Sternstunde

Mit Billigraketen auf Weltraumreise

Andreas Menn Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Andreas Menn Redakteur Innovation & Digitales

Hotels im Orbit, Erzminen auf Asteroiden, Pauschalreisen in die Schwerelosigkeit: Mit kühnen Ideen will eine neue Generation von jungen Unternehmen eine Industrie im Weltraum aufbauen. Raumgleiter und Billigraketen machen Flüge ins All so erschwinglich wie nie zuvor.

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Space Adventures - Trip zum Mond: In vier Jahren schickt der Raumfahrtunternehmer Eric Anderson zwei Touristen auf einen Flug um den Mond. Quelle: Presse

Wer eine Milliarde Dollar besitzt, lebt auf der Erde wie ein König. Aber wer den Planeten verlassen will, kommt auch mit so viel Geld nicht weit - mit viel Glück 400 Kilometer bis zur Raumstation ISS. Flugtickets zum Mars, zu den Kometen oder zu den Sternen sind nirgends aufzutreiben.

Die Menschheit sitzt auf ihrer blauen Kugel fest wie ein Schiffbrüchiger im All.

Doch damit will sich ein Club aus Superreichen nicht abfinden. Wenn es keine Airline ins All gibt, so lautet ihr Motto, dann gründen wir eben eine.

Robert Bigelow, der mit seiner Hotelkette Budget Suites of America zum Milliardär geworden ist, entwickelt eine aufblasbare Raumstation aus High-Tech-Fasern, in der Astronauten ab 2015 um die Erde kreisen.

Richard Branson, Milliardär und Chef des britischen Musik- und Luftfahrtkonzerns Virgin, baut in New Mexico ein Raumschiff samt Weltraumbahnhof, das ab 2014 Touristen ins All fliegen soll.

Nur ein kleiner Fleck im All
Dieser Schnappschuss von Erde und Mond (Pfeil) ist der Raumsonde Cassini geglückt. Die eigentlich zur Erkundung des Planeten Saturn ausgeschickte Sonde befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme rund 1,4 Milliarden Kilometer von unserem Heimatplaneten entfernt. Möglich wurde der Schnappschuss, weil die Sonne zum Zeitpunkt der Aufnahme hinter dem Planeten stand, dessen Rand man oben links erkennt, zusammen mit einem Teil seines bekannten Ringsystems. Bei einer anderen Sonnenposition wären Erde und Mond durch das Licht unseres Zentralgestirns überstrahlt worden. Quelle: dpa
Dieses 1972 von Astronauten der Nasa-Mondmission Apollo 17 gemachte Bild ist ein echter Klassiker. Als "Blue Marble" - so der Titel des Fotos - präsentierte sich die Erde den Raumfahrern aus einer Distanz von 45.000 Kilometern. Quelle: NASA
Neil Armstrong und Buzz Aldrin waren nicht nur die beiden ersten Menschen auf dem Mond, sie konnten auch als erste Betrachter diesen Anblick genießen: Die Erde geht über dem Mondhorizont auf. Klar, dass sie von diesem Ereignis ein Foto zur Erde funkten. Quelle: NASA
Erde und Mond auf einem Bild vereint - was uns heute alltäglich erscheint, war in den frühen Tagen der Raumsonde Voyager 1 eine Sensation. Am 18. September 1977 funkte die Sonde diesen Schnappschuss aus gut 11 Millionen Kilometern zur Erde, um sich dann auf ihre weite Reise durch das Sonnensystem zu machen. Quelle: NASA
Ein gutes Stück näher war die Sonde Galileo, als sie auf ihrem Weg zum Jupiter einen Blick zurück auf Erde und Mond warf. Doch nicht nur die geringere Distanz zwischen Kamera und Motiv - "nur" rund 6 Millionen Kilometer - sorgte für eine höhere Bildqualität im Vergleich zum Voyager-Bild, auch die Technik war ein gehöriges Stück weiter - das Galileo-Bild entstand 1992. Quelle: NASA
Zugegeben, besonders eindrucksvoll wirkt die Erde auf diesem Bild nicht gerade. Und doch hat diese Aufnahme aus dem Jahr 2004 großen historischen Wert: Erstmals wurde unser Heimatplanet von der Oberfläche eines anderen Planeten aus fotografiert. Den kleinen Lichtpunkt am Himmel über dem Planeten Mars fing die Kamera des Nasa-Rovers Spirit ein. Zum Zeitpunkt der Aufnahme betrug die Entfernung zwischen beiden Planeten rund 65 Millionen Kilometer. Quelle: NASA
Auch dieses Bild der Erde wurde von einer Marssonde gemacht, dem Mars Global Surveyor. Die nachträglich eingefügten Details in der rechten Darstellung verdeutlichen, welchen Teil unseres Heimatplaneten die Sonde aus knapp 140 Millionen Kilometern ins Bild setzte. Quelle: NASA

Und Eric Anderson, Gründer des US-Raumfahrt-Startups Space Adventures, will 2017 einen Rundflug um den Mond arrangieren. Zwei Tickets hat er verkauft, angeblich für 150 Millionen Dollar pro Stück.

Vor allem im Kreise der Internet-Mogule gehört es fast zum guten Ton, sein eigenes Raumfahrt-Startup zu gründen: Amazon-Erfinder Jeff Bezos konstruiert mit seinem Startup Blue Origin ein Raumschiff für Touristen. Microsoft-Mitgründer Paul Allen entwickelt mit einem Jet namens Stratolaunch das größte Flugzeug der Welt, das als fliegende Raketenstartrampe dienen soll. Google-Chef Larry Page wiederum finanziert die Pläne von Planetary Resources, Rohstoffe auf Asteroiden abzubauen.

Es herrscht ein Weltraumfieber wie Anfang der Sechzigerjahre, als US-Präsident John F. Kennedy beschloss, den ersten Menschen zum Mond zu schießen. Anders aber als beim Apollo-Programm geht es nicht um ein Duell von Supermächten. Die neuen Himmelsstürmer wollen den Weltraum nicht aus Prestigegründen erobern, sie wollen ihn wirtschaftlich erschließen.

Die Raumfahrt, die mehr als 50 Jahre lang eine Domäne staatlicher Agenturen wie Nasa oder Esa war, wird zum Projekt privater Investoren - und das All zum Emerging Market. "Fast im Wochentakt stellt ein neues Raumfahrt-Startup seine Pläne vor", sagt James Pura, Präsident der einflussreichen Space-Frontier-Stiftung, die den Weltraum besiedeln will, "und alle in der Szene fragen sich, welches davon den nächsten Milliardär hervorbringt."

Auslöser der Gründerwelle war der Ansari X-Prize, ein Wettbewerb, den der US-Unternehmer Peter Diamandis Mitte der Neunzigerjahre ausschrieb. Er versprach zehn Millionen Dollar Preisgeld für das erste Unternehmen, das einen Menschen mindestens 100 Kilometer hoch fliegen würde, an jene Schwelle also, ab der offiziell der Weltraum beginnt. Im Jahr 2004 gewann das US-Raumfahrtunternehmen Scaled Composites mit seinem Raumgleiter SpaceShipOne den Preis. Der Erfolg elektrisierte die gesamte Branche.

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