Sternstunde

Astronauten: Das härteste Casting der Welt

Andreas Menn Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Andreas Menn Redakteur Innovation & Digitales

Im Weltraum spazieren, brillante Wissenschaftler treffen, jeden Tag Neues lernen: Der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst sagt, er habe den besten Job der Welt. Doch wer Astronaut werden will, muss eine harte Auswahlprüfung durchstehen.

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Schlauer Kopf fliegt ins All: Astronaut Alexander Gerst probt ein medizinisches Experiment für seinen Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS. Quelle: Andreas Menn

Sie sind Wissenschaftler, Ingenieur oder ausgebildeter Testpilot? Sie sind kreativ, Teamerfahren und suchen stets neue Herausforderungen? Sie haben Lust auf längere Dienstreisen? Dann haben wir eine großartige Aufgabe für Sie: Werden Sie Astronaut!

Zugegeben: Dieses Jobangebot habe ich mir gerade ausgedacht. Trotzdem müssen Sie nicht enttäuscht sein, wenn Sie gerade schon drauf und dran waren, Ihren Lebenslauf auf Büttenpapier auszudrucken und nach Cape Canaveral zu schicken. Denn alle paar Jahre werden Sie tatsächlich im Internet die Stellenausschreibung einer Raumfahrtagentur finden, die Ihr persönliches Ticket in den Weltraum werden kann.

Und dann sollten Sie nicht zögern, sondern sich schleunigst bewerben. Zwar steht Ihnen vielleicht einer der anspruchsvollsten Jobs überhaupt bevor: Sie müssen sich von Raketen ins All schießen lassen, monatelang in engen Raumschiffen hausen und dabei die kompliziertesten Experimente durchführen. Aber dafür erhalten Sie eine der vielseitigsten Ausbildungen überhaupt, lernen tolle Menschen kennen - und Ihre nächste Dienstreise führt Sie womöglich auf einen Asteroiden.

“Astronaut ist der beste Beruf der Welt”, sagt der Deutsche Nachwuchsraumfahrer Alexander Gerst, der im Jahr 2014 für die Raumfahrtagentur Esa zur Internationalen Raumstation ISS fliegt.  “Man lernt jeden Tag völlig neue Dinge, trifft brillante Wissenschaftler und reist um die Welt.” Klingt auf alle Fälle besser als Schreibtischarbeit. Und am Beispiel von Gerst lernen Sie auch am besten, was Ihnen noch kein Jobberater und kein Weiterbildungscoach je erklärt hat: Wie wird man eigentlich Astronaut?

Raumfahrt für jedermann
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Wir treffen Gerst im Foyer des Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln-Porz - hier sind die Labore, Raumschiffmodelle und Tauchbecken untergebracht, in denen die Europäische Raumfahrtagentur Esa ihre Astronauten ausbildet. Das Gelände, auf dem auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt viele Labore unterhält, ist von hohen Zäunen umgeben, von Kameras überwacht und so groß, dass man am besten mit dem Auto hineinfährt. Hier bereitet sich Gerst seit September 2009 auf den Flug ins All vor. 

Kahler Schädel, kräftiger Händedruck, das blaue Polo-Hemd sitzt stramm auf der durchtrainierten Brust: Der Mann sieht fit aus wie ein Stabhochspringer. Doch sein freundlicher Blick macht uns schnell klar: Vor uns steht kein verbissener Einzelkämpfer, sondern ein erfahrener Teamplayer. “Das Raumfahrttraining schweißt zusammen”, sagt er. “Selten versteht man sich mit fremden Leuten so schnell so gut wie hier.” 

Schließlich treffen sich hier die Besten der Besten. Und das hat einen einfachen Grund, wie ich bei einem Telefongespräch mit Frank Danesy lerne, dem Leiter der Personalabteilung im European Space Operations Centre (ESOC) der Esa in Darmstadt: “Wenn Sie bei der Esa Astronaut werden wollen”, sagt Danesy, “dann durchlaufen Sie eines der härtesten Auswahlverfahren der Welt.”

Danesy muss es wissen - er hat ab dem Jahr 2008 die dritte Rekrutierungs-Aktion der Raumfahrtagentur geleitet. Und wenn Sie nun glauben, die Esa habe wie in einem Hollywoodfilm Headhunter in Nadelstreifen zu Universitäten und auf Flugzeugträger geschickt, um die besten Talente zu finden -  dann liegen Sie falsch. Danesy ging ganz pragmatisch vor: Er schaltete Anzeigen in Zeitungen. 

80 Auswahlkriterien in nur einem Fragebogen

Ein Blick in das Europäische Astronautenzentrum in Köln.Foto: ESA - D. Baumbach Quelle: Presse

Zwischen “Ingenieur gesucht” und “Ausgeschrieben: Assistenzstelle des Geschäftführers” stand also eines Tages auch: “Astronauten gesucht”. Und dieses Inserat las Alexander Gerst: 36 Jahre alt, aufgewachsen im Städtchen Künzelsau bei Heilbronn, von Berufs wegen weder Leistungssportler noch Kampfpilot - sondern Wissenschaftler. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Geophysik am renommierten Karlsruher Institut für Technologie. 

Vier Mal reiste er für jeweils zwei bis drei Monate zu Expeditionen in die Antarktis. Für seine Doktorarbeit erforschte er dort den südlichsten aktiven Vulkan der Erde - den 3794 Meter hohen Mount Erebus. “Ich bin es gewohnt, an einen lebensfeindlichen Ort zu gehen”, sagt er, “um Dinge zu erforschen, die auch vor unserer Haustür noch Bedeutung haben können.” 

Gersts Karriere als Raumfahrer begann wie die eines LKW-Fahrers: Mit einer schriftlichen Bewerbung. Aber da enden schon die Parallelen. Zunächst nämlich musste Gerst beim Arzt eine Flugtauglichkeitsuntersuchung absolvieren - dazu später mehr. Er bestand, scannte den Nachweis ein und schickte ihn an die Esa. Die antwortete, indem sie Gerst einen Zugangscode zu einem elektronischen Fragebogen im Internet schickte. 

50 Jahre Weltraumforschung
La Silla ObservatoriumDie Sterne rotieren während einer Nacht um den südlichen Himmelspol am La Silla-Observatorium der ESO im Norden Chiles. Die diffusen Bereiche auf der rechten Seite des Bildes sind die Magellanschen Wolken, zwei kleinen Begleitgalaxien unserer Milchstraße. Die im Vordergrund sichtbare Kuppel beherbergt das 3,6-Meter-Teleskop mit dem HARPS-Instrument, dass dem zur Zeit erfolgreichsten Exoplanetenjäger der Welt. Das kastenförmige Gebäude unten rechts beherbergt das 0,25-Meter-TAROT-Teleskop, das so konstruiert ist, dass es besonders schnell auf Gammastrahlenausbrüche reagieren kann. Weitere Teleskope auf La Silla sind das 2,2-Meter-MPG/ESO Teleskop und das 3,6-Meter-New Technology Telescope, das erste Teleskop an dem aktive Optik zum Einsatz kam und somit Vorläufer aller modernen Großteleskope. La Silla war das erste Observatorium der ESO und ist nach wie vor eines der führenden Observatorien auf der Südhalbkugel. Quelle: Pressebild
ALMADer ESO-Fotobotschafter Babak Tafreshi hat dieses bemerkenswerte Bild der Antennen des Atacama Large Millimeter/submillimeter Arrays (ALMA) vor der Kulisse der prächtigen Milchstraße aufgenommen. ALMA ist eine internationale Einrichtung, die gemeinsam von Europa, Nordamerika und Ostasien in Zusammenarbeit mit der Republik Chile getragen wird. Bei Entwicklung, Aufbau und Betrieb des Observatoriums ist die ESO zuständig für den europäischen Beitrag, das National Astronomical Observatory of Japan für Ostasien und das National Radio Astronomy Observatory für den nordamerikanischen Beitrag. Das Joint ALMA Observatory übernimmt die übergreifende Projektleitung für den Aufbau, die Inbetriebnahme und den Beobachtungsbetrieb von ALMA. Die Detailfülle in diesem Foto bestätigt die unübertroffenen Beobachtungsbedingungen für die Astronomie auf dem 5000 Meter hohen Chajnantor-Plateau in Chiles Atacama-Region. Die Aufnahme zeigt die Sternbilder Carina (der Schiffskiel) und Vela (das Segel). Die dunklen, schmalen Staubwolken der Milchstraße erstrecken sich von der Mitte links oben zur Mitte rechts unten. Der helle, orangefarbene Stern links oben ist Suhail im Sternbild Vela, der ähnlich orange gefärbte Stern in der oberen Bildmitte ist Avior im Sternbild Carina. Nahe dieser Sterne formen drei blaue Sterne ein „L“: die zwei linken davon gehören zum Segel, der rechte zum Schiffskiel. Genau in der Bildmitte zwischen diesen Sternen leuchtet der rosafarbene Carinanebel (eso1208). Quelle: Pressebild
Die MilchstraßeDie zentralen Bereiche unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, beobachtet im nahen Infrarot mit dem NACO-Instrument am Very Large Telescope der ESO. Da sie seit mehr als 16 Jahren die Bewegungen der Sterne in unmittelbarer Umgebung verfolgen, konnten Astronomen die Masse des Schwarzen Lochs bestimmen, das sich dort verbirgt. Quelle: Pressebild
 Das Handout der Zeitschrift «NATURE» zeigt eine Illustration eines schwarzen Loches in einem Kugelsternhaufen. Quelle: dpa
PferdekopfnebelDieses Gebilde nennen die Astronomen den Pferdekopfnebel. Die Farbkomposition des Nebels und seiner unmittelbaren Umgebung basiert auf drei Einzelbelichtungen im sichtbaren Licht, die am 1. Februar 2000 mit dem FORS2-Instrument am 8,2-Meter Kueyen-Teleskop auf dem Paranal aufgenommen und dem wissenschaftlichen Archiv des VLTs entnommen wurden. Quelle: Pressebild
WeihnachtsbaumhaufenDiese Farbaufnahme zeigt eine Himmelsregion namens NGC 2264, die die leuchtend blauen Sterne des Weihnachtsbaumhaufens und den Konusnebel enthält. Aufgenommen wurde das Bild durch vier verschiedene Filter (B, V, R und H-alpha) mit dem Wide Field Imager am La Silla Observatorium der ESO in 2400 Metern Höhe. Der abgebildete Nebel hat einen Durchmesser von etwa 30 Lichtjahren. Quelle: Pressebild
OrionnebelAuch diese Großfeldansicht des Orionnebels (Messier 42) entstand in Chile. Das VISTA-Infrarotdurchmusterungsteleskop am Paranal-Observatorium der ESO zeichnete den Nebel auf, der sich in einer Entfernung von 1350 Lichtjahren von der Erde befindet. Mit dem riesigen Gesichtsfeld des neuen Teleskops lässt sich der gesamte Nebel zusammen mit seiner Umgebung in einer einzigen Aufnahme abbilden. Beobachtungen im Infraroten ermöglichen es, auch in die Bereiche des Nebels vorzudringen, die sonst von Staubwolken verdeckt sind, und machen die aktiven, jungen Sterne sichtbar, die sich darin verbergen. Quelle: Pressebild

Und das war dann schon Prüfung Nummer zwei. Dutzende Fragen musste Gerst beantworten: Welche Ausbildung er abgeschlossen (Diplom), welche wissenschaftliche Expeditionen er durchgeführt (Antarktisvulkan) und welche Erfahrungen er mit dem Steuern von Flugzeugen hatte (keine). 80 Auswahlkriterien hatte das Team von Esoc-Personalchef Danesy in dem Fragebogen versteckt. 

Als die Bewerbungsfrist einen Monat später auslief, im Mai 2008, waren 8413 elektronische Bewerbungen bei Danesy eingegangen. Das hieß Arbeit: Der Personalchef wählte aus dem Wust an Lebensläufen, Anschreiben und Fragebögen nun alle versierten Naturwissenschaftler, Techniker und Piloten heraus. Geisteswissenschaftler fielen gleich durchs Raster. 918 Bewerber - nur einer von zehn - rutschten es in die nächste Runde. 

Sollten Sie es eines Tages so weit schaffen - weil sie Testpilot, umjubelter Nachwuchsforscher oder ein Genie sind oder weil sie Ihre Bewerbung nur einfach sehr, sehr gut gefälscht haben - dann können Sie sich auf etwas gefasst machen. Denn der Bewerbungsmarathon war noch lange nicht vorbei - in Folge zwei von “Europa sucht den Super-Astronauten” mussten die Kandidaten erst einmal nach Köln kommen. 

Dort standen Computer bereit, an denen sie die merkwürdigsten Bilder gezeigt bekamen und darin bestimmte logische Zusammenhänge erkennen mussten. “Wir testen damit unter anderem, wie gut Ihr räumliches Vorstellungsvermögen ist”, sagte mir Recruiting-Chef Danesy. In die Schwerelosigkeit, wo einem nichts auf Anhieb sagt, wo oben und unten ist, sollte man besser nicht fliegen, wenn man schon Probleme hat, die linke von der rechten Socke zu unterscheiden. 

Astronauten müssen teamfähig sein

Das ESA gibt es seit 1990. Es ist die

Um viele Menschen ist es in dieser Hinsicht offenbar nicht sonderlich gut bestellt. Denn von den 918 Kandidaten blieben nur 192 übrig. Darunter auch Alexander Gerst, dem erst langsam dämmerte, dass die ganze Sache mit dem Weltraumflug vielleicht doch nicht nur ein schöner Traum bleiben musste. 

Erneut wurde er eingeladen. Und diesmal hatte die Esa ein ganzes Team an Psychologen auf die potentiellen Astronauten angesetzt. Sie beobachteten sie bei Gruppenaufgaben. Und sie führten lange, tiefschürfende Gespräche. “Astronauten müssen begabte Kommunikatoren sein”, sagt Testleiter Danesy, “sie müssen teamfähig sein und in Konflikten angemessen reagieren.” 

Man darf nicht vergessen, dass die Crew auf der ISS sechs Monate lang eingeschlossen ist. Für jeden Drehbuchschreiber wäre das ein vernünftiger Plot für einen Horrorfilm, bei dem spätestens nach den ersten 45 Filmminuten alle ausrasten. Aber eben das darf auf der ISS nicht passieren.

Und darum müssen Astronauten enorm zähe Typen sein, die so schnell nichts aus der Geduld bringt und die auch das ständige Summen der Lüftung auf der Raumstation nicht irgendwann dazu verleitet, eine Luke aufzureißen und sich ins All zu stürzen. 

Astronomen entdecken aktives schwarzes Loch
erwachendes Schwarzes Loch in der Polarring-Galaxie NGC 660 Quelle: dpa
Bereits Ende Februar 2015 hatten Astronomen ein monströses Schwarzes Loch mit der Masse von zwölf Milliarden Sonnen entdeckt. Das Massemonster sitzt im Herz einer aktiven Galaxie, die so hell leuchtet wie 420 Billionen (420.000.000.000.000) Sonnen. Dieser sogenannte Quasar strahlt quer durch fast das gesamte sichtbare Universum zu uns, wie das internationale Team um Xue-Bing Wu von der Universität Peking im britischen Fachblatt "Nature" berichtet. Der Quasar ist nach den Messungen 12,8 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt - sein Licht war also 12,8 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Damit sehen die Astronomen dieses Himmelsobjekt in einer fernen Vergangenheit, als das Universum erst 900 Millionen Jahre alt war. Damals endete in etwa das sogenannte Dunkle Zeitalter mit dem Aufflammen der ersten Sterne. Unklar ist, wie in der vergleichsweise kurzen Zeit vom Urknall bis zu dieser kosmischen Dämmerung ein so massereiches Schwarzes Loch entstehen konnte. Quelle: dpa
 Das Handout der Zeitschrift «NATURE» zeigt eine Illustration eines schwarzen Loches in einem Kugelsternhaufen. Quelle: dpa
Ein vom US-Weltraumteleskop «Wise» zusammengesetzes Bild des Himmels zeigt neu entdeckte Galaxen markiert als lila Punkte. Quelle: dpa
Eine Illustration zeigt die Vorstellung eines Künstlers vom Quasar 3C 279 Quelle: dpa
Shown above is an artist's concept of matter swirling into a supermassive black hole. Quelle: REUTERS
A supermassive black hole at the heart of the Milky Way Quelle: REUTERS

Auf 55 Kandidaten traf das zu - und darunter wieder Gerst. So langsam konnte er sich leise Chancen ausmalen. Aber eine wichtige Prüfung stand erst noch an: Der so genannte astromedizinische Test. Eine ganze Woche lang schwitzten die Bewerber auf dem Ergometer, ließen sich die Herztöne abhören und den Blutdruck messen, spendeten Blut und durchliefen Konditionstests.

“Astronauten müssen keine Hochleistungssportler sein”, sagt Hans Bolender, Leiter der Trainingsabteilung im EAC, “sondern einfach nur fitte und gesunde Leute.” 

Alle 55 Kandidaten hatten bereits eine Flugtauglichkeitsprüfung bestanden, bevor sie sich überhaupt beworben hatten - eine Untersuchung, bei der ein speziell ausgebildeter Arzt praktisch den gesamten Körper durchscannt: Das Herz, die Lunge, das Blut, Nieren, die Knochen. Sogar “Leistenbruch, Narbenbruch oder Hodenbruch” müssen die Experten ausschließen, wie es in einem medizinischen Informationsblatt heißt. 

Wer einen Flugtauglichkeitstest besteht, ist mit großer Wahrscheinlichkeit kerngesund. Aber was normal ist und was gesund - darüber hat die Esa offenbar eigene Maßstäbe: Nach dem Test durch die Esa-Mediziner blieben von den 55 Kandidaten nur 22 übrig. “Die waren genial”, schwärmt mir Personalchef Delany am Telefon vor. 

Monatelange Tests und psychologische Befragungen

Die Meilensteine der bemannten Raumfahrt
Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin in seinem Raumanzug kurz vor seinem Start zum ersten bemannten Weltraumflug. Quelle: dpa
Satellit mit Namen Sputnik Quelle: dpa
Mit der Hündin "Laika" fliegt in Sputnik 2 das erste Lebewesen in eine Erdumlaufbahn. Sie stirbt nach wenigen Tagen, Foto: AP Quelle: AP
John Glenn umrundet als erster Amerikaner die Erde Quelle: Reuters
Der sowjetische Kosmonaut Alexei Leonow verließ sein Raumschiff und schwebte als erster Mensch im Weltraum, Foto: Nasa Images Quelle: Presse
Neil Armstrong auf dem Mond Quelle: NASA
astronaut Eugene Cernan auf dem Mond Quelle: REUTERS

 

Nehmen wir an, Sie hätten das schier Unmögliche geschafft - und sich in diese Elite der 22 durchgekämpft. Es wäre ein großartiger Erfolg und Grund genug, sich für eine ziemlich tolle Type zu halten. Allein: Es würde ihnen sehr wahrscheinlich trotzdem nichts nützen. Denn die Esa suchte nicht 22 neue Astronauten - sondern nur sechs.

Nach Monaten voller Prüfungen, medizinischer Tests und psychologischer Befragungen lag die Wahrscheinlichkeit, genommen zu werden, immer noch bei 1 zu 3,7. Eine ziemlich deprimierende Vorstellung - aber für die Esa der einzige Weg, die Besten der Besten zu finden.

Zum Finale traf Gerst die Topmanager der Europäischen Raumfahrtagentur - darunter altgediente Astronauten und hochdotierte Wissenschaftler. In zwei Runden interviewten sie jeden einzelnen der Kandidaten. Bei der zweiten Runde mussten die Bewerber sogar den Esa-Chef selbst überzeugen, Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. 

Man sollte meinen, dass es ein dichtes Rennen war. Aber für die Esa-Manager schälten sich doch sechs ganz besondere Kandidaten deutlich heraus. “Obwohl wir am Schluss mit wahnsinnig tollen Leuten gearbeitet haben”, erinnert sich Esoc-Personalchef Danesy, “gab es zu der Spitzengruppe noch einmal einen klaren Unterschied - ja, fast einen Klassensprung.” 

Im Frühjahr 2009, an einem Montagabend um neun Uhr, saß Alexander Gerst wie so oft in seinem Karlsruher Büro an seiner Doktorarbeit. “Ich wollte gerade Schwimmen gehen”, erinnert er sich. “Doch da klingelte das Telefon.” Er hatte es geschafft.

“Gerst ist hochintelligent”, schwärmt Danesy, “er kommuniziert mit unglaublicher Leichtigkeit und ganz besonderem Humor. Er hat ein unheimliches Gespür für Technik - ich halte ihn für außerordentlich begabt.”  

Nach einem Anruf, wie Gerst ihn im Sommer 2009 bekam, hätten andere vielleicht Freunde und Champagner herbeigerufen. Gerst aber ging wie geplant schwimmen. Einen Astronauten darf so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Und das sollte er, der Vulkanforscher aus Künzelsau, nun werden: Ein echter Astronaut.

Lesen Sie in zwei Wochen den zweiten Teil: Wie Alexander Gerst sich auf den Flug zur Raumstation ISS vorbereitet.

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