Anders sieht es bei älterer Doppelsternen aus. Sie kommen deutlich seltener und vor allem nicht so breit gestreut vor. Die meisten von ihnen kreisen etwa alle 200 Jahre umeinander. Doppelsterne die weiter voneinander entfernt, beziehungsweise näher aneinander dran sind, kommen deutlich seltener vor. Und genau das hat die Neugierde der Forscher geweckt: Wohin sind sie verschwunden?
Eine Antwort ist einfach: Je weiter die Sterne voneinander weg sind, desto weniger beeinflussen sie sich gegenseitig. Sie spüren weniger von der Gravitation ihres Geschwistersterns. Kreuzen andere Sterne die Bahn der beiden, können sie sich voneinander treffen und als eigene Sterne weiter existieren. Bei denen, die eng beieinander stehen, wird die Erklärung schon schwieriger. „Wir gehen davon aus, dass sich die beiden Sterne so stark anziehen, dass sie zu einem werden“, sagt Susanne Pfalzner vom Max-Planck-Institut.Die Theorie dazu stammt von dem Astrophysiker Steven Stahler.
Das Dilemma der Forscher
Vor zwei Jahren vermutete er, dass das Gas im Cluster die Umlaufbahn der Sterne so verlangsamen würde, dass die beiden Sterne sich immer stärker aneinander annähern, bis sie zu einem verschmelzen. „Der Begriff der Sternschmelze ist in der Wissenschaft nicht gerade anerkannt“, korrigiert Susanne Pfalzner. „Er deutet an, dass Flüssiges miteinander verbunden wird.“ Und so ist es nicht. Zwar herrscht im Inneren eine hohe Atomdichte bei großer Hitze. Doch dass die Kerne der Sterne mit einander verschmelzen stimmt so nicht. Vielmehr vereinen sich die äußeren lockereren Atomschichten miteinander. Das Wort „Verweben“ trifft es vermutlich besser.
Wie auch immer die Forscher es nennen wollen, Stahlers Theorie besagt vor allem eines: Doppelsterne sind eigentlich nur eine Phase, ein Entwicklungsschritt hin zum einzelnen, großen Stern. Wenn man bedenkt, dass die Geburt eines Sterns mindestens eine Million Jahre dauert, wird das Dilemma der Forscher deutlich. Allein durch Beobachtung lässt sich diese Vermutung nicht belegen.