Stammzellen Tödliche Therapie

Weil viele Schwerstkranke sich von Heilsversprechen ködern lassen, boomt auch das Geschäft mit unzureichend erprobten Stammzelltherapien.

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Auch in der Stammzellenforschung gibt es schwarze Schafe, die schon jetzt unzureichend erprobte Therapien anwenden Quelle: dpa/dpaweb

Sollte es je gelingen, ganze Organe nachzuzüchten, Hirnschäden zu beheben oder Querschnittsgelähmte zu heilen, dann mit Stammzellen, darüber herrscht Einigkeit unter Forschern. Doch genauso klar ist: Es dauert Jahre, bis solche Methoden verfügbar sind.

Während seriöse Mediziner gerade erst in streng kontrollierten Studien neue Therapien erproben, machen andere bereits Kasse. Auch in Düsseldorf und Köln agierte fast zwei Jahre lang solch ein Unternehmen. Wie die WirtschaftsWoche mehrfach berichtete, lockte das XCell-Center rund 3.500 Patienten – meist unheilbar Kranke und schwerstbehinderte Kinder – mit wissenschaftlich haltlosen Versprechen in die Klinik.

Kasse machen

Zu Preisen von 7.545 bis 26.000 Euro pro Behandlung bekamen Patienten dort Stammzellen aus dem Knochenmark ihres Beckens entnommen, die dann ins Gehirn oder Rückenmark zurückgespritzt wurden. Weil einige der Operationen Komplikationen hervorriefen und ein Kind nach der Behandlung starb, ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf seit mehr als einem Jahr. Eine Untersagungsverfügung der Bezirksregierung legte 2011 den Betrieb lahm, kurz darauf meldete XCell Insolvenz an.

Der ehemalige XCell-Chef Cornelis Kleinbloesem verlagerte die Aktivitäten daraufhin auf sein Unternehmen Cells4Health in der Schweiz. Das preist auf der Homepage nun dieselben Therapien an wie zuvor XCell. Auf Nachfrage bestätigt Kleinbloesems Frau und Mitgeschäftsführerin Margriet Kleinbloesem-van der Kolk zudem, dass heute Patienten in Kliniken in Leipzig, Bonn, Köln und Wien behandelt würden; auch mit der in Düsseldorf untersagten Therapieform.

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