Sternstunde

Unser Weltall wird zur Müllhalde

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Wie wahrscheinlich ist ein Zusammenprall?

Was hilft gegen Killer aus dem All?
Meteoritenhagel auf Russland und ein Asteroid, der unsere Erde gefährlich nahe passiert - der vergangene Freitag hat uns gleich mit zwei dramatischen Ereignissen vor Augen geführt, wie verletzlich unser Planet für Geschosse aus dem All ist. Weltweit suchen Forscher nach Wegen, potenzielle Killer aus dem Weltraum zu entschärfen. Ein Überblick über einige der vorgeschlagenen Methoden. Quelle: dpa
Hinfliegen und kaputtmachen - der Klassiker unter den Abwehr-Szenarien: Eine Kernwaffenexplosion auf oder nahe bei einem Astroiden soll diesen auf eine ungefährliche Bahn schubsen. Befürworter dieser Methode ist unter anderem die US-Weltraumbehörde Nasa. Problem dabei: Eine solche Explosion könnte den großen Brocken in mehrere Teile zerlegen, die dann ihrerseits die Erde bedrohen. Quelle: dpa
Deutlich sanfter ginge es bei einem von den Nasa-Astronauten Ed Lu und Stanley Love vorgeschlagenen Verfahren zu: Sie wollen ein schweres Raumschiff in der Nähe eines potenziell gefährlichen Asteroiden "parken". Durch die Anziehungskraft des Schiffes würde der Brocken allmählich aus seiner verhängnisvollen Bahn gelenkt werden, so die Überlegung. Quelle: Dan Durda - FIAAA / B612 Foundation
Auch unsere Sonne könnte helfen, einen gefährlichen Asteroiden abzulenken: Auf Raumschiffen montierte Spiegel sollen Sonnenlicht gebündelt auf den Astroiden richten und einen Teil seines Gesteins verdampfen. Über Monate hinweg ließe sich der Brocken so allmählich umlenken. Quelle: rtr
Einen ähnlichen Effekt könnten Laserstrahlen erzielen: Gepulste Laserstrahlung würde einen Teil des Asteroiden verdampfen und so einen Schub erzeugen, der die Flugbahn des Himmelskörper verändert. Quelle: rtr
Die US-Forscher Clark Chapman, Daniel Durda und Robert Gold haben die Möglichkeit untersucht, einen konventionellen Raketenmotor auf einem Asteroiden zu montieren und diesen so aus der Gefahrenzone zu bugsieren. Angesichts der exorbitanten Treibstoffmenge, die dafür benötigt würden, ein eher unrealistisches Szenario. Quelle: Curventa/Siemens
Auch die "Paintball"-Methode des MIT-Forschers Sung Wook Paek gehört zu den eher exotischeren Vorschlägen: Er möchte potenzielle Killer-Brocken mit gigantischen Kugeln voll heller Farbe beschießen und so die Fähigkeit der Asteroiden-Oberfläche, Sonnenlicht zu reflektieren, erhöhen. Wenn mehr von der Sonne einfallende Lichtteilchen von der Oberfläche „abprallen“, würde dies die Flugbahn des Asteroiden über Jahre hinweg messbar beeinflussen, so der Forscher, der mit seiner Idee im vergangenen Jahr den von der UNO ausgelobten Wettbewerb "Move an Asteroid" gewann. Quelle: dpa

„Könnte man im Orbit die Stopp-Taste drücken, sehe es gar nicht so dramatisch aus“, sagt Klinkrad. Dann wären die einzelnen Objekte vermutlich hunderte Kilometer im sicheren Abstand voneinander entfernt. „Doch die Elemente bewegen sich, und dadurch wird es eng“, sagt Klinkrad. Bereits 1996 verloren die Franzosen ihren Cerise-Satelliten, der von einem Trümmerteil einer explodierten Ariane-Rakete (im Auftrag der ESA gebaut) getroffen wurde. Auch am Weltraumteleskop Hubble entdeckten die Forscher bereits ein Durchschlagsloch und im Februar 2002 wurde ein Fenster der Internationalen Weltraumstation getroffen. Die letzte spektakuläre Kollision ereignete sich im Februar 2009, als in einer Höhe von knapp 800 Kilometern der amerikanische Kommunikationssatellit Iridium 33 und der russische Aufklärungssatellit Kosmos 2251 zusammenprallten.

„Wir möchten vor allem verhindern, dass die Situation im erdnahen Weltraum noch schlimmer wird, damit Kesslers Prophezeiungen nicht eintreten“, sagt Klinkrad. Ein weiteres Problem: Ist der Schrott erst einmal im Orbit unterwegs, ist die Lebensdauer der Objekte aufgrund der geringen Luftdichte länger als 100 Jahre. „Es herrscht kaum Luftwiderstand, und nur der kann auf natürlichem Wege zum Absturz, und damit zum Verlassen des Weltraums führen“, erklärt Heiner Klinkrad. „Um die Situation in den Griff zu bekommen, müssen wir Masse im erdnahen Raum aktiv entfernen.“

Katastrophen in der bemannten Raumfahrt

Die, die den Schrott verursacht haben, werden nun also aktiv. Für die Aufräum-Aktion im All schlagen die Forscher zwei Methoden vor: Zum einen lassen sich ausgediente Satelliten und andere Objekte mit einem kleinen Eigenantrieb versehen, womit sich der Edelschrott auf eine mehr als 35.000 Kilometer entfernte Bahn schießen lässt. Friedhofsbahnen nennen die Satellitenbetreiber diese, da die Objekte hier weiter kreisen können, ohne dass die Gefahr einer Rückkehr in viel genutzte Bahnen besteht.

Zum anderen besteht die Möglichkeit den Schrott bewusst und kontrolliert in Richtung Erde abstürzen zu lassen. Ab einer Höhe von 600 bis 800 Kilometern über der Erdoberfläche nimmt der Luftwiderstand so zu, dass der die Verweildauer im Orbit begrenzt ist. Daraus resultierende Abstürze passieren täglich. Denn die meisten kleineren Fragmente würden spätestens nach einigen Monaten in der Erdatmosphäre verglühen. „Pro Tag fallen etwa ein bis zwei Objekte aus dem All zurück auf die Erde ohne die Oberfläche je zu erreichen“, sagt Klinkrad. Beim Eintreten in die Erdatmosphäre werden sie langsam abgebremst, bis sie dann verglühen.

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