es klingt tollkühn. Aber seit Langem bereiten Forscher die nötigen Techniken vor. Nasa-Experten komponieren vegetarische Menüs für die Marsküche, testen 3-D-Drucker, mit denen Kolonisten dereinst Ersatzteile fabrizieren, und bauen Maschinen, die Eis zu Wasser, Luft und Sprit machen. Auch die menschliche Psyche haben Experten unter Extremzuständen inspiziert: 520 Tage lang sperrten Forscher in Russland sechs Freiwillige in Biwaks ein. Der befürchtete Psychokoller blieb aus.

Zehn Irrtümer der Wissenschaft
Albert Einstein Quelle: dpa
Jungs mit Kochmütze beim Essen Quelle: obs
Familie Scheel aus Itzehoe befreit auf dem Feldberg im Schwarzwald ihr Auto vom Schnee. Quelle: dpa
Ein Markthaendler schneidet am Dienstag, 28. August 2007, in Bremen Kaese. Quelle: AP
RedbullIm Energydrink Redbull - und in vielen Konkurrenzprodukten - soll Taurin enthalten sein, ein Stoff aus der Stiergalle. Taurin beziehungsweise 2-Aminoethansulfonsäure ist zwar tatsächlich in vielen Energydrinks, hergestellt wird es aber künstlich. Für eine Dose Hallo-Wach muss kein Stier sterben. Quelle: Pressebild
Die Studentin Katharina Hoppe liest am Montag (12.03.2007) in der "Connewitzer Verlagsbuchhandlung" in Leipzig auf einem "Büchersofa". Quelle: dpa
Eine 60 Watt Glühbirne und eine 11 Watt Energiesparlampe Quelle: dpa

Allein in der Sandwüste

Dennoch überträfe eine Besiedlung des Mars alles, was Menschen je versucht haben. 400 Millionen Kilometer muss eine Rakete dorthin zurücklegen. Ein Auto wäre 380 Jahre unterwegs, ein Raumschiff sechs bis acht Monate. So lange sind die Astronauten in einer Stahlbüchse gefangen.

Schwer vorzustellen, wie es erst auf dem Mars sein muss: zu viert in einer Sandwüste, die Luft eiskalt und aus Kohlendioxid, und der ganze Planet, halb so groß wie die Erde, dafür menschenleer. Die Unterkunft: ein paar Kapseln, viereinhalb Meter hoch, mit insgesamt gerade mal 200 Quadratmetern Platz. Ein Funkspruch nach Holland dauert je nach Distanz zwischen Mars und Erde mindestens vier, manchmal auch 22 Minuten. Und die Antwort genauso lang. Videofilme und Internet-Seiten von der Erde müssen die Kolonisten vor dem Anschauen auf ihre Rechner laden.

Draußen tragen die Marsianer Raumanzüge. Und über ihnen leuchtet nachts die Erde als winzige, ewig unerreichbare Stecknadel am Firmament.

Rückflugticket

Warum das Ganze? „Es ist ein faszinierendes Ingenieurprojekt“, sagt Lansdorp. „Wir werden ausgerottet wie die Dinosaurier, wenn wir uns nicht im All ausbreiten“, sagt Astrobiologe Schulze-Makuch. „Astronauten könnten Leben auf dem Mars finden“, sagt Thomas Reiter, Direktor für bemannte Raumfahrt bei der Europäischen Raumfahrtagentur Esa.

Aber Reiter will ein Rückflugticket: „Sie können die Menschen dort nicht ihrem Schicksal überlassen“, sagt er. Und eine privat finanzierte Marsmission? „Kann ich mir heute noch nicht vorstellen.“

Lansdorp kann. Schon oft sei viel Geld in Großevents geflossen – erst neulich zahlte der US-Fernsehsender NBC 4,4 Milliarden Dollar für zwölf Wochen Olympische Spiele. Lansdorp bietet 15 Jahre Marsmission. Und den Astronauten Abenteuer, Ruhm – und Geld, das sie im Leben nicht ausgeben können.

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