Sie duften herrlich nach Kakao, Mandel und Vanille. Allein beim Anblick der glänzenden, verzierten Schokoladenbissen ist es um manches Leckermaul geschehen. Die Auswahl ist „edel“ und „verlesen“, der Genuss „unverwechselbar“ und „exklusiv“, so versprechen es viele Pralinen-Anbieter.
Vor allem in der Weihnachtszeit werden Pralinen gerne verschenkt. Die Stiftung Warentest hat jetzt für die neue Ausgabe des Magazins „Test“ rund zwei Dutzend Produkte unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis dürfte einigen Schleckermäulern die Lust auf Pralinen gründlich verderben.
Stiftung Warentest: 23 Pralinen-Sorten unter der Lupe
Aldi (Nord)/Moser Roth Zarte Herzen Edel Marzipan
Arko Walnuss-Edelmarzipan-Pralinen
Bandy Brooks Berliner Edel Marzipan, Moodies Nr. 4
Fassbender & Rausch Walnuss Edelmarzipan, Artikel 8167
Godiva Saint Germain Marzipan in Zartbitterschokolade
Niederegger Marzipan Klassiker mit Zartbitter-Schokolade
Sawade Marzipan-Walnuss, Artikel 2203
Walter Edelmarzipan-Nüßchen, Artikel 1244
Zentis Belmanda Feinstes Edel-Marzipan Classic
Zetti Edel Marzipan umhüllt von feiner Zartbitterschokolade
Aldi (Nord)/Moser Roth Zarte Herzen Edel Nugat
Alnatura Bio Praliné Kugeln fein-cremig aus der Schweiz
Argenta Edel & Gut Nougat Pralinés
Edeka Fruits de Mer au chocolat Original Belgische Meeres-Früchte
Fass¬bender & Rausch Nuss-Nougat, Artikel 8181
Guylian Feine Belgische Pralinen mit Nuss-Nougat
Halloren Nougatissimo Edelnougat-Pralinés mit Voll¬milch¬schokolade Haselnuss
Leysieffer Nougat Pralinen Voll¬milch
Milka I love Milka Pralinés Nuss-Nougat-Crème
Netto Marken-Dis¬count/Choco Edition Belgische Mee¬res¬früchte 22 Nuss-Nougat Pralinen
Reber Schokis Edelnougat Alpenvoll¬milch Zweifach gefüllt mit Haselnuss
Trumpf Edle Pralinen für Geniesser Feine Gianduja Nougat Herzen
Erasmi Nougat Praliné Feinster Edel Nougat Gianduja Praliné
In fast allen Produkten aus Fertigpackungen sowie loser Ware von der Theke haben die Prüfer Spuren von Mineralöl nachgewiesen. Im Test waren insgesamt 23 Pralinensorten – 10 mit Marzipan, 12 mit Nougat (darunter ein Bioprodukt) und eine Besonderheit: Nougathappen ohne Schokolade.
Das raten die Tester
Marzipanliebhaber können die Tester diese Pralinen ans Herz legen:
Marzipan Klassiker von Niederegger für 3,20 Euro je 100 Gramm
Walnuss-Edelmarzipan-Pralinen von Arko für 3,75 Euro
Edelmarzipan-Nüßchen von Walter für 4,40 Euro
Nougatfans können die Tester diese Pralinen empfehlen:
Nougat Pralinés von Argenta (1,69 Euro)
Leysieffer Nougat Pralinen für 5,80 Euro
Gute Marzipan- und Nougatpralinen haben Fassbender & Rausch für 6,25 Euro und...
...Aldi (Nord)/Moser Roth für 1,06 Euro
Pro Produkt kauften die Tester etwa 30 Packungen ein, um ihre zahlreichen Punkte auf der Prüfliste klären zu können. Dazu gehörten Fragen wie „Überwiegt im Mund die Süße?“, „Enthält das Marzipan nur Mandeln?“ und „Ist die Schokolade mit Kadmium belastet?“.
Das Ergebnis: Insgesamt zwölf Produkte schneiden gut ab, darunter sowohl Marzipan- als auch Nougatpralinen. Keime waren kein Problem – ebenso wenig Kadmium, das Kakaopflanzen aus vulkanischen Böden aufnehmen können.
Und auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die sich etwa beim unsachgemäßen Trocknen der Kakaobohnen bilden können, haben die Tester der Stiftung nicht entdeckt.
Vier Produkte schaffen die Bestnote
Vor allem im Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl konnten mehrere Testkandidaten überzeugen – dieser Prüfpunkt ging mit 60 Prozent in die Gesamtbewertung ein und ist besonders wichtig. Bei der Verkostung haben die geschulten Prüfpersonen den Schokoladenüberzug als Erstes und getrennt verkostet.
Dann folgte die Füllung und im Anschluss die Praline im Gesamten. Gute Noten vergaben die Tester, wenn die Praline ausgewogen schmeckte, weder die Füllung noch die Schokolade im Vordergrund stand und die Süße nicht dominierte.
Ein kräftiger, vielseitiger Kakaogeschmack gab Pluspunkte, auch ein zarter Schmelz und das Knacken der Schokolade. Das Nougat musste gleichmäßig cremig sein und kräftig nach gerösteten Haselnüssen schmecken. Das Marzipan sollte leicht feucht, nicht bröselig sein sowie kräftig und aromatisch nach Mandeln schmecken.
Stiftung Warentest: Pralinen-Tipps der Tester
Wer richtig viel Marzipan haben möchte, muss auf die Produktbezeichnung achten.
Quelle: Stiftung Warentest, Test 12/2014
Klassische „Marzipan“-Produkte bestehen zur Hälfte aus Marzipanrohmasse und Zucker.
„Edelmarzipan“ enthält mindestens 70 Prozent Marzipanrohmasse, Lübecker sogar mindestens 90 Prozent.
Die Nougatfüllung kann flüssig oder fest sein. In jedem Fall besteht sie aber aus Nougatmasse und Zucker.
Laut Lebensmittelbuch enthält die klassische Nussnougatmasse höchstens 50 Prozent Zucker und mindestens 30 Prozent Fett.
Sahne-Nougat hat mindestens 5,5 Prozent Milchfett aus Sahnepulver oder Sahne. Der Begriff „Gianduja“ ist nicht geregelt. Es ist das italienische Wort für Nougat.
In spezialisierten Süßwarengeschäften und übers Internet gibt es vorgefertigte Schokoladenhohlkörper zu kaufen, die man zuhause selbst mit einer so genannten „Ganache“ füllt.
Die Ganache besteht in der Regel aus einer bestimmten Menge Sahne, Flüssigkeit (wie zum Beispiel Alkohol, Saft, Sirup), Gewürzen (wie zum Beispiel Ingwer, Chili, geriebene Vanilleschote oder Orangenschale) und geschmolzener Schokoladenkuvertüre.
Wer ohne Hohlkörper arbeiten will, dem seien diese Marzipan-Nougat-Würfel empfohlen.
Hervorzuheben sind nach Ansicht der Tester die Marzipanpralinen von Niederegger, die Nougatpralinen von Fassbender & Rausch sowie Leysieffer und die Nougathappen von Erasmi. Diese vier erreichen in der sensorischen Beurteilung die Note 1,0.
Fast genauso gut im Geschmack sind die Edelmarzipan-Pralinen von Arko, Fassbender & Rausch, Walter sowie die Nougatpralinen von Aldi (Nord), Argenta und Guylian. Eine Überraschung für die Tester war, dass ausgerechnet mehrere der teuren und edel wirkenden Pralinen von der Theke enttäuschten.
Das lag unter anderem daran, dass die Kennzeichnung fehlte oder unvollständig war. Besonders negativ fielen die Marzipanpralinen des belgischen Königshauslieferanten Godiva auf. 100 Gramm seiner Pralinen kosten stattliche 8,95 Euro.
Pralinen mit Mineralölen belastet
Bei den belgischen Pralinen wiesen die Tester den Konservierungsstoff Sorbinsäure (E 200) nach, und das nicht nur in Spuren. Die Konservierung einer Marzipanfüllung ist unüblich, aber erlaubt – wenn sie angegeben wird.
In der Zutatenliste, die am Godiva-Stand eingesehen konnte, tauchte der Stoff nicht auf. Allergologen schätzen die Zahl derer, die Sorbinsäure schlecht vertragen, zwar als gering ein. Das Urteil für die Deklaration lautet aber Mangelhaft. Das Gesamturteil lautete: ausreichend (4,5).
Stiftung Warentest: So wurden Pralinen getestet
22 Pralinenpackungen – 10 mit Marzipan, 12 mit Nougat (darunter ein Bioprodukt); eine Besonderheit: Nougathappen ohne Schokolade.
6 Produkte kauften die Tester lose an der Theke und, soweit verfügbar, mit Geschenkverpackung. Ihre Kennzeichnung ließen sie sich an der Theke aushändigen.
Einkauf der Prüfmuster: Juni/Juli 2014.
Anbieterbefragung im Oktober 2014.
Das test-Qualitätsurteil konnte maximal eine halbe Note besser sein als die sensorische Beurteilung. Bei mangelhafter Deklaration war das test-Qualitätsurteil maximal eine halbe Note besser. War die Verpackung mangelhaft, lautete auch das test-Qualitätsurteil mangelhaft. Bei ausreichender Deklaration wurde das test-Qualitätsurteil um eine halbe Note abgewertet.
Die sensorische Beurteilung macht 60 Prozent der Note aus. Es beschrieben fünf geschulte Prüfpersonen Aussehen, Geruch, Geschmack/Nachgeschmack und Mundgefühl der auf 18 Grad Celsius temperierten Pralinen und erfassten auch Fehler. Jeder Prüfer beschrieb die anonymisierten Proben unter gleichen Bedingungen.
Auffällige Produkte wurden mehrfach verkostet. Abweichende Ausprägungen stuften die Prüfer je nach Art und Intensität als Fehler ein. Basis für die Beurteilung war der erarbeitete Konsens.
Schadstoffe gingen mit 15 Prozent in die Note ein. Die Tester prüften das Gesamtprodukt unter anderem auf Kadmium, Pflanzenschutzmittel, Weichmacher und Mineralöle.
Die mikrobiologische Qualität machte fünf Prozent der Note aus. Untersucht wurde unter anderem auf Gesamtkeimzahl, E. coli, Salmonellen, Schimmelpilze und osmotolerante Hefen.
Ebenfalls fünf Prozent der Note macht die Verpackung aus. Drei Experten prüften Produktschutz, Originalitätssicherung, Öffnen, Entnehmen, Wiederverschließen, Recyclinghinweise und Materialkennzeichnung.
15 Prozent der Note entfielen auf die Erläuterungen auf der Verpackung. Drei Experten prüften nach lebensmittelrechtlichen Vorschriften, ob die Kennzeichnung vollständig und richtig ist und mit den Analyseergebnissen übereinstimmt. Zudem beurteilten sie unter anderem Werbeaussagen, Herkunfts-, Portions- und Nährwertangaben.
Ein anderes Problem wiesen die losen Marzipanpralinen von Bandy Brooks, einem Pralinen- und Eishersteller mit amerikanischen Wurzeln, auf. Sie waren deutlich mit Mineralölen belastet. Diese Stoffe sorgten schon 2012 im Test von Adventskalendern für Aufsehen.
Wie damals stießen die Tester jetzt auch auf zwei Gruppen: sogenannte MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). Als kritisch gelten MOSH, da sie sich im Körper anreichern können. Noch kritischer sind MOAH, aromatische Mineralöle. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.
Die Prüfung ergab: Bei Bandy Brooks liegt das Problem in der Geschenk-Verpackung. Aus dem dickwandigen Recyclingkarton dünsten Mineralöle aus oder gehen durch Kontakt auf die Pralinen über. Im Karton fanden die Tester Gehalte an MOSH und MOAH, die für recyceltes Papier typisch sind.
Je länger Pralinen darin liegen, umso mehr steigt ihre Belastung. Bis heute gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für Mineralöle. Die Tester haben ihre eigenen Bewertungskriterien entwickelt. Frei von Mineralölen waren nur die Pralinen von Arko. Viele Hersteller nutzen heute Packungen aus Frischfaser anstelle von Recyclingkarton. Das ist schon ein wichtiger Schritt. Da die Mineralölgefahr aber auf jeder Produktionsstufe lauert, bleibt noch viel zu tun.