Serie: Künstliche Intelligenz Teil II Der Mann, der Maschinen ein Gehirn gibt

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Kannibalisiere dich selbst

Später ziehen Huangs Eltern in die USA nach und holen ihn nach Oregon. Dort studiert er Elektroingenieurwesen und schafft es bis ganz nach oben: An der renommierten Stanford-Universität macht er seinen Master-Abschluss. Nach dem Studium entwickelt er Mikrochips beim Branchenriesen AMD. Bis er im Alter von 30 Jahren zusammen mit zwei Gleichgesinnten, Chris Malachowsky und Curtis Priem, auf eine ganz eigene Idee kommt.

Es ist die Zeit, als Computer noch mit Windows 3.1 laufen, kaum jemand das Internet kennt und Videospiele aus zweidimensionalen Bildern bestehen. „Der schnellste Prozessor“, rekapituliert Huang, „hatte 66 Megahertz. So einen Rechner würde man heute nicht mal im vernetzten Tennisschuh nutzen.“ Huang aber will ein neues Universum schaffen, eine Welt im Computer, er denkt nicht in Schrittchen, sondern in Quantensprüngen. „Die Killer-Applikation“, so der Plan, „waren dreidimensionale Videospiele.“ Und den Rechner dafür würde Huang entwickeln.

Die Entwicklungsstufen Künstlicher Intelligenz

„Warum suchst du dir nicht lieber einen neuen Job?“, fragte seine Mutter. Huang hört auf seine eigene Stimme. 1993 gründet er mit seinen beiden Kompagnons Nvidia. Es ist der Beginn einer Karriere, die selbst für die Maßstäbe des Silicon Valley ziemlich steil verläuft.

1995 bringt Nvidia seinen ersten Grafikprozessor auf den Markt. Der ist, auch dank der Entwicklerkünste des Chefs, so sagenhaft, dass bald darauf Microsoft entscheidet, Nvidia-Chips in seine Spielkonsole Xbox einzubauen. Kontrahent Sony klopft wenig später an und bittet Huang um Mitarbeit an seiner Playstation-3-Konsole.

Ende der 2000er ist Nvidia unangefochtener König auf dem Milliardenmarkt der Grafikkarten für Videospiele. Zocker geben mehr für die Nvidia-Prozessoren aus als für den restlichen Computer. Es ist ein sehr profitables Geschäft: Die Nvidia-Aktie steigt von 1999 bis 2007 um das 27-Fache und damit stärker als die Apple-Papiere im gleichen Zeitraum.

Aber Huang ist keiner, der sich auf Erfolgen ausruht. „Wenn du dich nicht permanent neu erfindest“, predigte er schon vor einer Weile Studenten in Stanford, „liegst du in Wahrheit nur langsam im Sterben.“ Noch so eine Huang-Weisheit? „Und wenn du dich nicht selbst kannibalisiert, wird es jemand anderes tun.“

Ab 2012 kontaktieren ihn plötzlich Forscher, die entdeckt haben, dass seine Grafikkarten perfekt mit einer neuen Methode zusammenarbeiten, von der sie sich große Fortschritte in der Entwicklung künstlicher Intelligenz versprechen. Dem Vordenker wird wieder einmal klar, dass sich etwas Gewaltiges anbahnt in der Computertechnik.

Jeder ein Rentner, ohne in Ruhestand gehen zu müssen. Der Netzphilosoph Luciano Floridi propagiert die Chancen künstlicher Intelligenz - und fordert eine fairere Verteilung der Gewinne durch neue Techniken.
von Katharina Matheis

Deep Learning, so das Verfahren, imitiert die Netzwerke menschlicher Gehirnzellen. Programmierer erzeugen Abertausende virtuelle Nervenzellen und teilen sie in Dutzende, gar Hunderte Ebenen ein. Unzählige dieser virtuellen Nervenzellen werden gleichzeitig aktiv, wenn sie etwa ein bestimmtes Muster in einem Foto erfassen. Die Signale durchlaufen Hunderte Ebenen, bis die Software beispielsweise ein menschliches Gesicht erkennt.

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