
Wenn ein Sturm aufzieht, könnte er sterben. Das weiß Bertrand Piccard. Ab heute wird der Schweizer im Wechsel mit seinem Kollegen André Borschberg in einem Solarflugzeug die Welt umrunden. 16 Jahre lang hat Piccard auf diesen Tag hingearbeitet. Wenn das Wetter gut wird und die Sonne scheint, kann das Vorhaben gelingen. Wenn er es aber mit Blitzen und Gewittern zu tun bekommt, werden die nächsten Wochen gefährlich. „Es wird Momente der Angst geben“, gestand Piccard kürzlich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Die Idee für das Solarflugzeug kommt Piccard im Jahr 1999, als er in einem Heliumballon einmal um die Welt fliegt. Nach der Landung bemerkt er, dass die Tanks beinahe leer sind. Er fasst den Plan, den Flug zu wiederholen – allerdings in einer Maschine, die ohne Treibstoff auskommt.
Fünf Jahre später gründet Piccard gemeinsam mit André Borschberg das Unternehmen „Solar Impulse“. Im April 2010 findet der erste Flug des Prototypen „Solar Impulse 1“ statt, es folgen Testflüge von Europa nach Afrika sowie eine Überquerung der Vereinigten Staaten von Amerika. Ende 2013 wird schließlich die „Solar Impulse 2“ fertig gestellt, jenes Solarflugzeug, mit dem die beiden Piloten Piccard und Borschberg nun ihre Weltumrundung von Abu Dhabi aus starten wollen.
Im Video: Von der Idee bis zur Weltumrundung (Quelle: Solar Impulse)
Wäre es nach der Luftfahrtindustrie gegangen, hätte es die beiden Solarflugzeuge wohl nie gegeben – so schildert es zumindest Piccard. Große Luftfahrtkonzerne hätten ihm wieder und wieder gesagt, dass sein Vorhaben – die Welt ohne Treibstoff zu umfliegen – unmöglich sei. Partner findet er letztlich dennoch, darunter die Industrieunternehmen ABB und Schindler sowie der Chemiehersteller Solvay und Uhrenmacher Omega. Im Sommer 2013 droht Piccard und Borschberg dann das Geld auszugehen. Google-Chef Larry Page hat in der Zwischenzeit von dem Projekt erfahren und schaut sich den Prototyp von Solar Impulse an. Er ist von der Idee begeistert und stellt Geld bereit. Insgesamt 150 Millionen Franken (ca. 140 Millionen Euro) wird das gesamte Projekt letztlich kosten.





Ein Großteil der Gelder wird für die technische Entwicklung und den Bau der beiden Flugzeuge eingesetzt – Maschinen, für die es keine Blaupausen gibt. Mit 72 Metern haben die Flügel der Si2 eine größere Spannbreite als die eines Airbus 747. Auf den Tragflächen sind insgesamt 17.249 Solarzellen montiert. Sie versorgen vier Elektromotoren mit Strom und laden tagsüber die 633 kg schweren Batterien auf, damit das Flugzeug nachts bis zum nächsten Sonnenaufgang weiterfliegen kann.
Das Flugzeug wiegt insgesamt 2.300 Kilogramm und ist damit in etwa so schwer wie ein Kleinwagen. Die Materialien für die Außenhaut des Cockpits hat das Leverkusener Unternehmer Bayer Material Science beigesteuert. Das Cockpit, so die Aufgabe, soll so leicht werden wie möglich. Und tatsächlich: Mit gut 25 Kilogramm macht die Pilotenkanzel am Ende nur einen geringen Teil des Gesamtgewichts aus.
Trotz der leichten Materialien muss die Hülle aber auch eine gewisse Isolierung bieten, zumal die Ingenieure auf eine Klimaanlage und Heizung verzichtet haben. „Eine große Herausforderung war, das Cockpit so zu dämmen, dass der Pilot die extremen Temperaturen aushalten kann“, sagt Projektleiter Bernd Rothe. Innen kann es nachts nämlich bis zu minus 20 Grad Celsius kalt werden, außen sind sogar minus 40 Grad möglich. Tagsüber erwartet die beiden Piloten mit bis zu 40 Grad plus das Kontrastprogramm.