Große Teile werden jedoch nicht immer vollständig zum Verglühen gebracht und können durchaus auf die Erdoberfläche prallen. Im Jahr 1978 etwa ist der russische Meeresbeobachtungssatellit Kosmos 984 mit einem Kernreaktor an Bord in Kanada aufgeschlagen. Beim dem unkontrollierten Absturz landete das kontaminierte Material auf einem 1000 Kilometer langen Streifen zwischen dem Baker Lake und dem Great Slave Lake. Am Ende musste ein 124.000 Quadratkilometer großes Gelände nach den Trümmern abgesucht werden. Die Rechnung über 6.041.000 kanadische Dollar schickten die Kanadier nach Russland. „Im Fall von Kosmos 954 war klar, wer die Verantwortung übernehmen muss“, sagt Heiner Klinkrad. Meist gehen die Anstürze aber glimpflich ab, wie zuletzt bei dem amerikanischen Satelliten UARS (Upper Atmosphere Research Satellite) Ende September 2011, als Fragmente des omnibusgroßen Satelliten über dem Pazifik niedergingen.
Podcast der Esa zum Thema:
Aktuell bleibt der Internationalen Raumstation (ISS) oder den Satelliten zum Schutz vor Schrott nur der Einsatz von Schilden gegen die rasend schnellen kleinen Teile – oder Ausweichmanöver, sofern der Schrott so groß ist, dass er sich rechtzeitig erkennen lässt. Erst im vergangenen November musste die ISS außerplanmäßig ausweichen. Die Triebwerke wurden für etwas über 6,5 Minuten gezündet, womit sich die Flugbahn um etwa 500 Meter erhöhen ließ. So wich die Station Trümmern aus, die von dem amerikanischen Satelliten Iridium 33 stammen. Insgesamt musste die ISS bisher sechs Mals ausweichen, um eine Kollision zu verhindern.
Die Friedhofsbahn, das kontrollierte Abstürzen und das Ausweichen sind jedoch nur Lösungen für relativ große Schrotteile. Um künftig auch einen besseren Schutz gegen die kleinen, schwer zu beobachtenden Teile zu haben, arbeiten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Laserstation Graz an einem Laser, dessen Pulse auch Teilchen mit einem Durchmesser von nur wenigen Zentimetern erfassen und ihre Umlaufbahnen vermessen können. Das Gerät wurde bereits erfolgreich getestet. Mehr als 20 verschiedene Raketenteile in einer Entfernung von 500 bis 1800 Kilometern spürte der Laserstrahl auf.
„Die Bemühungen etwas zu verändern sind entscheidend“, sagt Heiner Klinkrad. „Denn selbst wenn wir die Raumfahrtaktivitäten komplett einstellen würden, würde der sich bereits im Orbit befindliche Müll von etwa 6800 Tonnen ausreichen um langfristig eine lawinenartige Vermehrung von Trümmern herbeizuführen. Und das würde die zukünftige Raumfahrt sehr erschweren.“