Roboter Wie digitale Dienstboten uns den Alltag erleichtern

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Maßanzug für Jedermann

Vorreiter ist die Industrie. Um sich auf dem Weltmarkt zu bewähren, suchen Hersteller stetig nach Maschinen, die Produkte billiger, vielseitiger, schneller fertigen. Herkömmliche Roboter, Stahlhünen hinter Gittern, sind teuer, umständlich zu programmieren, zu gefährlich für Menschen.

Die neuen Fleißarbeiter sind darum viel kleiner, beweglicher und rücksichtsvoller. Es sind Kunstarme wie UR5 vom dänischen Anbieter Universal Robots: Der ist gut 18 Kilogramm leicht, schnell aufzubauen – und stoppt sofort, sobald ihm ein Mensch in die Quere kommt. „Solche Roboter“, so BCG-Expertin Sander, „verändern fundamental, wie wir produzieren.“

Denn je billiger und handlicher die Maschinen werden, desto mehr Jobs können sie übernehmen. Plötzlich können auch Handwerker oder Lebensmittelhersteller Arbeitsschritte automatisieren. UR5 etwa sortiert Eierkartons, schweißt Spülbecken und befestigt Dichtungen bei BMW so ausdauernd an Autotüren, wie kein Mensch es könnte. Der Roboterarm des norwegischen Start-ups nLink wiederum bohrt Löcher in Betondecken, fünf Mal schneller als menschliche Arbeiter.

Kleine Fabriken lassen sich bald binnen Stunden aufbauen, hofft Gordon Cheng, Informatikprofessor an der Technischen Universität München (siehe WirtschaftsWoche 7/2015). Erst auf der Fahrt zum Kunden soll ein 3-D-Drucker im Laderaum des Transportlasters die nötigen Greifwerkzeuge fertigen. Vor Ort kann dann jedermann den Roboter in dessen Job einweisen: Er führt per Hand den Greifarm, sodass die Maschine den Bewegungsablauf lernt wie ein Kind das Tennisspielen. Binnen Minuten sortiert die mobile Fabrik Obst in Kartons oder lackiert Rasierapparate.

Eine Million Mitarbeiter vor Jobverlust

Der Boom der flexiblen Robo-Kollegen verspricht vor allem eins: billigere, bessere Produkte. Laut BCG kostet UR5 in einem US-Elektronikwerk pro Stunde vier Dollar, ein Arbeiter 24 Dollar. 2025 sollen Fabriken pro beschäftigten Mitarbeiter fast 30 Prozent mehr Güter ausspucken, die Arbeitskosten im Schnitt um 18 Prozent sinken.

Was Verbraucher freut, zwingt Beschäftigte zum Umsatteln. Der taiwanesische Auftragshersteller Foxconn etwa, der unter anderem für Apple das iPhone produziert, will in den nächsten drei Jahren 70 Prozent seiner Fließbandarbeit an Roboter übergeben. Langfristig müssen sich viele der allein in China mehr als eine Million Mitarbeiter wohl eine neue Stelle suchen.

Das könnte bald dramatisch die gesamte globale Arbeitsteilung verschieben, glaubt BCG-Expertin Sander. Billiglohnländer verlören ihren Standortvorteil, während Nationen mit starker Roboterbranche wieder wettbewerbsfähiger würden.

Welche Assistenzsysteme es schon gibt und wann Roboter das Steuer komplett übernehmen

Sogar die Schneidereien der Welt, Länder wie Bangladesch, bekommen Konkurrenz. So entwickelt das US-Start-up Softwear Automation eine Nähmaschine, die komplette Kleidungsstücke schneidert – dank schlauer Software, optischer Bilderkennung und Greifern, die Stoffe millimetergenau zurechtlegen. „Wir arbeiten mit großen Modemarken daran, die Produktion zurück in die USA zu holen“, sagt Valerie Uhlir, Marketingchefin der Firma.

Maßgefertigte Kleidung soll damit erheblich preiswerter werden als heute. „In den kommenden Jahren wird Luxusmode für jeden verfügbar“, prophezeit Uhlir, „nicht nur für Leute in New York oder London.“ Zwar könnte das viele Menschen ihren Job kosten. Doch in zahlreichen Ländern werden Fachkräfte heute schon knapp – sie könnten mit Robotern produktiver werden. Auch ihrer Gesundheit dient die Automatisierung: Dumpfe und dreckige Jobs erledigen künftig Maschinen.

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