
Berlin Drei Autos haben bislang den Weg ins All gefunden: Als stumme Zeugen der Nasa-Mondmissionen Apollo 15, 16 und 17 stehen diese LRV (Lunar Roving Vehicle) noch heute auf dem Erdtrabanten. Jetzt soll der Wagenpark im All um ein weiteres Fahrzeug erweitert werden, ein im Vergleich zu den futuristisch anmutenden Mondautos deutlich alltagstauglicheres Modell: Tesla-Chef Elon Musk will seinen eigenen Tesla Roadster ins All schicken.
„Das Ziel ist der Mars“, twitterte Musk vergangenen Dezember und schob gleich nach, dass sein Roadster wohl eine Milliarde Jahre im tiefen All unterwegs sein dürfte – falls er beim Aufstieg in den Weltraum nicht explodiere. Doch eigentlich spielt der Elektroflitzer bei dem für diesen Januar geplanten Flug eher eine Nebenrolle. Star der Veranstaltung, deren genaues Datum noch offen ist, wird die neue Schwerlastrakete Falcon Heavy sein, die zu ihrem Jungfernflug abhebt.
Mit dem neuen Raumschiff möchte sich Musks Weltraumunternehmen SpaceX im lukrativen Geschäft der Weltraumtransporter ganz weit vorn platzieren. Bis zu 63 Tonnen Nutzlast soll die Falcon Heavy ins All bringen – mehr als jede andere derzeit verfügbare Rakete. Zum Vergleich: Europas leistungsstärkstes Modell, die Ariane 5, ist für eine maximale Nutzlast von gut 20 Tonnen ausgelegt.
Gleichzeitig stellt SpaceX niedrigere Kosten in Aussicht, nicht zuletzt durch die Wiederverwendbarkeit von Teilen der Mega-Rakete. Tatsächlich ist, nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Landung und Wiederverwendung von Raketenteilen beim derzeitigen SpaceX-Spitzenmodell Falcon 9 fast schon Routine geworden. Allein im vergangenen Jahr endete gut ein Dutzend Flüge mit einer erfolgreichen Landung.
Kritischer als das Ende dürfte allerdings der Anfang der Falcon-Heavy-Mission sein. Denn um derart große Lasten ins All zu bringen, muss die neue Rakete gewaltigen Schub entwickeln. Und so haben die SpaceX-Ingenieure die Zahl der Triebwerke gegenüber der Falcon 9 gleich verdreifacht: Insgesamt 27 sollen den Großtransporter zum Abheben bringen.
Ein großes Risiko
Dass die Zündung eines derart gewaltigen Antriebsaggregats ein großes Risiko darstellt, ist auch Elon Musk bewusst. „Bei der gleichzeitigen Zündung von 27 Triebwerken der Orbitalklasse kann einiges fehlschlagen“, so der SpaceX-Chef in einer Rede im vergangenen Sommer.
Er würde es schon als Erfolg ansehen, wenn die Rakete so weit von der Startrampe entfernt explodierte, dass sie keinen großen Schaden anrichten könne. „Das ist eines der Dinge, die man am Boden kaum testen kann“, so Musk mit ungewohnter Zurückhaltung.
Weniger zurückhaltend klingen die weiteren Raketenpläne des SpaceX-Chefs. Spätestens 2024 soll eine Nachfolgerin der Falcon Heavy mit Astronauten für eine Mars-Mission abheben. Ihr Name: Big Falcon. Die überarbeiteten Pläne des Projekts stellte Musk im vergangenen September vor.
Big Falcon soll als stärkste jemals gebaute Rakete bis zu 250 Tonnen Nutzlast transportieren können. Für 2022 ist der Jungfernflug der Mega-Rakete geplant. Vielleicht lässt SpaceX dann ja einen Tesla-Truck mitfliegen – es wäre der erste Lkw im All.