Wer eine Milliarde Dollar besitzt, lebt auf der Erde wie ein König. Aber wer den Planeten verlassen will, kommt auch mit so viel Geld nicht weit - mit viel Glück 400 Kilometer bis zur Raumstation ISS. Flugtickets zum Mars, zu den Kometen oder zu den Sternen sind nirgends aufzutreiben.
Die Menschheit sitzt auf ihrer blauen Kugel fest wie ein Schiffbrüchiger im All.
Doch damit will sich ein Club aus Superreichen nicht abfinden. Wenn es keine Airline ins All gibt, so lautet ihr Motto, dann gründen wir eben eine.
Robert Bigelow, der mit seiner Hotelkette Budget Suites of America zum Milliardär geworden ist, entwickelt eine aufblasbare Raumstation aus High-Tech-Fasern, in der Astronauten ab 2015 um die Erde kreisen.
Richard Branson, Milliardär und Chef des britischen Musik- und Luftfahrtkonzerns Virgin, baut in New Mexico ein Raumschiff samt Weltraumbahnhof, das ab 2014 Touristen ins All fliegen soll.
Und Eric Anderson, Gründer des US-Raumfahrt-Startups Space Adventures, will 2017 einen Rundflug um den Mond arrangieren. Zwei Tickets hat er verkauft, angeblich für 150 Millionen Dollar pro Stück.
Vor allem im Kreise der Internet-Mogule gehört es fast zum guten Ton, sein eigenes Raumfahrt-Startup zu gründen: Amazon-Erfinder Jeff Bezos konstruiert mit seinem Startup Blue Origin ein Raumschiff für Touristen. Microsoft-Mitgründer Paul Allen entwickelt mit einem Jet namens Stratolaunch das größte Flugzeug der Welt, das als fliegende Raketenstartrampe dienen soll. Google-Chef Larry Page wiederum finanziert die Pläne von Planetary Resources, Rohstoffe auf Asteroiden abzubauen.
Es herrscht ein Weltraumfieber wie Anfang der Sechzigerjahre, als US-Präsident John F. Kennedy beschloss, den ersten Menschen zum Mond zu schießen. Anders aber als beim Apollo-Programm geht es nicht um ein Duell von Supermächten. Die neuen Himmelsstürmer wollen den Weltraum nicht aus Prestigegründen erobern, sie wollen ihn wirtschaftlich erschließen.
Die Raumfahrt, die mehr als 50 Jahre lang eine Domäne staatlicher Agenturen wie Nasa oder Esa war, wird zum Projekt privater Investoren - und das All zum Emerging Market. "Fast im Wochentakt stellt ein neues Raumfahrt-Startup seine Pläne vor", sagt James Pura, Präsident der einflussreichen Space-Frontier-Stiftung, die den Weltraum besiedeln will, "und alle in der Szene fragen sich, welches davon den nächsten Milliardär hervorbringt."
Auslöser der Gründerwelle war der Ansari X-Prize, ein Wettbewerb, den der US-Unternehmer Peter Diamandis Mitte der Neunzigerjahre ausschrieb. Er versprach zehn Millionen Dollar Preisgeld für das erste Unternehmen, das einen Menschen mindestens 100 Kilometer hoch fliegen würde, an jene Schwelle also, ab der offiziell der Weltraum beginnt. Im Jahr 2004 gewann das US-Raumfahrtunternehmen Scaled Composites mit seinem Raumgleiter SpaceShipOne den Preis. Der Erfolg elektrisierte die gesamte Branche.