SpaceX gegen Virgin Wettkampf um das WLAN aus dem Weltall

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Kaffeefahrten ins All

Zudem haben sie jahrelang daran gearbeitet, die preiswerteste Rakete ihrer Klasse zu fertigen. Pro Flug ihrer Falcon-9 kassieren die Kalifornier derzeit 56 Millionen Dollar. Aber auch das ist Musk noch viel zu teuer. Darum entwickelt er eine wiederverwendbare Raketenstufe: Nach dem Flug ins All soll sie zum Startplatz zurückkehren. Die Mehrweg-Rakete könne die Kosten pro Start auf unter sieben Millionen Dollar drücken. Doch ähnlich wie Branson musste auch Musk zuletzt einen Rückschlag hinnehmen. Bei einem Test der Rückkehrtechnik stürzte die Raketenstufe vor Kurzem ins Meer.

Die wichtigsten Startups von Elon Musk

Schon heute entstehen im SpaceX-Werk in Hawthorne bei Los Angeles die 68 Meter hohen Falcon-9-Geschosse gewissermaßen in Fließbandfertigung. Diese kostengünstige Massenproduktion will Musk nun auf den Bau von Erdtrabanten übertragen und zieht dafür in Seattle eine neue Fabrik hoch. „Manche Satelliten kosten mehr als Raketen“, sagte er bei Bekanntgabe seiner Pläne in der Westküstenstadt. „Wenn wir die Nutzung des Alls revolutionieren wollen, müssen wir sie neu erfinden.“

Gedränge im Orbit

Wichtiges Know-how dazu hat sich SpaceX-Partner Google erst im Sommer gesichert. Da kaufte der Internet-Riese für 500 Millionen Dollar Skybox Imaging, das derzeit zwei Erdbeobachtungssatelliten im All betreibt. Das Start-up will mit billigen Standardbauteilen die Kosten für einen Satelliten auf unter 50 Millionen Dollar senken.

Dass es noch viel billiger geht, beweist das Start-up Planet Labs aus San Francisco. Das hatte Mitte 2014 schon 71 Minisatelliten im All und plant, die Flotte bis Mitte des Jahres auf 131 Stück zu vergrößern. Es will dabei mit rund 160 Millionen Dollar Wagniskapital auskommen. Die nur gut 30 Zentimeter langen Minitrabanten sollen, ausgestattet mit hochauflösenden Kameras, täglich nahezu die gesamte Erde fotografieren. Die Bilder, auf denen noch drei Meter große Details zu erkennen sind, verkauft Planet Labs an Logistikfirmen, Landwirte, Städteplaner oder Minenbetreiber.

Gelingt es Musk und Branson, ihre fliegenden Relaystationen zumindest annähernd so preiswert zu fertigen, dann dürften nur wenige Jahre vergehen, bis es lebhaft wird im Erdorbit. Beide wollen im Gegensatz zu Eutelsat und Inmarsat nicht auf gut 36.000 Kilometer Höhe operieren, sondern auf einem 1.200 Kilometer hohen Orbit – nah genug, um überall auf der Erde blitzschnelle Internet-Zugänge zu ermöglichen. Die Empfangsantenne, verspricht Musk, solle nur 100 bis 300 Dollar kosten.

Der denkt längst weiter. Das Satellitennetz ist für ihn nur eine Geldquelle und ein Testprojekt für ein viel größeres Vorhaben: die Besiedlung des Mars. Noch zu Lebzeiten will er auf dem Nachbarplaneten eine Kolonie gründen, natürlich mit einem eigenen Satelliten-Internet. Dagegen wären Bransons Touristenflüge im Raumgleiter allenfalls Kaffeefahrten ins All.

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