Raumfahrt Big Brother auf dem Weg zum Mars

Seite 2/3

Zehn Jahre?

Die spektakulären Mars-Bilder
Mars-Ansicht Quelle: AP
NASA-Chef Charles Bolden glaubt fest an die Existenz außerirdischen Lebens. „Wir hoffen wirklich, Leben auf dem Mars zu entdecken“, sagte der Administrator der US-Luft- und Raumfahrtbehörde der „Berliner Zeitung“. Immerhin sei belegt, dass es die Voraussetzungen für Leben, zum Beispiel Wasser, auf dem Mars gebe. Er habe zwar als Astronaut noch nie einen Alien gesehen. „Trotzdem glaube ich fest daran, dass es außerirdisches Leben gibt - vor allem angesichts der unendlichen Größe des Universums, in dessen Tiefe wir nicht ansatzweise vorgedrungen sind“, sagte Bolden. Erkenntnisse darüber soll vor allem der Rover "Curiosity" bringen, der am 6. August auf dem Mars landete. Dies ist eine der ersten Aufnahmen des Rovers. Quelle: dpa
Dieses Bild hat die Sonde Mars Reconnaissance Orbiter aufgenommen, es zeigt "Curiosity" am Landefallschirm etwa 16 Meter vor der Oberfläche. Quelle: REUTERS
Hier sieht man sein wesentliches Ziel: den Mount Sharp, wo das Fahrzeug nach Spuren von Leben suchen soll. Quelle: REUTERS
„Curiosity“ hat auch deutsche Technik an Bord: Das Messgerät „Made in Kiel“ ist etwas kleiner als ein Schuhkarton und nur gut anderthalb Kilo schwer. Der sogenannte Radiation Assessment Detector verbraucht weniger Strom als eine Energiesparlampe, seine Aufgabe: Verschiedene Arten von Strahlen zu messen. Die Kieler Universität habe nun eine Außenstelle auf dem Mars, freute sich der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Wolfgang J. Duschl. Quelle: REUTERS
NASA-Testfahrzeug Quelle: rtr
Panoramabild Mars Opportunity Quelle: NASA

Wer Römers Containershow immer schon außerirdisch fand, den könnte die Realität bald einholen. Dem Medienguru gefällt die Idee einer interplanetarischen Fernsehshow. Er empfahl Lansdorp, Beweise für die technische Machbarkeit der Show zu liefern.

Also flog der Gründer um die Welt, traf die Ingenieure privater Raumfahrtunternehmen wie den US-Raketenhersteller SpaceX, den französischen Weltraum-Wohnungsbauer Thales Alenia Space und den britischen Satellitenfabrikanten Surrey Satellite Technology. Bei ihnen will Lansdorp zuerst Designstudien, später die Komponenten für Mars One bestellen.

Mit seinen Mars-Ambitionen ist er ohnehin nicht allein. SpaceX-Chef Elon Musk sagte unlängst dem US-Fernsehsender ABC, eine Reise zum Mars könne in 12 bis 15 Jahren starten. Der US-Raumfahrtingenieur Robert Zubrin unterbietet: zehn Jahre – und weniger als zehn Milliarden Dollar Kosten. Zubrin ist Gründer der Mars Society, einer Organisation, die sich für eine bemannte Mission zum Nachbarplaneten einsetzt. „Der Flug zum Mars ist heute technisch weitaus greifbarer, als es 1961 die Mondlandung gewesen ist“, sagt er. Apollo 11 landete acht Jahre nach dem Start des US-Mondprogramms.

Die Geschichte der Mars-Missionen

Mehr Ingenieure

Noch operiert Lansdorp, der seine Doktorarbeit über Spannseile für Weltraumaufzüge schrieb, aus seinem Wohnzimmer im niederländischen Amersfoort: Ein Laptop auf dem Holztisch, ein Handy, und dahinter sitzt der drahtige Niederländer im blauen Polo-Shirt und erzählt einen Witz: Was braucht man, um ein Kilogramm Material in den Erdorbit zu bringen? Die Antwort: tausend Kilogramm Formulare.

Soll heißen: Behörden machen alles kompliziert und teuer. Das sieht die Nasa inzwischen selbst so – und beauftragt vermehrt Privatunternehmer. Menschen, wie Lansdorp einer sein will. „Ich bin gut darin, Dinge zu vereinfachen“, sagt er. Also: weniger Beamte, mehr Ingenieure. Und eine radikale Idee: Statt Raketen für den Rückflug mitzunehmen, sollen die Astronauten auf dem Mars bleiben. „Das macht die Mission leichter“, sagt Lansdorp – was wörtlich zu verstehen ist. Denn Raketenbauer, Flugzeughersteller und Fitnesstrainer haben den gleichen Feind: das Gewicht. Jedes Kilo mehr, das ins All muss, erzwingt größere Raketen, die mehr Treibstoff schlucken.

Die Technik des Marsrovers "Curiosity"

Science-Fiction-Literatur

Eine Einwegmission durchbricht diesen Teufelskreis. Weil kein Shuttle für den Rückflug vorgesehen ist, lässt sich so eine Mission billiger durchführen. Darum plädiert auch der Apollo-Astronaut Buzz Aldrin für eine Marskolonie, ebenso Dirk Schulze-Makuch, Astrobiologe und Professor an der Washington State University. „Es ist kein Selbstmordkommando“, sagt Schulze-Makuch, „sondern eine Expedition von Pionieren.“ Viele Polizisten, Fallschirmspringer, Soldaten lebten riskanter als Siedler auf den Mars.

Die Science-Fiction-Literatur hat das Szenario schon durchgespielt, etwa die Mars-Trilogie des US-Autors Kim Stanley Robinson, die auch in Lansdorps Wohnzimmerschrank steht. In dem Roman landen 100 Erdlinge für ihr restliches Leben auf dem roten Planeten.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%