




Auch Ärzte sind Menschen, also machen auch sie Fehler. So wahr, so tragisch für die Patienten. Rund 12.500 vermuteten Behandlungsfehlern sind die Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) im vergangenen Jahr nachgegangen. Etwa jeder dritte Patient lag mit seinem Verdacht richtig. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Bei rund zwei Dritteln der untersuchten Krankheitsverläufe lag kein Arztfehler vor. Oft sind die schmerzhaften und manchmal sogar tödlichen Komplikationen ein wahr gewordenes Lebensrisiko, für das niemand an den Pranger gestellt werden kann.
Rund zwei Drittel der Vorwürfe, nämlich 8607 Fälle, richteten sich gegen Krankenhäuser; davon wurden 30 Prozent bestätigt. 3872 Fälle – das ist rund ein Drittel – betrafen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Hier bestätigten die MDK-Gutachter 36 Prozent der Fehler-Vorwürfe. Das entspricht fast den Zahlen der Vergangenheit, es hat sich also trotz aller vermeintlichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung in Praxen und Kliniken wenig gebessert.
An diesen Stellen verschwenden Kliniken unnötig Geld
Aktivitäten, die der Patient nicht benötigt, z.B. Doppeluntersuchungen
Mehr Aufwand ohne zusätzlichen Nutzen, z.B. Untersuchungen mit identischer Aussage
Bewegung des Personals, die nicht dem Patienten dient, z.B. Suche nach Geräten, Akten, Material
Patient und Arzt warten immer wieder gegenseitig aufeinander, z.B. Ambulanz, OP
Zum Beispiel fehlende oder unvollständige Informationen
Mitarbeiterrückmeldungen und -ideen verhallen ungenutzt
Zum Beispiel lange Lagerhaltung von Waren oder lange Verweildauer von Patienten
Auch auf das gerade erst in Kraft getretene Patientenrechtegesetz sollten sich Kranke nicht verlassen. Noch immer liegt die Beweislast für einen Fehler bei ihnen, nicht der Arzt ist verpflichtet, sein fehlerfreies Handeln nachzuweisen. Das seit Jahren von vielen Experten geforderte bundesweite Register für Behandlungsfehler gibt es auch noch immer nicht.
Die meisten Vorwürfe erheben Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit Operationen. Die operativen Fächer Orthopädie/Unfallchirurgie und Allgemeinchirurgie sind besonders betroffen. Danach folgen Zahnmedizin, Innere Medizin und Gynäkologie. „Eine hohe Zahl von Vorwürfen ist aber nicht gleichzusetzen mit einer hohen Zahl tatsächlicher Fehler“, erläutert Prof. Dr. Astrid Zobel, Leitende Ärztin Sozialmedizin des MDK Bayern, der die Daten aller Medizinischen Dienste ausgewertet hat. „Gemessen an der Zahl der Vorwürfe werden die meisten Fehler in der Pflege, in der Zahnmedizin und in der Gynäkologie bestätigt.“
Laut MDK-Statistik traten die meisten Fehler bei der Wurzelbehandlung der Zähne auf, gefolgt vom Hüft- und Kniegelenksersatz.