Schneller schlau Welches Geheimnis bergen die Inka-Terrassen von Moray?

Im Labor der Inka - Schneller schlau entführt Sie in die Welt des Wissenswerten.

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Bis zu 70 Meter tief sind die Dolinen von Moray. Ein Freiland-Labor für die Agrar-Ingenieure der Inka. Quelle: Wikipedia Creative Commons

Für Alien-Jäger vom Schlage eines Erich von Däniken liegt die Funktion der Inka-Ruinen von Moray in Peru klar auf der Hand: Die kreisförmigen, terrassierten Erdtrichter, deren größter bis in 70 Meter Tiefe hinabreicht, müssen einst außerirdischen Raumfahrern als Start- und Landeplatz gedient haben. Auch Esoteriker schätzen die Anlage 50 Kilometer nordwestlich der alten Inka-Hauptstadt Cusco als magischen Ort, an dem es sich besonders gut eins werden lässt mit Mutter Erde.

Doch auch ohne flugbegeisterte Außerirdische oder metaphysische Naturkräfte ist Moray ein ganz besonderer Ort. Hier haben die Inka, so vermuten seriöse Archäologen, den Grundstein gelegt für ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten in Sachen Landwirtschaft. Moray war ihr Versuchslabor, um den Ackerbau für ein riesiges Reich mit unterschiedlichsten Klimazonen zu perfektionieren.

Dazu überzogen die Inka-Forscher die natürlichen Vertiefungen (Dolinen), die sie in Moray vorfanden, mit einem Netz von Terrassen, wie sie bis heute in den Anden für den Ackerbau angelegt werden. Jede Terrasse wurde mit Erde aus einer anderen Region des Inka-Reiches angefüllt, um möglichst realistische Anbaubedingungen zu garantieren.

Doch wie konnten die Ackerbau-Pioniere die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen im „Land der vier Weltgegenden“, wie die Inka selbst ihr Reich nannten, simulieren? Immerhin erstreckte sich ihr Herrschaftsgebiet zur Zeit seiner größten Ausdehnung über mehr als 900.000 Quadratkilometer und umfasste dabei nahezu alle Klimazonen von extrem trockener Wüste bis zum Hochgebirge.

Hier kommt das spezielle Mikroklima der Dolinen ins Spiel. Ihre besondere Lage sowie das Zusammenspiel von Wind und Sonne sorgen für Temperaturunterschiede von bis zu 15 Grad Celsius zwischen dem oberen Rand und dem Grund der Erdtrichter.

Den frühen Agrarwissenschaftlern bot sich damit auf engstem Raum ein natürliches Klimalabor, in dem sie ohne großen Aufwand untersuchen konnten, ob sich eine Nahrungspflanze aus gemäßigten Anbauzonen auch unter den rauen Bedingungen des Hochlandes bewährte. Dass ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem das Freilandlabor ergänzte, versteht sich angesichts der Meisterschaft der Inka als Wasserbau-Ingenieure fast von selbst. Wie viele vergleichbare Anlagen aus den Tagen der Inka wurde es noch bis weit in die moderne Zeit genutzt.

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