Also haben die deutschen Wissenschaftler sich Hilfe am Großrechner in Jülich geholt. Auf JUROPA wurde eine Simulation mit den physikalischen Eckwerten des Orion-Nebels erstellt, um die Dynamiken des Clusters im Zeitraffer ablaufen lassen zu können. Die Kopie besteht genau wie das Original aus 4000 Sternen, einer vergleichbaren Verteilung der Masse und den Umlaufzeiten sowie der Gravitationskräfte. Vor allem das Berechnen dieser Kräfte hat sich als eine besondere Herausforderung herausgestellt, da sich Gravitationskräfte mit zwei Körper nicht genau berechnen lassen. Die Wissenschaftler mussten auf eine Annäherung zurückgreifen. Am Ende war das Ergebnis aber doch erstaunlich gut. Der Zeitraffer funktionierte und lieferte neue Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen Gas und Doppelsternen.
Eindeutiges Ergebnis
Das Ergebnis scheint eindeutig: Die Schwerkraft der Sterne zieht das Gas an, wodurch dieser verlangsamt wird. Dadurch verkürzt sich die Umlaufbahn immer mehr. Die Berechnungen haben außerdem ergeben, dass zwei Sterne, die hunderte Male größeren Abstand zueinander haben als die Erde zur Sonne, sich innerhalb von einer Million Jahre so sehr annähern können, dass sich schon erste Verbindungen herstellen. Der Austausch der Atome verläuft über eine Art Nabelschnur. All das haben die Darstellungen am neuen Superrechner JUROPA ergeben.
„Die Ergebnisse hätte man vermutlich auch mit einem kleineren Rechner mit Zwischenschritten bekommen“, sagt Susanne Pfalzner. Allerdings ermöglicht der Computer aus Jülich eine Verarbeitung viel größerer Datenmengen, was eben zu schnelleren und auch präziseren Ergebnissen führt.
Der Einsatz hat sich gelohnt. Durch die neuen Berechnungen und die Orion-Cluster-Kopie haben die Forscher viel darüber erfahren, wie Doppelsterne zu einem werden. Vielleicht ist ja auch unsere Sonne so entstanden. Aber vielleicht auch nicht. Denn so gleich die Sterne am Himmel von der Erde aus auch aussehen, sind sie in Wahrheit doch echte Individualisten. So gibt es im Orion-Nebel eine Sonne namens Beteigeuze, die 600 Mal so groß ist, wie jene, die die Erde wärmt und mit Energie versorgt.
Doch dazu ein anderes Mal mehr.