Sternstunde

Mit Billigraketen auf Weltraumreise

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Mehr als nur das teuerste Hobby der Welt?

Mehrwegraketen könnten die Startkosten pro Kilogramm auf unter 1.100 Dollar senken, hofft Musk. Und noch zu Lebzeiten will er Flüge zum Mars und zurück für 500.000 Dollar anbieten.

Einiges davon mögen Utopien sein. Aber je billiger Raumflüge werden, desto mehr Geschäftsideen entstehen. Hotel-Tycoon Bigelow etwa, der 500 Millionen Dollar in sein Startup Bigelow Aerospace investieren will, möchte seine Raumstation BA 330 auch auf dem Mond platzieren, für Astronauten und vielleicht auch für Touristen.

Lange war es still geworden um den Erdtrabanten. Doch X-Prize-Gründer Diamandis hat mit seinem Wettbewerb Lunar X-Prize einen neuen Ansturm ausgelöst: Im Jahr 2015 wollen mehrere Startups, etwa Moon Express und Astrobotic Technology, Rover im Mondsand landen und herumfahren lassen. 2018 will Moon Express Teleskope auf die Rückseite des Mondes setzen, wo ungetrübte Sicht ins All herrscht. Das US-Startup Golden Spike Company entwickelt gar eine Landefähre für Astronauten - die Nasa benötigte für den ersten Mondflug noch 400.000 Fachkräfte.

Was den Mond so interessant macht, sind seine Rohstoffe. Wasser vom Mond lässt sich in Sauerstoff und Wasserstoff spalten - zwei gute Raketentreibstoffe. Allein in den Kratern am Südpol des Mondes lagern eine Milliarde Tonnen Wassereis - genug, um die nächsten 2.300 Jahre jeden Tag ein Shuttle zu betanken. Wasser könnte auch Astronauten versorgen, Raumschiffe kühlen und Raumstationen vor Strahlung abschirmen.

"Wasser öffnet den Weltraum so wie Gold damals den amerikanischen Westen", glaubt Bill Stone, Gründer des Startups Shackleton Energy. Vom Mond aus ließe sich das Wasser leicht ins All transportieren, glaubt er, da die Gravitation dort sehr gering ist. Stone möchte Astronauten in einer Mondstation ansiedeln, Eis abbauen und alle paar Monate fliegende Tanklaster mit Treibstoff zu schwebenden Zapfsäulen im Erdorbit schicken. Dort besorgen sich Raumschiffe billigen Treibstoff, und Roboter holen Sprit, um Satelliten zu betanken.

Werften im Weltraum

Bis zu 22 Milliarden Dollar will Stone auftreiben, so viel wie für ein Mega-Ölfeld. Steht die Finanzierung, könnte fünf Jahre später die erste Mondmission starten.

Raumfahrt würde dadurch so preiswert, dass ganze Kolonnen ins tiefe Weltall aufbrechen könnten, etwa zu Hunderte Millionen Kilometer entfernten Asteroiden. Auf die haben es die Startups Planetary Resources und Deep Space Industries abgesehen - als Rohstoffquellen. Ab 2015 wollen beide Unternehmen Sonden starten, die Brocken aufstöbern und untersuchen.

Schwebende Minenfahrzeuge sollen die Himmelskörper zerpflücken, Wasser gewinnen und Metalle für den Import zur Erde schürfen. Ein 500-Meter-Asteroid kann laut Planetary Resources mehr Platin enthalten, als die Menschheit je gewonnen hat. Das US-Startup Tethers Unlimited forscht gar an Weltraum-Werften mit 3-D-Druckern und Robotern. Sie sollen die Rohstoffe zu Antennen, Raketendüsen oder Solarzellen verarbeiten.

Ganze Solar-Satelliten ließen sich errichten, glaubt der Weltraumunternehmer John Mankins, die Strom erzeugen, per Mikrowellen-Strahlen auf die Erde schicken - und eine Ära billiger Energie einläuten.

Dann wären die Milliardenprojekte, in die Branson, Musk und Co investieren, mehr als nur das teuerste Hobby der Welt.

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