




Künftig soll der Transport günstiger und unabhängig von den Russen werden. Seit 2010 unterstützt die Nasa daher US-Firmen bei der Entwicklung eines eigenen Raumschiffs. Drei Konzepte sind derzeit im Rennen, darunter der Shuttle-ähnliche Dream Chaser der Sierra Nevada Corporation, einem mittelständischen Luft- und Raumfahrtunternehmen, sowie eine Kapsel für bis zu sieben Astronauten, die der Boeing-Konzern gemeinsam mit Bigelow Aerospace entwickelt.
Am weitesten fortgeschritten ist das kalifornische Unternehmen SpaceX mit seinem Raumtransporter Dragon. Hinter dem Unternehmen steckt der Multiunternehmer Elon Musk, der bereits mit PayPal die Finanzbranche und mit Tesla Motors die Autoindustrie aufgemischt hat.
Die unbemannte Variante der Dragon-Kapsel transportiert seit Mai 2012 Fracht zur Raumstation; die Version für bis zu sieben Astronauten soll 2015 erstmals abheben. SpaceX peilt dann einen Startpreis von 140 Millionen Dollar für das Raumschiff an – oder 20 Millionen Dollar pro Astronaut, sofern die Kapsel voll besetzt ist.
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— Alexander Gerst (@Astro_Alex) 27. Mai 2014
Die Nasa mietet Raumschiffe
Noch billiger könnte es werden, wenn den Forschern wenige Minuten Schwerelosigkeit für ihre Experimente genügen: Raumschiffe, die zahlungskräftige Touristen auf einer Parabelbahn an die Grenze zum Weltall und wieder zurück bringen sollen, eignen sich auch für wissenschaftliche Versuche. Die Firma Virgin Galactic des britischen Unternehmers Richard Branson hat ihr SpaceShipTwo zum Beispiel bereits an die Nasa vermietet.
Die ersten Flüge des Raumfahrzeugs, das seit vielen Jahren in der Mojave-Wüste entwickelt wird, sollen der Forschung gewidmet sein. Vier bis fünf Minuten Schwerelosigkeit verspricht Virgin Galactic – zu einem Preis von etwa 1,2 Millionen Dollar. Noch muss das SpaceShipTwo allerdings beweisen, dass es überhaupt 100 Kilometer Höhe erreichen kann.
Vielleicht zeigen aber auch die Schweizer dem Rest der Welt, wie es gut und günstig funktioniert: Pascal Jaussi, ehemaliger Testpilot der Schweizer Luftwaffe, will mit seinem Unternehmen Swiss Space Systems (S3) komplett auf experimentierende Astronauten verzichten und stattdessen besonders billige Forschungssatelliten ins All schicken.
Hierzu soll ein umgebauter Airbus A300 ein Shuttle auf zehn Kilometer Höhe transportieren. Das Raumfahrzeug klinkt sich aus, zündet sein Triebwerk, klettert auf 80 Kilometer und setzt dort Minisatelliten aus. Die steigen aus eigener Kraft in ihre Umlaufbahn, Flugzeug und Shuttle landen wieder und lassen sich erneut nutzen. „Wir werden ein Startsystem etablieren, das nur ein Viertel so viel kostet wie aktuelle Raketen“, sagt S3-Kommunikationsleiter Grégoire Loretan.
Neue Möglichkeiten mit Robonauten
Einer der ersten Kunden ist die schweizerisch-israelische Firma Spacepharma, die ab 2018 insgesamt 28 Starts anpeilt. In ihren nur fünf Kilogramm schweren Satelliten lassen sich chemische Verbindungen synthetisieren, Genfunktionen testen, Viren auf ihre Gefährlichkeit untersuchen – immer im Hinblick auf neue Impfstoffe und Medikamente. Etwa 350.000 Dollar soll solch ein Experiment kosten. Bis zu 540 Tage kann ein Satellit im All bleiben.
Forschung
Automatische Systeme werden künftig aber auch auf großen Raumstationen, egal, ob starr oder aufblasbar, eine wichtigere Rolle spielen. Schon heute experimentiert die Nasa in der ISS mit einem Robonauten – einem Torso, der mit seinen Armen, Fingern, Augen zunehmend anspruchsvolle Aufgaben übernehmen soll.
Alexander Gerst hat dennoch keine Angst um seinen Job. „Es wäre natürlich blöd, teuer, unnütz, wenn Menschen Aufgaben verrichten, die Roboter genauso gut erledigen könnten“, sagt der Geophysiker.
Den Entdeckergeist, die Inspiration, die Faszination der Raumfahrt können Maschinen in seinen Augen allerdings nicht vermitteln – dafür braucht es den Menschen mit seinen Erinnerungen, mit seinen Abenteuern, notfalls auch mit seiner Gitarre und seinen Liedern. „Die Robotik eröffnet der Raumfahrt neue Möglichkeiten“, sagt der 38-Jährige, „die Menschen aber, die geben ihr den Sinn.“