Richard Branson auf der Digital X „2020 werde ich mit anderen Passagieren in den Weltraum reisen“

Richard Branson beim Börsengang von Virgin Galactic Holdings. Quelle: REUTERS

Nach dem Börsengang am Montag ist der Milliardär und Gründer des Raumfahrtunternehmens Virgin Galactic, Richard Branson, zuversichtlich, im kommenden Jahr endlich mit kommerziellen Flügen ins Weltall starten zu können.

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„15 Jahre lang habe ich daran gearbeitet, dass normale Leute in den Weltraum reisen können“, hebt Richard Branson auf der Haupttribüne der Konferenz Digital X vor gut 2500 Zuschauern an – um dann auch gleich stolz zu verkünden, wie nah er seinem lange gehegten Traum inzwischen ist. „Im vergangenen Jahr haben wir die ersten zwei Raumschiffe ins All geschossen – und im kommenden Jahr werde ich selbst mit einigen anderen Passagieren in den Weltraum reisen.“

Eigentlich sollte Branson, der unumstrittene Star am ersten Tag der von der Deutschen Telekom ausgerichteten Konferenz, über die Herausforderungen der digitalen Transformation für den deutschen Mittelstand referieren. Aber das ist dem schillernden Unternehmer dann wohl doch eine Nummer zu klein. Von der Gründung des Musiklabels Virgin Records vor knapp 50 Jahren bis zur Raumfahrttochter Virgin Galactic – das Leben des Richard Branson hat schließlich so viel mehr Glamour.

Damit seine Weltraumpläne tatsächlich Realität werden, hat sich Branson zuletzt schwer ins Zeug gelegt. So war der 69-jährige Brite am Montag dieser Woche höchstpersönlich in New York zugegen, als die Virgin Galactic Holdings ein erfolgreiches Börsendebüt an der New York Stock Exchange hinlegte. Direkt nach Börsenstart hob die Virgin-Galactic-Aktie an – und kletterte in der Spitze um fast zehn Prozent auf 12,93 Dollar.

Virgin Galactic Holdings ist aus einer Fusion von Bransons Space-Firma Virgin Galactic mit dem bereits zuvor börsennotierten Investmentfonds Social Capital Hedosophia (SCH) Holdings hervorgegangen. Dazu hat SCH Virgin-Aktien für rund 750 Millionen US-Dollar gekauft und sich mit Virgin Galactic zu einem Unternehmen zusammengeschlossen. So konnte die Raumfahrtfirma von Branson ohne einen eigenen Börsengang aufs Parkett gehen.

„Ich finanziere Virgin Galactic seit 15 Jahren – das ist nicht billig“, sagte Branson am Rande der Digital X im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „Wir sind kein klassisches Technologieunternehmen und schwimmen – im Gegensatz zu manchen unserer Wettbewerber – nicht in Geld.“

Eigentlich sollte das saudi-arabische Königshaus im Gegenzug für eine Investition von einer Milliarde Dollar 49 Prozent an Virgin Galactic erhalten. „Nach dem Khashoggi-Vorfall haben wir aber entschieden, das Geld nicht zu nehmen“, so Branson. Der saudische Journalist Jamal Khashoggi wurde Anfang Oktober 2018 im Konsulat des Königreichs Saudi-Arabien in Istanbul ermordet.

Der SCH-Deal liefert dem britischen Milliardär also eine Art Ersatzfinanzierung für den geplatzten Saudi-Arabien-Einstieg. „Der Börsengang hat rund eine halbe Milliarde Dollar für Virgin Galactic erlöst“, so Branson. „Diese Investition ermöglicht uns, mehr Raumschiffe, Mutterschiffe und Raketen zu bauen – und das gesamte Unternehmen zu beschleunigen.“

Tatsächlich ist die Virgin Galactic Holdings durch den Gang aufs Parkett das erste kommerzielle Unternehmen für private Weltraumausflüge an der Börse. Bereits im kommenden Jahr will Branson die ersten Touristen mit seinem mehrfach nutzbaren Raumschiff Spaceship Two in rund 80 Kilometer Höhe an den Rand der Erdatmosphäre befördern. „Ein genaues Datum gebe ich nicht an, weil ich damit schon so oft falsch gelegen habe“, räumt Branson im Gespräch mit der WirtschaftsWoche mit einem Schmunzeln ein.

Das Interesse an den Weltraumflügen ist laut Bransons Aussage enorm: Virgin Galactic hat in den vergangenen Jahren trotz diverser Verzögerungen und zweier tödlicher Unfälle mehr als 600 Buchungen aus 60 Ländern eingesammelt – jeder potenzielle Hobby-Astronaut hat dafür stolze 250.000 Dollar hingeblättert. Weitere 4000 Interessenten haben Flüge reserviert. Wenn die Virgin-Galactic-Raketen dereinst am Spaceport America im US-Bundesstaat New Mexico abheben, können sie bis zu sechs Passagiere ins All schießen.

An der Börse ging der Virgin-Galactic-Rakete nach dem fulminanten Start allerdings schnell der Treibstoff aus – die Aktie beendete ihren ersten Tag auf dem Parkett mit einem kleinen Minus: Mit 11,75 Dollar lag der Schlusspreis um 0,3 Prozent niedriger als der SCH-Kurs von Freitagabend. Branson muss also noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um weitere Kursraketen an der Börse zu zünden.

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