Ressourcen im All „Mehr, als die Menschheit je verbrauchen kann“

Seite 2/2

"Wer Asteroiden abbaut, nimmt keinem was weg."

Ein möglicher Zwischenstopp auf dem Weg für Asteroiden-Kumpel könnte die Internationale Raumstation ISS sein. Quelle: dapd

Wie ließen sich die denn auf die Erde bringen?

Per Raumschiff. Die Space Shuttles, die zur Raumstation ISS geflogen sind, konnten 20 Tonnen Material transportieren, kehrten aber häufig leer zurück. Bergbauunternehmer könnten Asteroidenmaterial also in der Nähe der Raumstation verarbeiten und dann in Transportsäcken verladen.

Ein Raumschiff muss aber zunächst ins All starten – und das ist immens teuer.

Theoretisch könnten wir mit Stromkosten von nur einem Dollar ein Kilogramm Masse ins All befördern. Heute kostet es bis zu 10.000 Dollar - weil wir Raketenstufen nach einmaligem Gebrauch ins Meer fallen lassen und wir Massen an Personal beschäftigen. Es gibt längst viele clevere Konzepte, in den Weltraum zu gelangen – bis hin zu elekromagnetischen Katapulten und Raketen, die vom Boden aus mit Lasern angetrieben werden. Wir brauchen mehr Wettbewerb und mehr private Raumfahrtunternehmen, die preiswerte Lösungen etablieren. Der Rohstoffabbau im All wird übrigens dazu beitragen.

Wie das?

Asteroiden enthalten große Mengen Wasser. Und das braucht die Raumfahrt nicht nur, um Astronauten zu verpflegen, sondern auch, um Raketentreibstoff herzustellen. Auf der Basis von Wasser aus Asteroiden ließen sich künftig Tankstellen im All errichten. Aber auch Metalle ließen sich vor Ort verarbeiten, zum Beispiel zu Eisenträgern, Bolzen und Halterungen für große Solarkraftwerke im All, die Energie per Mikrowellenstrahl auf die Erde senden.

Sie wollen ganze Fabriken im All errichten?

Metallteile zu bauen, erfordert keine besonders ausgeklügelten Fertigungstechniken. Sogar Solarzellen ließen sich eines Tages im All herstellen. Wenn Sie Fotovoltaikzellen auf der Erde produzieren, ist schließlich das erste, was sie tun, die Bedingungen im Weltall zu simulieren: Sie bauen Reinräume und Vakuumkammern. Diese Bedingungen gibt es im All gratis.

Was wären die Vorteile eines solchen Weltraum-Kraftwerks?

Solar-Satelliten wären rund um die Uhr in der Sonne und könnten Energie zu sehr geringen Preisen an jeden Punkt der Welt schicken, an dem es einen Empfänger gibt. Die Technik hat das Potenzial, enormen Wohlstand zu erzeugen.

Die Geschichte zeigt doch aber, dass es bei der Eroberung neuer Ressourcen immer Gewinner und Verlierer gab.

Auf der Erde hieß Bergbau oft, dass reiche Länder ärmere ausbeuten und Menschen für wenig Geld schrecklich hart arbeiten ließen. Im All ist das anders: Asteroiden gehören niemandem, wer sie abbaut, nimmt keinem Menschen etwas weg. Es gibt auch keine Natur, die zerstört werden könnte, keine Luft, das verpestet würde. Wir können die Rohstoffnutzung im All so angehen, dass von Anfang an die Interessen so vieler Menschen wie möglich berücksichtigt werden.

Über welche Zeiträume sprechen wir?

Viele Dinge, an die ich früher nicht einmal gedacht habe, werden in zehn Jahren kommerziell realisierbar sein und Gld einbringen. Ich glaube sogar: Der Abbau von Asteroiden wird den größten Wandel des menschlichen Wirtschaftens seit der industriellen Revolution auslösen. Und wir sehen heute davon die Anfänge.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%